Begleitservice der Rheinbahn ist eine Chance für alle
25 Prozent der Arbeitslosen fanden nach ihrer Tätigkeit als Betreuer den Weg zurück in die Arbeitswelt.
Düsseldorf. Früher kam Christiane Andrèe nur selten aus dem Haus. Die 48-Jährige leidet an einer spastischen Lähmung, die sie seit ihrer Geburt an den Rollstuhl fesselt. Auf eigene Faust den Einkauf zu erledigen oder den Arzt aufzusuchen, das forderte sie jedes Mal von Neuem heraus. Vor vier Jahren hat Andrée ein Stück Lebensqualität zurückgewonnen. Da nahm sie zum ersten Mal den Begleitservice der Rheinbahn in Anspruch, ein gemeinsames Projekt von Rheinbahn, Jobcenter und Zukunftswerkstatt (ZWD).
Dabei erhalten Senioren und Menschen mit Handicap kostenlos Hilfe beim Behördengang, beim Einsteigen in die Bahn oder auf dem Weg in den Supermarkt. Sie werden von ehemaligen Langzeitarbeitslosen begleitet, die von der ZWD zu sogenannten Fahrgastbetreuern ausgebildet wurden. Coaching und Beratung der Teilnehmer finanziert das Jobcenter. 110 solcher Ein-Euro-Jobber sind momentan im Einsatz.
„Dieses Konzept hat Vorteile für beide Parteien“, erklärt Dorothea Körfers von der ZWD. Die Kunden erhielten wieder Mobilität, die Qualifikation von Langzeitarbeitslosen und ihre Chancen zum Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt würden erhöht. Wie effektiv diese Maßnahme wirklich ist, zeigt die Bilanz, die ZWD, Jobcenter und Rheinbahn jetzt nach vier Jahren ziehen: 271 von insgesamt 1040 Teilnehmern (also etwas über 25 Prozent) haben nach ihrer sechsmonatigen Tätigkeit als Fahrgastbetreuer einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Allein die Rheinbahn hat 30 Fahrer aus dem Teilnehmerkreis rekrutiert. „Ich habe vor, bald die Sachkundeprüfung für einen Job im Sicherheits- und Wachdienst zu machen“, kündigt etwa Betreuer André Böltau an.
Dass der Bund nun die finanziellen Mittel zur Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen kürzen will, stellt alle Beteiligten vor eine Bewährungsprobe. Doch sie bestätigen einstimmig, dass das Projekt mindestens bis zum Ende des Jahres 2012 weiterlaufen wird. „Unsere Aufgabe ist es, den Service unter Anpassungen in gewohnter Qualität fortzusetzen“, sagt Körfers. Wie genau diese Anpassungen aussehen, werde sich im Laufe der Zeit herausstellen.
Schließlich seien nicht nur die Teilnehmer, sondern auch und gerade deren Kunden darauf angewiesen. Insgesamt gab es bislang 27 000 Einsätze für die Betreuer. Zu 80 Prozent handelt es sich bei den Kunden um Senioren im Alter von 81 bis 90 Jahren. Manche von ihnen sind blind, andere durch den Rollstuhl in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt.
„Der Service bedeutet für mich Lebensqualität“, bekräftigt Andrée, die sich zwei Mal im Monat auf dem Weg ins Rathaus und in den Supermarkt begleiten lässt. Die helfenden Hände, das nette Geplauder mit den Betreuern seien durch nichts zu ersetzen. „Deshalb muss das Projekt unter allen Umständen erhalten bleiben.“
Der Begleitservice ist in der Zeit von 8 bis 20 Uhr unter Ruf 582 34 56 zu erreichen.