Düsseldorf-Derendorf Beim Fußball ein paar Probleme vergessen
Einmal die Woche treffen sich Flüchtlinge zum Fußballspielen. Hockeyspieler Maarten Fonteijn organisiert die Sportkleidung und einen Platz zum Kicken.
Derendorf. Wenn Maarten Fonteijn mit Tüten bepackt die Erstaufnahmestelle an der Roßstraße betritt, wird er schon sehnsüchtig erwartet. Im Gepäck hat er Kleidung. Es sind aber keine gewöhnlichen Straßenklamotten, sondern Sportsachen. Der 29-Jährige organisiert seit August eine wöchentliche Fußballrunde für Flüchtlinge. Da die meisten nur ein Paar Schuhe, eine Jeans und maximal zwei T-Shirts haben, kümmert er sich um die passende Kleidung. „Viele der Flüchtlinge haben Angst, dass ihre wenigen Kleidungsstücke beim Fußballspielen kaputt gehen. Sie kommen dann nicht mit, obwohl sie gerne würden“, sagt er.
Deshalb hat er die Mitglieder seines Vereins, des Deutschen Sportklubs Düsseldorfs (DSD), um Spenden in Form von Sportbekleidung gebeten — und stieß dabei auf eine große Hilfsbereitschaft.
Dass Maarten Fonteijn endlich in der Flüchtlingsunterkunft eingetroffen ist, um einige zur Fußballrunde abzuholen, spricht sich herum wie ein Lauffeuer. Nach ein paar Minuten sind sie startbereit und machen sich gemeinsam auf den Weg zum Fußballplatz des BV 04. „Wir dürfen den Platz immer nutzen, sofern keine andere Mannschaft dort gerade spielt“, sagt Fonteijn. „Sollte er mal belegt sein, gehen wir einfach in einer Kolonne zum Rheinpark.“
Eigentlich spielt Fonteijn Hockey beim DSD. Doch Fußball ist eben ein Sport, den man sehr einfach und ohne viel Aufwand spielen kann. Und in diesem Fall besonders wichtig: Fast jeder auf der Welt weiß, wie es geht. „Fußball ist ein Teamsport. In den Unterkünften halten sich die meisten Flüchtlinge nur unter ihren Landsleuten auf. Aber beim Fußball ist die Gruppe plötzlich komplett gemischt.“
Viele Spieler kommen aus Syrien, dem Irak oder aus Afrika. Maarten Fonteijn spricht mit ihnen über ihre Heimat, ihre zurückgelassenen Familien oder ihren schwierigen Weg hierher. „Man sieht es jeden Tag im Fernsehen, aber zu realisieren, dass die betroffenen Menschen hier um die Ecke leben, ist was anderes“, sagt er. Die meisten Teilnehmer der Fußballrunde sind zwischen 20 und 30 Jahre alt.
Einige von ihnen wohnen gar nicht mehr in der Unterkunft an der Roßstraße, denn dort bleiben sie nur bis zu drei Monate. Sie kommen trotzdem hin und wieder vorbei. So auch Aboubacar Sow aus Guinea-Bissau. Der 19-Jährige unterstützt Maarten beim Verteilen der Kleidung und bringt auch sonst Ordnung in die Gruppe. „Maarten ist ein richtiger Freund für mich geworden. Außerdem spielt er gut Fußball“, sagt er. Und: „Er bringt uns alle zusammen, egal woher wir kommen - und hilft uns damit sehr.“
Sobald die Mannschaften gebildet wurden startet die Partie Elf gegen Elf. Zwischendurch gibt es etwas zu trinken und ein paar Bananen. Maarten Fonteijn ist oft gerührt von dem, was die Flüchtlinge über ihn sagen. Dass er sie wieder froh mache, hat er schon das ein oder andere Mal gehört. „Mir geht es selbst so: Wenn ich Probleme habe und Fußball spiele, dann kann ich sie zumindest für einen Moment vergessen.“ Genau das möchte Maarten Fonteijn für die Mitspieler. Einfach nur Sport treiben, ganz sorgenfrei sein - wenn auch nur für eine kurze Zeit.