Düsseldorf Das Rad wird immer wichtiger in der City
Beim großen Fahrradtag am Rheinufer standen funktionale Räder im Mittelpunkt. 7000 nahmen an der ADFC-Sternfahrt teil.
Düsseldorf. Urbanes Fahrradfahren liegt stark im Trend: Fehlende Parkplätze in der City und steigende Spritpreise machen den Griff zum Rad immer beliebter. Dass dies längst mehr als ein reines Fortbewegungsmittel ist, zeigte sich beim 10. Radaktiv-Fahrradtag am Mannesmannufer.
Rund 50 Aussteller informierten über Neuheiten und besondere Varianten der herkömmlichen Zweiräder. Derzeit besonders angesagt: Das sogenannte Lastenrad, durch einen befestigen Kasten für den Transport von Kindern oder großer Einkäufe geeignet. Egal ob dreirädrig, mit eigener Kraft oder durch einen E-Motor betrieben, vor allem bei Eltern kommt die Idee gut an. Sabrina Witzlau machte gemeinsam mit Sohn Luca (3) eine Probefahrt: „Klasse, ich habe mein Kind im Blick und eine Einkaufstasche passt auch dazu.“ Einzig die Preisvorstellung von rund 1300 Euro sowie die fehlende Wendigkeit hielten sie am Samstag vom Kauf ab.
Das Rahmenprogramm lud zum Mitmachen ein: Ein Wettbewerb im Slow-Biking, dem möglichst langsamen Abfahren einer Strecke, fand großen Anklang. Auch die Live-Musik stand ganz im Zeichen des Fahrrads, um die Musikboxen mit Strom zu versorgen, benötigte es vier freiwillige Radler, die kräftig in die Pedale traten.
Zum Thema Verkehrssicherheit bot die Verkehrswacht Reaktionstests und Simulationen an. Ein Angebot, das bei Sandra Brinkmann und Tochter Tabea (12) gut ankam: „Sicherheit geht vor. Der Helm ist immer dabei, aber durch Ablenkungen ist man sowohl im Auto, als auch auf dem Rad nicht immer wachsam.“ Ein Fahrradhelm könne dabei Lebensretter sein — wenn er denn richtig sitzt. „Locker um den Kopf gebunden bringt der Schutz nichts, fest muss er sitzen.“, bestätigt Verkehrswächter Peter Schneider.
Beim Stand des Amtes für Verkehrsmanagement konnten Bürger ihre Kritik und Anliegen zum Thema Radwege äußern. „Oft sind es fehlende Abstellanlagen oder unklare Beschilderungen, die bemängelt werden“, sagt Claudia Wego vom Verkehrsdezernat. Bis 2020 soll ein Radhauptnetz entstehen, eine ausgebaute Fahrradstruktur mit neuen Markierungen und klaren Radwegen auf einer Gesamtstrecke von rund 300 Kilometern ist geplant. Im Gesamtkonzept enthalten ist auch ein Radschnellweg, der Neuss, Düsseldorf, Monheim und Langenfeld verbinden soll.
Ganz ohne Umwege und Behinderungen durch Autofahrer konnten die Teilnehmer der 8. Sternfahrt des ADFC die Straßen befahren: Fast 7000 Zweirad-Fans kamen zur wohl größten Radtour des Jahres zusammen, unter ihnen auch Bernhard Köster. Der gebürtige Frankfurter lebt seit Februar mit seiner Familie in der Landeshauptstadt, die Söhne Benedikt (2) und Leonard (4) durften bei der Sternfahrt nicht fehlen. Mit zwei montierten Kindersitzen sei das Radfahren da nicht immer einfach: „Wir sind viel mit dem Rad unterwegs, allerdings fühle ich mich im Stadtverkehr nicht immer wohl.“ Die Autofreundlichkeit sei sehr hoch, da würde man als Radler gerne mal übersehen.
Trotzdem war die Motivation bei allen Teilnehmern groß: Egal ob sportliches Mountainbike, praktisches Faltrad oder außergewöhnliches Liegerad — klingelnd und mit durch orangen Luftballons dauerte es fast 10 Minuten, bis der Radkorso die Kniebrücke überquert hatte. Lerke Tyra (ADFC), zieht ein positives Fazit: „Das Fahrrad hat auch in Düsseldorf einen immer größeren Stellenwert.“
Am Montag, 22. Juni, findet ab 19 Uhr im Luisengymnasium, Bastionstraße 24, der erste Bürgerabend zum Thema Radhauptnetz statt. Fachleute stehen für Fragen zur Verfügung.