Düsseldorf Bio für alle — und zwar online bestellt

Das Konzept „Marktschwärmerei“ bietet regionale Produkte zu fairen Preisen an - sowohl für Erzeuger als auch für Verbraucher. Gekauft wird online, abgeholt am Factory Campus.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Eier von wirklich glücklichen Hühnern, Brot aus Getreide, das täglich in der eigenen Mühle frisch gemahlen wird, und Spirituosen aus strikter handwerklicher Herstellung: Das Ganze und mehr findet man auf einem Bauernmarkt der anderen Art. Im Internet bestellen, auf dem Factory Campus an der Erkrather Straße abholen, so dass man dem Bauern dabei auch noch kurz die Hand schütteln kann — das ist das Konzept der „Marktschwärmerei“.

Jana Lang hat die erste „Marktschwärmerei“ in Düsseldorf gegründet. Die Idee stammt aus Frankreich, europaweit gibt es mittlerweile mehr als 1000 Standorte, knapp 800 davon im Heimatland Frankreich. In Deutschland sind es zur Zeit 41. Ziel ist es, einen direkten Vertriebsweg für kleine Erzeuger zu schaffen, und Kunden Zugang zu hochwertigen, regionalen Lebensmitteln zu ermöglichen.

Zehn Wochen hat Jana Lang gebraucht, bis sie einen Standort gefunden und 24 regionale Erzeuger vom Konzept überzeugt hatte, seit Mitte Juli läuft der Bauernmarkt: „Mittlerweile haben wir über 400 registrierte Mitglieder, die sich für unser Angebot interessieren“, erzählt sie, und es sollen noch mehr werden: „Die Leute müssen sich aber erst mal an die neue Form des Einkaufens gewöhnen“, sagt Lang.

Walnussöl aus Rommerskirchen, Bio-Wein aus Lehmen, Honig aus Düsseldorf, Käse aus der eigenen Hofkäserei in Much, handwerklich hergestellte Pralinen aus Willich, Erdbeeren und Pflaumen aus Korschenbroich: Im Angebot sind Produkte von regionalen Erzeugern innerhalb eines Radius von 250 Kilometern. „Ich habe einen kleinen Betrieb für Öle, Liköre und eingelegte Nüsse und es ist wirklich schwer, sich heute als kleiner Betrieb behaupten zu können“, sagt Heide Eisenacher von der Ölmühle Vanikumer Lindenhof. Einmal pro Woche, immer dienstags, öffnet die „Marktschwärmerei“ ab 17.30 Uhr für zwei Stunden auf dem Gelände des Factory Campus.

„Ich bin froh, dass ich hier Koteletts von einem Schwein bekomme, das tatsächlich noch in der Erde wühlen darf“, berichtet Victoria Weyand. „Was wir im Supermarkt angeboten bekommen, ist weder Bio noch gut und ich kann es nicht mehr mit gutem Gewissen essen.“ Die 28-jährige Studentin hat nicht viel Geld zur Verfügung, dennoch kann sie sich die guten Lebensmittel erlauben: „Ich kaufe hier jede Woche für 30 Euro und damit komme ich gut hin. Vieles hier ist oft günstiger als in einem Bio-Markt.“ Zwiebeln, Hackfleisch, Tomaten, Brokkoli, Quark, Käse und Joghurt hat sie diese Woche gekauft. Sie ist ganz begeistert von der „Marktschwärmerei“.

Spontankäufe gehören allerdings nicht zum Konzept, bestellt und bezahlt wird ausschließlich im Internet — bis spätestens Sonntagabend. „Dann haben die Erzeuger Zeit alles vorzubereiten.“ Wenn am Dienstagabend Schluss ist, sind stets alle Verkaufstische leer. „Es ist bis jetzt nur einmal vorgekommen, dass ein Kunde seine Ware nicht abgeholt hat“, erinnert sich Lang. „Ich hab sie ihm dann nach Hause geschickt“, fügt sie hinzu.