Diskussion Jens Spahn in Düsseldorf: Künstliche Intelligenz soll Pflege entlasten

Düsseldorf · Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) diskutierte mit Düsseldorfer Studenten und Azubis in der Heine-Uni. Bei manchen Themen wurde es ungemütlich – etwa bei Vergütungsmodellen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in der Heinrich-Heine-Universität.

Foto: Oliver Langel

„Es braucht gut geführte Debatten und die Bereitschaft, dem anderen auch einmal zuzuhören, selbst wann man dessen Meinung nicht teilt“, war die klare Ansage von Jens Spahn (CDU), der sich am Montagnachmittag im Hörsaal 3A der Heinrich-Heine-Uni den Fragen von Studierenden stellte. Der Gesundheitsminister kam auf Einladung der Jungen Union Düsseldorf Nord und des Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) auf den Campus und hatte sich rund zwei Stunden Zeit für die Veranstaltung genommen.

Zum Einstieg fasste Spahn die Kernthemen zusammen, die ihm derzeit unter den Nägeln brennen: Organspende, Impfpflicht und die Änderung der Approbationsordnung. Der Minister gab sich betont locker, verzichtete für seinen Kurzvortrag auf ein Skript und ein Mikrophon.

„Uns geht es so gut wie nie, und obwohl das so ist, vertrauen immer weniger Menschen auf Politik, Institutionen und Wissenschaft“, bilanziert Jens Spahn und fragt sich laut: „Warum ist da so?“ Da müsse sich etwas ändern und das ginge eben nur über Debatten, denen auch Entscheidungen folgen müssten und das bitte mit etwas Tempo. Beispiele hatte der Minister dafür einige: Etwa die Gesundheitskarte, die er „den Berliner Flughafen des Gesundheitssystems“ nannte, weil immer wieder nachgebessert werde, anstatt sie an den Start zu bringen. „Das wird aber 2020/2021 endlich passieren“, gab sich Spahn zuversichtlich und erklärte auf die Frage eines Medizinstudenten, wie es denn bei aller Liebe zur Digitalisierung mit dem Datenschutz bei diesem Thema sei? „Wir werden den höchst möglichen Datenschutz garantieren, wenn die Karte eingeführt wird und die Patienten können entscheiden, welche Daten auf der Karte gespeichert sind und ob sie vom Arzt eingesehen werden können“, versichert der Minister. Aber es gäbe für den Anfang nur Alles oder Nichts. Das heißt, zwar könne der Patient entscheiden, ob ein Arzt Zugriff auf die Daten hat, aber diesen nicht einschränken.

Vielen Studierenden aus der Seele sprach Spahn, als er die „Bachelorisierung und Masterisierung“ in allen Ausbildungsbereichen kritisierte, für die er so gar nichts übrig habe. Auch die Fixierung auf Abinoten als Auswahlkriterium für ein Medizinstudium merkte er kritisch an und erntete dafür Applaus vom Plenum. Denn Noten sagten nichts über den Willen und die Eignung für einen Beruf aus. „Ich verstehe auch nicht, warum gerade Kliniken Medizinstudenten im praktischen Jahr so schlecht behandeln“, stimmte Jens Spahn einer Studierenden zu, die genau diese Problematik ansprach. Schließlich klagten viele Krankenhäuser über einen Ärztemangel, meinte der Minister.

Als eine Psychologiestudentin die derzeit hitzig geführte Diskussion über einen Studiengang für Psychotherapeuten und das damit verbundene leidige Thema der Vergütung ansprach, kamen deutliche Worte von Spahn: „Ihr habt alle diese Ausbildung begonnen, ohne zu wissen, dass der Minister da etwas verändern will, da könnt ihr euch jetzt nicht beschweren.“ Dann stimmte er aber versöhnlichere Töne an und versprach, dass er sich in der Sommerpause mit den Verantwortlichen zusammensetzen und eine Lösung ausarbeiten würde.

Spahn zeigt Verständnis für zu hohen bürokratischen Aufwand

Nachvollziehen konnte er auch die Probleme eines Pflegers in Ausbildung, der die Dokumentationspflicht als zu aufwendig beschrieb und wissen wollte, ob sich denn da in absehbarer Zeit etwas ändern würde. Für den Gesundheitsminister eine Steilvorlage, um noch einmal die notwendige Digitalisierung ins Gespräch zu bringen. „Beispielsweise künstliche Intelligenz und Systeme, die aus der Sprache der Pflegenden schon die nötigen Informationen für die Dokumentation ableiten“, referierte er.

„Und wie steht es mit der Legalisierung von Cannabis, um der Kriminalisierung entgegen zu wirken?“, wollte ein Medizinstudent wissen. „Die Frage höre ich häufig und ich kenne alle Argumente“, stellte Jens Spahn klar. Zum Beispiel, dass Alkohol ja auch nicht verboten sei. „Jesus hat Wasser zu Wein gemacht, nicht Gras zum schwarzen Afghanen“, versuchte es der Minister mit Humor und verwies auf Legalisierungsprojekte in den USA und den Niederlanden. „Ich schaue mir das eine Weile an und dann können wir aufgrund dieser Erfahrungen entscheiden“, versprach Spahn.

Ein wenig wirkte der Nachmittag mit ihm auch wie Werbung in eigener Sache, für all die Projekte, die er als Gesundheitsminister angestoßen habe und noch umsetzen will. Vorsichtshalber wies Jens Spahn darauf hin, dass „ich das ja nicht allein entscheide, ich muss auch die anderen Parteien mit einbinden“. Was er nicht aussprach: Wenn ihr wollt, dass sich etwas ändert, müsst ihr dafür sorgen, dass ich im Amt bleibe.