Darf der Name Marktplatz für Jan Wellem verschwinden?
Politiker diskutieren Vorschlag unserer Redaktion kontrovers. Klar ist: Die Bürger sollen mitreden.
Düsseldorf. Die Libeskind-Bauten „besetzen“ den alten Jan-Wellem-Platz — wo soll der Platz neu erstehen? Unsere Redaktion hat mit ihrem Vorschlag, den Platz vor dem Rathaus, wo das Reiterstandbild des Kurfürsten steht, umzubenennen, eine Diskussion eröffnet. Zwar fiele dort dafür der Name Marktplatz weg, aber das halten sowohl Edmund Spohr von der Aktionsgemeinschaft der Düsseldorfer Heimat- und Brauchtumsvereine als auch Rolf Töpfer, der Stadtbildpfleger der Düsseldorfer Jonges, für kein Problem.
Dass der Kurfürst dort am besten geehrt wird und es für Bürger, welche die Stadtgeschichte nicht auswendig im Kopf haben, eine gute Anknüpfung gibt, ist für die beiden Brauchtumsexperten sehr wichtig.
In den Ratsfraktionen selbst ist das erste Meinungsbild vielfältig. Bürgermeister und CDU-Fraktionschef Friedrich Conzen geht es eher wie Heinrich Spohr, dem Baas der Alde Düsseldorfer. Letzterer kann sich im Falle einer Umbenennung den Namen Jan-Wellem- besser als Rathausplatz vorstellen, tendiert jedoch eher dazu, nichts zu ändern.
Conzen, Kenner vieler Düsseldorf-Gemälde, hält den Jan-Wellem-Platz am Rathaus „für ein bisschen schwierig. Auf den Bildern steht immer, dass es sich um das Rathaus am Marktplatz handelt.“
Den „Hütern der reinen Lehre“ (O-Ton Edmund Spohr) hält SPD-Fraktionschef Markus Raub entgegen, dass der Name Marktplatz nur eine Funktion beschreibt, die nicht mehr zutrifft. „In Düsseldorf geht man zum Einkaufen auf den Markt und nicht auf den Marktplatz, weil das ja mittlerweile der Carlsplatz ist.“ Mit einer Umbenennung mache man historisch nichts kaputt.
Raub nennt zusätzlich eine persönliche Anekdote: Als er als Einlader eines Kommilitonen-Treffens an der Reihe war und den Stadtrundgang anführte, hätte einer seiner Studienkollegen am Rathaus verdutzt reagiert. „Er fragte, wieso hier der Jan Wellem stehe. Man sei doch eben erst am Jan-Wellem-Platz gewesen.“ Deswegen meint Raub: „Diese Namensgebung ist für viele nicht mehr nachvollziehbar.“ Dass am Rathaus der Markt gewesen sei, solle man vor Ort auf einer Tafel dokumentieren, auf der zudem die Bedeutung Jan Wellems erklärt werde.
Norbert Czerwinski, Fraktionssprecher der Grünen, spricht ebenfalls davon, dass die heutige Namensregelung „eher verwirrend“ ist. Der Jan-Wellem-Platz sei nach dem Krieg so genannt worden, weil man damals nach Traditionen gesucht habe, die politisch und historisch unverdächtig gewesen seien. Man solle, wenn man Jan Wellem ehren wolle, den Fehler nun nicht wiederholen — und einige Meter weiter am Kö-Bogen erneut einen Umsteigeplatz nach ihm benennen.
„Der Jan-Wellem-Platz am Rathaus ist eine gute Idee, aber es sicher richtig, erst einmal die Bürgerschaft einzubinden — wir haben ja keine Eile.“ In dem Punkt herrscht schwarz-grüne Einigkeit — denn so argumentiert auch Oberbürgermeister Dirk Elbers.
„Das Thema ist extrem sympathisch“, findet FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Der Rathausplatz sei „eine gute und witzige Idee“, denn Jan Wellem sei ein geliebter Sohn der Stadt. Was immer man tue, es dürfe kein Straßenbahnhof mehr sein. „Wir müssen ihm endlich Genüge tun, das habe ich von Beginn der Kö-Bogen-Planung an gesagt.“