Cornelia Zuschke: „Das Schauspielhaus ist mehr als ein Denkmal, es ist Baukunst“

Die Planungsdezernentin spricht über die besondere Rolle der Kirchengemeinden und über den Baufortgang am Theater.

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Düsseldorf. Kirchengebäude fallen nach Ansicht der Gläubigen in Düsseldorf reihenweise. Dürfen die Kirchen das? Und wie weit reicht der Denkmalschutz beim Schauspielhaus? Wir sprachen mit Planungsdezernentin Cornelia Zuschke.

Planungsdezernentin Cornelia Zuschke.

Foto: M. Gstettenbauer/Stadt Düsseldorf

Frau Zuschke, werden Kirchen anders behandelt als sonstige Bauten, wenn es um den Denkmalschutz geht?

Cornelia Zuschke: Ja und Nein. Das Denkmalschutzgesetz gilt für alle. Aber die Kirchen haben eine eigene Genehmigungsbefähigung, die nicht in der weltlichen Herrschaft zu Hause ist.

Was heißt das?

Zuschke: Wenn es um liturgische und sakrale Belange geht, ist die Kirche frei in ihren Entscheidungen.

Gilt das auch für denkmalgeschützte, aber entweihte Kirchen?

Zuschke: Ein entweihtes Kirchendenkmal wird als Denkmal weiterbehandelt. So bleibt zum Beispiel das letzte Stück der Kapelle an der Hospitalstraße als Denkmal erhalten, obwohl das Grundstück keine kirchliche Nutzung mehr hat. Da greift der Denkmalschutz.

Heißt das im Umkehrschluss: Wenn die Gemeinde ihre Kirche nicht mehr braucht, dann weg damit?

Zuschke: Kirchengrundstücke sind ein aktuelles Thema für die Denkmalpflege, weil Gemeinden fusionieren und Kirchen aus der Nutzung fallen. Die Kirche selbst entscheidet, ob sie noch einen Fuß in dem Gotteshaus haben will oder nicht.

Betonarchitektur gilt als hässlich. Steuern Sie dagegen?

Zuschke: Es geht um Substanz, nicht um die Oberflächlichkeit der puren Schönheit. Wir fragen, wie der sogenannte Brutalismus den Zeitgeist in Form und Technik umgesetzt hat. Daraus können wir viel lernen, denn auch dieser Stil gehört zur Substanz der Stadt.

Was wird mit Wand und Kassenhäuschen im Schauspielhaus?

Zuschke: Das Schauspielhaus ist mehr als ein Denkmal, das ist Baukunst. Das Kassenhäuschen darf dennoch abgebrochen werden, denn es ist kein Bestandteil des Ursprungs. Der eigentliche Baukörper wird sich vielleicht auch etwas befreit fühlen. Und die Mauern sind bereits in ganzen Teilstücken eingelagert und dokumentiert.

Wieso saniert der Bruder des Kö-Bögen-Architekten Christoph Ingenhoven, Oliver Ingenhoven, das Schauspielhaus?

Zuschke: Die Bauabteilung des Kulturdezernats hat Büros mit Referenzen für historische Bauten geprüft und dasjenige ausgewählt, das diese komplexe Aufgabe beherrscht. Oliver Ingenhoven hat gewonnen. Aber jedes Detail wird mit Bauaufsicht und Denkmalschutz geprüft.

Das heißt?

Zuschke: Der Architekt braucht etwa in den Toiletten einen neuen Strang für die Kanäle, aber die Restauratoren reden mit, denn auch die Toiletten stehen unter Schutz. Dasselbe gilt bei den Garderoben. Wir müssen darauf achten, dass der Raum so bleibt, wie er gemeint ist, aber dennoch Ergänzungen im Sinne des Kulturbetriebs und anderer Vorschriften wie Brandschutz ermöglicht.

Was ist mit der Kantine ohne natürliches Licht?

Zuschke: Da wird eine Zwischenwand etwas verschoben und eine Außenöffnung ermöglicht. Entscheidungen werden gemeinsam mit den Denkmalbehörden, dem Architekten, dem Kulturdezernenten mit seinen Bauleuten und dem Intendanten getroffen. Wilfried Schulz muss natürlich mitsprechen. Wenn er das Foyer frei haben will, um es von allen Seiten zu bespielen, muss auch so etwas möglich sein.