Darum ist Düsseldorf, wie es ist

Die Schau „Wohnen in der Stadt“ zeigt, wie nach dem Krieg Bausünden und Betongold entstanden.

Düsseldorf. Gigantische Wohntürme auf den Oberkasseler Rheinwiesen, höher als die Pfeiler der Rheinkniebrücke, verschachtelte Mauern aus Wohnungen über zig Meter Länge daneben. In dem Holzmodell, das Architekt Szabolcs von Adorjani zwischen 1964 und 1972 entwickelte, ist das linke Rheinufer ein Super-Wohnpark, gegen den der Schlossturm auf der Promenade gegenüber wie ein Zigarrenstummel wirkt. Das Werk zeigt den Zeitgeist von damals: Urbanität durch Verdichtung. Und es ist DER Blickfang bei der neuen Schau im Stadtmuseum.

Die Ausstellung „Wohnen in der Stadt 1950 bis 2020“ ist zusammen mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA), Wohnungs- und Stadtplanungsamt entstanden. Sie ist aufgebaut wie ein Architekturbüro; mit Projekttischen, auf denen Modelle, Pläne und Fotos zu 50 Wohnprojekten zu sehen sind. Und sie zeigt, was sich viele Düsseldorfer sicher oft schon gefragt haben: warum unsere Stadt eigentlich so aussieht, wie sie aussieht. „Es ist keine Leistungsschau der Architekten, sondern eine kritische Auseinandersetzung“, sagt Museumschefin Susanne Anna.

Und die beginnt 1947 mit der Schlossparksiedlung in Urdenbach. Ein Beispiel für die damals angesagte „antistädtische Bebauung“, sagt Kurator Bernd Kreuter, für die gewollte Trennung zwischen Verwaltung, Industrie, Arbeit und auf der anderen Seite dem Wohnen. In großen Gärten konnten die hungrigen Nachkriegsdüsseldorfer selbst Gemüse anpflanzen.

Dann kam das Wirtschaftswunder und mit ihm die Notwendigkeit, viele Menschen unterzubringen. Es entstanden die Henkel-Siedlung Kamper Acker, die Trabantenstadt in Garath. „Es war die Zeit der großen Expansion in die Außenbezirke“, sagt Ruth Orzessek-Kruppa vom Stadtplanungsamt.

Aber auch besondere einzelne Gebäude, wie das Haus Zindler aus ineinander verschachtelten Betonzylindern in Himmelgeist, werden präsentiert — und Projekte der Zukunft, die zeigen, wohin die Reise geht. Zu weiterer Verdichtung in der City. Und: „Wir wollen durchmischen“, erklärt Orzessek-Kruppa. Keine geballten Sozialwohnungen, sondern alle Einkommensschichten miteinander. Passen dazu Projekte wie die edlen Heine-Gärten, Le Flair und Co.? „Wir haben gerade einen Boom bei Luxuswohnungen“, sagt Bruno Braun vom BDA. „Aber der Markt wird sich da regeln.“ Das zeichne sich laut zahlreicher Düsseldorfer Architekten schon ab. „Sie sagen: So viel sozialen Wohnungsbau, wie wir zurzeit planen, hatten wir noch nie“, erklärt Braun.