Düsseldorf „Brillen-Bande“ schweigt vor Gericht
18 Banküberfälle sollen auf das Konto des Trios gehen. Bei ihren Taten trugen die Räuber auffallende Brillen.
Düsseldorf. Es dauerte lange, bis die „Soko Brille“ den Durchblick hatte. Monatelang wurde nach einem Einzeltäter gesucht, der für eine ganze Serie von Überfällen auf Banken und Sparkassen verantwortlich war. Ein Handwerker brachte die Fahnder dann auf die richtige Spur. Seit Dienstag muss sich ein Trio vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten. Andrij L. (43), Andreas S. (33) und Dmitrijs K. (39) sollen die Raubüberfälle in wechselnder Besetzung gemeinsam begangen haben.
Begonnen hatte die Serie am 8. Oktober 2014 im ostfriesischen Weener. Danach schlugen „Deutschlands fleißigste Bankräuber“ unter anderem in Neuss, Mönchengladbach, Rommerskirchen, Krefeld, Wuppertal, aber auch in Rheinland-Pfalz oder Hessen zu. Die Methode war immer gleich. Einer der Täter stellte sich ganz normal in der Schlange an und wartete, bis er an der Reihe war, und zog dann die Waffe. Zum Teil hatten andere Kunden und Mitarbeiter von den Überfällen gar nichts mit bekommen.
Auffallend waren die Brillen, die bei den Raubzügen getragen wurden — darum wurde die Sonderkommission auch danach benannt. Insgesamt soll das Trio knapp 111 000 Euro erbeutet haben.
Aufgefallen war das Trio nach einem Überfall in Mönchengladbach. Dort hatten die Fahnder einen Handwerker, der in der Nähe des Tatortes unterwegs war, gefragt, ob ihm etwas Besonderes aufgefallen war. Der konnte sich zunächst an nichts erinnern. Dann fand er allerdings auf der Ladefläche seines Lastwagens eine Mütze mit der Aufschrift „S.W.A.T.“, die bei einem der Überfälle getragen wurde. Daran entdeckte man DNA-Spuren, die zu Andrij L. führten. Der 43-Jährige hatte schon wegen einer ähnlichen Überfallserie im Gefängnis gesessen.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei ihm um die treibende Kraft handelt. Er soll seine beiden Komplizen jeweils zu den Tatorten gefahren und mit nicht funktionsfähigen Waffen ausgestattet haben. Auch für die Aufteilung der Beute soll Andrij L. verantwortlich gewesen sein.
Zum Prozessauftakt am Dienstag schwieg das Trio, es wurde nur die Anklageschrift verlesen. Zwei der Angeklagten sollen der Polizei gegenüber ein Teilgeständnis abgelegt haben. Ob sie auch im Prozess aussagen werden, wird am Freitag bekannt gegeben.
Dass der erste Verhandlungstag schnell beendet war, lag an einem Kuriosum. Bevor das Trio verhaftet wurde, hatte es eine Telefon-Überwachung der Angeklagten gegeben. Die Verteidiger des Hauptangeklagten monierten, dass ihnen die CD mit den Aufnahmen zu spät überlassen wurde. Und als die Ergebnisse der Überwachung dann vorlagen, stellte sich heraus, dass die Gespräche fast ausschließlich auf Russisch geführt wurden.
Die Vorsitzende Richterin unterbrach daraufhin am Dienstag die Verhandlung. Die Rechtsanwälte sollen Gelegenheit haben, die Aufnahmen gemeinsam mit ihren Mandanten zu erläutern. Nur wenn sie ein Geständnis ablegen, könnte eine langwierige Beweisaufnahme vermieden werden. Angesetzt ist das Verfahren vom Gericht zunächst bis zum 29. April.