Bombe legt Mörsenbroich lahm
Per Fernsteuerung drehte Frank Höpp den Zünder aus der Bombe. 230 Anlieger hatten ihre Häuser verlassen müssen.
Düsseldorf. Bombenentschärfung mal gut gelaunt: Während Polizei und Ordnungsamt Kreuzungen zwischen Mörsenbroicher Weg, Heinrich- und Lenaustraße abriegeln, tönt aus der evangelischen Thomaskirche an der Eugen-Richter-Straße fröhlicher Kindergesang.
Die St.-Franziskus-Grundschule an der Herchenbachstraße liegt am Dienstag im Gefahrenbereich B: Im Radius von 500 Metern um den Fundort der britischen Fünf-Zentner-Bombe auf dem Gelände der ehemaligen Reitzensteinkaserne darf niemand ins Freie, müssen Fenster geschlossen bleiben. In einer Grundschule nicht zu machen, sagt Schulleiterin Monika Leifholz. Deshalb rief sie am Morgen Pfarrer Christoph Dielmann an — und der nahm die über 300 Kinder auf: „Wir haben Platz — und wir mögen die Kinder“, sagt er ganz entspannt.
So locker sehen es nicht alle. „Anscheinend wissen viele Menschen es nicht“, erlebt Polizeioberkommissar Carsten Vollmer an der gesperrten Kreuzung Lenaustraße/Mörsenbroicher Weg. „99 Prozent haben leider kein Verständnis für unsere Maßnahmen.“ Anwohner Hendrik Radewahn (54) ärgert sich, weil er erst am Morgen von der Entschärfung erfahren hat, als er zu einem Termin fahren wollte — durch einen Zettel an der Tür seines Wohnhauses an der Hermann-Hesse-Straße. Die Infos in Zeitungen und im Radio hat er nicht mitbekommen.
Er ist einer von vier Anwohnern, die sich bei der Betreuungsstelle in der Heinrich-Heine-Gesamtschule an der Graf-Recke-Straße einfinden. Etwa 230 müssen im Gefahrenbereich A — 250 Meter rund um den Bombenfundort — ihre Häuser verlassen. 2500 weitere Menschen sind im Bereich B betroffen, darunter ein Altenheim, eine Kita und mehrere Schulen.
Um 13.30 Uhr soll der Spuk vorüber sein. Doch die Uneinsichtigkeit einiger Menschen verzögert die Arbeiten: Noch um kurz vor eins sichtet der Ordnungsdienst in einer Kleingartenanlage mehrere Personen. Frank Höpp vom Kampfmittelräumdienst muss warten.
Kurz vor 14 Uhr kommt dann die Entwarnung. Höpp hat den Zünder mit einer Maschine per Fernsteuerung aus der Fliegerbombe gedreht — mit einem Sicherheitsabstand von 150 Metern. „Alles ist gut gelaufen“, sagt er. Es ist seine 25. Bombenentschärfung — bereits die vierte in Düsseldorf. Routine gibt es dennoch nicht. „Deshalb muss ich jetzt gleich mal meine Frau anrufen“, sagt Höpp — und lädt die Bombe auf einen Lastwagen.