Das große Geschäft mit der abgelegten Kleidung

Immer wieder geben sich dubiose Altkleidersammler als gemeinnützig aus. Das Geld fließt dann aber in die eigene Tasche.

Düsseldorf. „Wir bitten um rege Beteiligung an unserer Schuhsammlung und Altkleidersammlung“ stand auf den kleinen, weißen Eimern, die überall an der Vlattenstraße aufgestellt waren. Ein rotes Herz auf dem Deckel ließ einen karitativen Hintergrund vermuten, im Kleingedruckten erwies sich jedoch ein gewerbliches Unternehmen als Eigentümer der Tonne. Der Name der Firma blieb ungenannt, lediglich der Ort Herne und eine Mobilfunknummer waren dem Aufkleber mit dem Sammelaufruf zu entnehmen.

Silke Meyer wohnt in der Vlattenstraße. Sie wundert sich, warum solche Sammeleimer immer wieder vor ihrer Haustür stehen. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich die Tür öffne und beinahe über so ein Ding stolpere“, so Meyer. Auf den ersten Blick habe sie gedacht, der Behälter sei von einem gemeinnützigen Verband. „Man liest sich ja nicht den ganzen Text durch.“

„Das ist typisch für unseriöse Altkleidersammler“, so Thomas Ahlmann vom Dachverband FairWertung, der ein bundesweiter Zusammenschluss gemeinnütziger und kirchennaher Organisationen ist. Ahlmann betont, dass eine gewerbliche Sammlung zwar rechtlich in Ordnung ist, viele aber den Hintergrund ihrer Sammlung verschweigen. „Unser Anliegen ist, dass ehrlich gesammelt wird.“ Ehrlich sammeln heißt, dass gleich deutlich wird, ob die Sammlung einen karitativen oder gewerblichen Hintergrund hat. Das rote Herz des Altkleidersammlers in der Vlattenstraße erinnert hingegen an die gemeinnützige Organisation „Ein Herz für Kinder“.

„Es gibt einige solcher Symbole, welche dubiose Altkleidersammler für sich nutzen. Weltkugeln oder Kreuze zum Beispiel“, sagt Ahlmann. Auf der Hut sollte man zudem sein, wenn in einem Aufruf allzusehr auf die Tränendrüse gedrückt wird. „Ansonsten darf jedoch jeder sammeln, der möchte. Rund 750 000 Tonnen Altkleider im Jahr übersteigen ohnehin den karitativen Bedarf“, erklärt Ahlmann.

Allerdings braucht es eine Genehmigung der Stadt, wenn solche Eimer in den Hauseingang oder auf die Bürgersteige gestellt werden. Und „die vergibt die Stadt Düsseldorf grundsätzlich nicht“, so Inge Bantz, stellvertrende Leiterin des Umweltamts. Das lokale Entsorgungsunternehmen Awista hat hier das Vorrecht — und verdient gut daran.

„Das ist doch unfair“, wettert der Altkleidersammler aus Herne. Seinen Namen möchte er nicht nennen, denn obgleich er von dem Verbot weiß, hat er auch weiterhin vor, die Behälter in Düsseldorf zu verteilen. „Ich habe einen Gewerbeschein, zahle also Steuern. Wieso darf ich dann nicht sammeln?“ 2,40 Euro kostet ihn eine Altkleidertonne, dass Ordnungsamt und Awista diese einsammelten und behielten, ärgere ihn.

Er selbst sieht kein Problem darin, ein Herz auf den Eimer zu drucken. „Es hätte genauso gut eine Blume sein können. Ich will nur, dass es ein wenig hübscher aussieht.“

Ändern will er auch daran in Zukunft nichts. Also dürfte Silke Meyer bald die nächste Tonne vor ihrer Tür finden.