Chef von Einbrecherbande ist erst 14 Jahre alt
Mehr als 30 Mal soll eine Jugendgang in Gaststätten und Geschäfte in Flingern eingestiegen sein.
Düsseldorf. Als die Polizei im Juli den Kopf einer Einbrecherbande festsetzte, befürchteten die Beamten bereits, dass sie den damals 13-jährigen Fekret S. wiedersehen würden. Obgleich Mitglied der Bande, konnte der Junge nicht strafrechtlich verfolgt werden. Der Grund: Er war zu jung. Es folgten Gespräche mit dem Jugendamt sowie den Familien von Fekret S. und weiteren Jugendlichen. Geholfen hat es nichts: Drei Wochen nach seinem 14. Geburtstag wurden S. und drei Komplizen bei einem Einbruch erwischt. Alle sitzen in Untersuchungshaft.
Zeugen hatten Fekret S., Samir P. (16), Bryan U. (18) und Dominik R. (20) in der Nacht zum Freitag voriger Woche bei ihrem Einbruch in eine Gaststätte in Derendorf beobachtet und die Polizei gerufen. Nachdem diese das Gebäude umstellt hatte, gaben die Jugendlichen auf. Davongekommen wären sie nicht, denn: Am gleichen Tag wollte die Polizei die Bande dingfest machen.
Kurz nachdem im Juli der mutmaßliche Kopf, Bozidar D., genannt „Boss“, festgenommen wurde, fingen die Einbrüche, hauptsächlich in Gaststätten und Geschäften in Flingern, wieder an. Zeugenaussagen, Spuren und Videoaufnahmen brachten die Polizei auf die übriggebliebenen Bandenmitglieder. „Wir wollten sie unbedingt noch vor den Herbstferien festnehmen“, sagt Dieter Töpfer, Leiter des Einbruchsdezernats.
Wahrscheinlich gehen 30 Einbrüche auf ihr Konto. Geklaut haben die Jugendlichen unter anderem Laptops, Bargeld und Autos für rund 40 000 Euro. Bei Durchsuchungen wurden neben dem Diebesgut auch Schreckschusspistolen gefunden. Von dem Geld haben sie Klamotten, Alkohol und Drogen gekauft. Auch Bordellbesuche sollen die Jungen (auch der 14-Jährige Fekret S.) davon finanziert haben.
Im Gegensatz zu S. sind seine Komplizen geständig und gaben 26 Einbrüche zu. „S. gibt nur den zu, bei dem wir ihn erwischt haben. Den Rest sollen wir ihm erst einmal nachweisen“, sagt Töpfer. Über so viel Skrupellosigkeit — fast noch von einem Kind — ist auch der erfahrene Ermittler verwundert.
Nicht nur S. und P. stammen aus dem Dunstkreis von Bozidar D. Auch drei weitere Jugendliche, unter anderem der Bruder von Bozidar D., sind wieder in den Fokus gerückt. Sie wurden aber in die Obhut ihrer Eltern oder des Jugendamtes übergeben.
Scheinbar hat S. nach der Inhaftierung von „Boss“ die Leitung übernommen. Jede Nacht ging die Gruppe auf Beutezug. Allein in der Nacht ihrer Festnahme hatten sie bereits vier Einbrüche begangen. Die Eltern wollen nichts mitbekommen haben, obwohl ihre Kinder oft nicht zur Schule gegangen sein sollen.