Düsseldorf. Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind an Düsseldorfer Regelschulen nicht gut aufgehoben - davon ist Rosemarie Schulz, Leiterin der städtischen Förderschule Janusz-Korczak an der Wrangelstraße, überzeugt.
"Das Konzept der Schulen mit gemeinsamem Unterricht ist nicht ausreichend. Kinder mit Lernschwächen brauchen permanente Förderung, wie sie an Sonderschulen angeboten wird. Die zwei Förderstunden pro Woche im integrativen Unterrichtssystem reichen für Kinder mit Lernschwäche bei weitem nicht aus."
Rosemarie Schulz ist seit 34Jahren als Sonderpädagogin tätig. Seit zehn Jahren leitet sie die Janusz-Korczak-Schule und weiß schon lange um die gesellschaftlichen Vorbehalte gegenüber Förderschulen, deren geringes Ansehen, weswegen Eltern betroffener Schüler die Sonderschulen meiden so lange es geht.
"Defizite und Lernschwächen bei Kindern werden aber zunehmen", ist sie sicher. Außerdem seien immer mehr Eltern überfordert. Lesen, Vorlesen und miteinander Sprechen gehöre heute nicht mehr zum Selbstverständnis in Familien.
"Es kann nicht sein, dass man von Aussortieren spricht, wenn Kinder die Förderschule besuchen sollen", wehrt sie sich gegen das schlechte Image der sonderpädagogischen Schulen.
Christiane Jaenecke ist Schulpflegschaftsvorsitzende der Janusz-Korczak-Schule und Mutter von Johannes (14), der dort zur Schule geht. "Ich weiß, was Eltern lernbehinderter Kinder durchmachen", sagt sie.
"Als mein Mann und ich vor acht Jahren erfahren haben, dass unser Johannes Förderbedarf hat, haben wir Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit der Junge nicht auf eine Sonderschule muss." Tatsächlich schaffte es das Lehrerehepaar zunächst, Johannes an der Montessori-Schule unterzubringen, wo integrativ beschult wird.
Obwohl Johannes dort laut seiner Mutter in vier Jahren weder schreiben, noch rechnen oder lesen lernte, habe sie auch danach eine weiterführende integrative Schule gesucht - und an der St. Benedikt-Hauptschule auch gefunden. "Erst als Johannes dort war, haben mein Mann und ich eingesehen, dass er auf der Stelle tritt. Erst dann haben wir Kontakt zur Korczak-Schule aufgenommen."
Jaenecke, selbst Lehrerin am Fliedner-Gymnasium, bereut heute, dass sie nicht viel eher die Nähe zur Förderschule gesucht hat. "Er muss immer noch nacharbeiten, was er an den anderen Schulen nicht vermittelt bekam", sagt sie. Schulz fordert daher alle Eltern auf, über den Tellerrand zu gucken: "Welche Leistung kann mein Kind erbringen? Eltern sollten sich genau informieren, wie die Schule ihrer Wahl arbeitet."
Wichtig sei auch die Schüler-Lehrer-Relation. "Ich nehme mir ger Zeit für ein Gespräch mit Eltern über die Förderschule", bietet Schulz an. Über Förderschulen herrsche allgemein Unkenntnis.
"Wir machen hier auch mehrwöchige Praktika zur Berufsvorbereitung, bieten Reiten, Klettern und Eislaufen an und natürlich individuelle Förderungen in allen Bereichen", sagt Schulz. Sonderpädagogen könnten Defizite besser erkennen und beurteilen als Regelschullehrer.
Jährlich wird für jedes Kind ein Gutachten erstellt. "Und es kommt auch vor, dass wir Kinder zurück zur Regelschule schicken", sagt Schulz. Außerdem können die Schüler hier genauso den Hauptschulabschluss machen, wie an der Regelschule."