Düsseldorf Das „Drama“ am Straßenrand: Rätselraten um Grusel-Puppen
Verzweifelte Kleinkinder - mutterseelenallein. Doch die 60 Zentimeter kleinen Gestalten am Straßenrand sind bloß Puppen. Unbekannte sorgen in Düsseldorf für Grusel-Szenarien. Inzwischen wird bundesweit über den Puppenspuk gerätselt.
Düsseldorf (dpa). Das weinende Kleinkind ist ganz allein. Es lehnt an einem Pfahl. Mit den Armen verdeckt es sein Gesicht, es scheint verzweifelt. Autos rasen gefährlich nah vorbei, von den Eltern weit und breit keine Spur. Nur wer nah herangeht und nachschaut, der merkt: Das hilflose Kind ist eine Puppe. Wer dahinter steckt und mit den 60 Zentimeter großen Gestalten derzeit in Düsseldorf herzzerreißende Szenarien schafft, darüber wird inzwischen bundesweit gerätselt. Im Internet und in den Zeitungen schossen die Spekulationen und Theorien ins Kraut, bis sich am Dienstagabend die angeblichen bisherigen Besitzer zu Wort meldeten.
Bis dahin konnte nicht einmal die Polizei das Rätsel lösen: „Das ist kein Thema, um das wir uns kümmern müssten. Wir wissen auch nicht, wer dahinter steckt“, sagte ein Polizeisprecher. Ratlosigkeit auch bei der Stadtverwaltung: „Wir haben uns natürlich umgehört - beim Ordnungsamt und bei der Stadtreinigung: Keiner weiß etwas“ , berichtete ein Sprecher.
Sind es Spaßvögel, die die Passanten an der Nase herumführen wollen?
Ein Zeitungsleser berichtet dem „Express“ von einem schwarz gekleideten Mann, der ihn dabei beobachtet habe, als er sich der Puppe näherte, um nach dem Rechten zu sehen. Der „Bild“-Zeitung berichten Leser, dass eine Puppe sogar - besonders makaber - auf einem Friedhof neben einem Abfallbehälter gelegt wurde.
Ist es eine Kunst-Aktion?
Düsseldorf ist eine Hochburg der Straßenkunst. Mehr oder weniger ambitionierte Graffiti-Sprayer und Initiativen wie „Farbfieber“ sind in der Stadt unterwegs ebenso wie die „Strick-Guerilla“, die Geländer und Pfosten mit Selbstgestricktem verschönert. Auch Harald Naegeli (75), der berühmte „Sprayer von Zürich“, ist längst ein Sprayer von Düsseldorf. Sind die Puppen Performance-Kunst - etwa eine temporäre Installation von Studenten der berühmten Düsseldorfer Kunst-Akademie?
Ist es ein wissenschaftliches Experiment?
Testen Psychologen mit den Puppen das Mitleid und die Hilfsbereitschaft der Stadtbevölkerung? Zählen sie heimlich, wie viele Passanten das „Kind“ seinem Schicksal überlassen? In dem Fall dürfte die Studie wohl noch andauern, denn bekanntgemacht wurde sie bislang nicht.
Woher stammen die Puppen?
Was die Medien herausgefunden haben: Die Puppen waren vor Jahren als „Schäm-Dich-Puppen“ im Online-Versand zu erwerben. So täuschend echt sie im Straßenbild wirken - sie haben kein Gesicht, nur einen aufgemalten Mund. Einzelne Puppen werden hin und wieder auf Ebay angeboten. Als Fotos der Puppen-Szenarien in der offenen Facebook-Gruppe „Nett-Werk“ erschienen, waren sie bald bundesweit Gesprächsthema.
Alles nur ein Versehen?
Könnte sein, denn am Dienstagabend nennt die „Bild“-Zeitung die mutmaßlichen bisherigen Besitzer, eine 45 Jahre alte Frau und ihren Sohn aus Düsseldorf. Die Frau gibt an, sie habe die Puppen nach acht Jahren auf den Sperrmüll werfen wollen, ihr Sohn habe sie aber überzeugt, sie vor die Türe zu stellen. Gesagt, getan, danach seien sie allerdings überrascht gewesen über das Ausmaß der Spekulationen. „Plötzlich war unsere Puppe überall, wurde als „gruselig“ bezeichnet“, zitiert die „Bild“-Zeitung den 28-jährigen Sohn. „Dabei ist es doch nur eine alte Puppe.“ Er habe mit den Puppen nur jemandem eine Freude machen wollen.