„Café Casablanca“: Ein Schauspiel über die Hintergründe des Films
Am 24. April wird das Stück von Andcompany & Co. im Jungen Schauspielhaus uraufgeführt. Es geht um Flucht, Liebe und aktuelle Bezüge.
Düsseldorf. Die Andcompany & Co. hat in Düsseldorf einen guten Namen für engagierte Theaterprojekte. Flüchtlingsdramatik, Friedensbewegungen von damals und heute, Demonstrationen von Linken und Rechten… Politisch sind sie eigentlich immer. Die Performer, die sich 2003 zusammenschlossen, legen gerne den Finger auf Wunden unserer Gesellschaft, auch in ihrem neuen Projekt „Café Casablanca — Everybody comes to stay“. Das Berliner Theaterkollektiv, seit Jahren enger Partner des FFT, kommt jetzt dank Stefan Fischer-Fels, mit dem die Theatermacher bereits in Berlin gearbeitet haben, auch ins Junge Schauspielhaus.
Zusammen mit Düsseldorfer Mimen und Laien, darunter auch Flüchtlingen, kreieren sie einen ungewöhnlichen Theaterabend über Flucht und Liebe. In Anlehnung an den berühmten Film „Casablanca“ von 1942 mit Humphrey Bogart als Rick und Ingrid Bergman als Ilsa Lund. Dieser Kultstreifen, damals für acht Oscars nominiert, spielt in Ricks Nachtclub „Bar Américain“ in Casablanca. Er war eine Anlaufstation für viele Deutsche und Europäer, die vor den Nazis geflohen waren, um das begehrte Visa nach Lissabon zu ergattern. Von dort aus sind Anfang der 1940er Jahre, viele, darunter Berühmtheiten der Weimarer Republik, per Schiffspassage, ins amerikanische Exil gereist. Der Film wäre vermutlich kein Hit geworden, wenn das Manuskript nicht einen Tag nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor beim Anti-Nazi Jack Warner in Hollywood eingetroffen wäre. Erst dann kippte die Stimmung. „Und für viele Amerikaner wurde klar, dass sie in den Zweiten Weltkrieg gegen Hitler (mit Japan verbündet) eintreten müssen“, sagt Alexander Karschnia von der Andcompany.
Er, Nicola Nord und Sascha Sulimma, die derzeit auf der Münsterstraße 446 für die Uraufführung am 24. April proben, zeigen in ihrem Stück zwar nicht den alten Schwarz-Weiß-Streifen. „Café Casablanca“ verhandelt aber das Making off des Films, erzählt von den historischen Hintergründen der Produktion, der Regie und der Lage vor Ort. Ebenso von Flucht, Fluchthelfern und Kampf um Visa, von Schleppern und Kriminellen, die sich durch die lebensbedrohliche Lage der Flüchtlinge finanziell bereichern.
Ironie des Schicksals: Viele deutsche Flüchtlinge wurden von Regisseur Michael Curtiz als Darsteller angeheuert, um sich selbst, also die Rolle eines Flüchtlings zu spielen. „Es ging um Papiere, Sprache, um Heimweh und darum, wie der Alltag im Exil zu bewältigen war - ähnlich wie bei vielen Flüchtlingen heute in Deutschland“, erklärt Karschnia. Daher „berichten unsere Schauspieler auf der Folie des Films auch von ihrem eigenen Schicksal.“
So vermischen sich auf der Bühne die Kulturen, auch in den Musiknummern. Sie singen Lieder — deutsche Liedtexte mit syrischen Melodien und umgekehrt. „Die Wacht am Rhein“ oder die Marseillaise.
„Durch das gemeinsame Singen und Musizieren entstehen berührende Momente“, berichtet Karschnia von den Proben. Das mache ihnen großen Spaß, denn „mit der Musik können sie ihre sprachlichen Probleme überwinden“.
Seine Andcompany kennt sich aus in diesem Genre aus: Vor zwei Jahren sind sie für ihre Schlepper-Oper „Orpheus in der Oberwelt“ mit dem Prix Europa als bestes europäisches Hörspiel 2015 ausgezeichnet worden. Letztere war auch im FFT an der Kasernenstraße zu erleben.