Düsseldorf. Joachim Erwin war ein streitbarer Mensch. Vielleicht ahnte er deshalb auch, dass es um sein Gedenken Knatsch geben könnte. In seinem politischen Vermächtnis steht: "Streitet Euch nicht um eine Straße oder eine Hausnummer für mich!"
Diesen Satz hat Verkehrsminister Lutz Lienenkämper beherzigt - und jetzt entschieden, dass die Flughafenbrücke zwischen Düsseldorf und Meerbusch nicht nach dem verstorbenen Oberbürgermeister benannt wird.
Begründung: "Ich habe in mehreren Gesprächen feststellen müssen, dass keine Einigung herzustellen ist. Mit Rücksicht auf das politische Testament habe ich mich entschieden, der Brücke keinen neuen Namen zu geben."
Tatsächlich hat es viel Zwietracht gegeben, seit der CDU-Landtagsabgeordnete Olaf Lehne die Umbenennung vorgeschlagen hat. Das war nicht einmal drei Monate nach Erwins Tod. Schon damals gab es Kritik, dass es für eine solche Debatte zu früh sei. Doch der damalige NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke sowie sein Berliner Kollege Wolfgang Tiefensee signalisierten Zustimmung.
Offenen Widerstand aber gab es in Meerbusch, dort fühlte man sich übergangen. In einer Resolution sprachen sich alle Fraktionen dagegen aus, auch Wittkes Nachfolger Lienenkämper, der da noch im Meerbuscher Rat saß.
Witwe Hille Erwin bedauert die Entscheidung, ist aber auch erleichtert. Unerträglich seien die Diskussionen gewesen: "Das hat dem Andenken an meinen Mann geschadet. Vielleicht ist es besser so, dass es jetzt vorbei ist." Das sieht Erwins Nachfolger Dirk Elbers ähnlich. Und er kündigt an: "Die Stadt wird nach einer angemessenen Zeit einen geeigneten Vorschlag machen, wie wir Erwin gedenken."
Lehne geht davon aus, dass auch das Land noch einen Alternativ-Vorschlag macht. Dass sein Vorstoß gescheitert ist, habe ihn überrascht: "Es konnte keiner ahnen, dass sich das so entwickelt."
Noch vor kurzem hatte Lehne behauptet, Meerbuschs Bürgermeister Dieter Spindler sei im Vorfeld nach seiner Haltung gefragt worden, der hatte das dementiert. Am Mittwoch sprach Spindler von einer "sehr weisen Entscheidung".
Das meinen auch die politischen Spitzen im hiesigen Rathaus. "Längst überfällig" sei der Beschluss, meint Günter Wurm (SPD), "vernünftig" nennt ihn Günter Karen-Jungen (Grüne). Die Fraktionschefs Friedrich Conzen (CDU) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann betonen: "Für die Ehrung eines Verstorbenen ist ein gewisser Abstand notwendig."