Der Digitalfunk für Düsseldorf kommt — aber wann?
Er soll besser und sicherer sein. Aber die Umstellung auf den neuen Funk ist ein langwieriger Prozess.
Düsseldorf. Fast zwei Jahre ist es her, dass OB Dirk Elbers und Innenminister Ralf Jäger einen Kooperationsvertrag zur Einführung des Digitalfunks bei der Feuerwehr unterzeichneten. Der Funk soll die Kommunikation der Rettungskräfte revolutionieren und Düsseldorf so wieder ein Stück sicherer machen. Bisher allerdings ist erst rund ein Drittel der Feuerwehr-Fahrzeugflotte mit den neuen Geräten ausgerüstet, digital gefunkt wird höchstens bei Übungen. Jetzt aber wird die Leitstelle über Kabel mit dem neuen Funknetz verbunden — als Pilotleitstelle in NRW, um wichtige Erfahrungen zu sammeln. Im kommenden Jahr sollen alle Krankenwagen den Digitalfunk haben und auch einsetzen.
Was sich durch den neuen Funk ändern könnte, erklärt Andreas Schweigger, Technikexperte der Feuerwehr, anhand des Beispiels Kö-Bogen-Brand: 60 Feuerwehrleute waren Ende September bei dem Feuer im Einsatz. Im analogen Funk kamen sie sich auf wenigen Kanälen ständig ins Gehege; hörten mit, was Kollegen in einem völlig anderen Einsatzabschnitt sagten, und mussten warten, bis sie selbst etwas loswerden konnten. Im Digitalfunk wird das anders, so Schweigger: Einzelne Abschnitte können sich zu Funkgruppen zusammenschalten, in denen die Feuerwehrleute nur das hören, was wirklich für sie bestimmt ist. „Wir können also dafür sorgen, dass nicht gestört wird“, so Schweigger. Auch Funklöcher soll es mit dem neuen Funk kaum noch geben, die Sprachqualität wird besser. Und das sei ein Gewinn für die Sicherheit: „Wenn der Feuerwehrmann sicherer und zielgerichteter kommunizieren kann, kann er auch besser helfen.“
Das gilt auch für den Rettungsdienst. Der kann mit den digitalen Handfunkgeräten künftig aus der Wohnung eines Patienten die Leitstelle erreichen und einen Notarzt nachfordern — beim Analogfunk muss erst ein Sanitäter zurück zum Wagen laufen. Und Daten des Notfalls könnten schon an die Klinik gesendet werden. „Der Patient ist noch gar nicht im Auto — und die Informationen sind schon im Krankenhaus, wo man sich vorbereiten kann“, skizziert Schweigger das Szenario der digitalen Zukunft.
Aber der Weg dorthin ist steinig. Minister Jäger bezeichnete die Umstellung beim Termin in Düsseldorf seinerzeit als „das größte deutschlandweite Technologieprojekt für die innere Sicherheit“. Und das ist teuer: 14 000 Euro kostet die Umrüstung bei der Feuerwehr für jeden der knapp 300 Wagen. Zudem gebe es Lieferschwierigkeiten, sagt Feuerwehrsprecher Heinz Engels. Die Düsseldorfer Wehr will kein System von der Stange, sondern für jedes Fahrzeug ein Terminal, das vom Funk übers Navi bis zur Rückfahrkamera alles kann — und bei dem die Leitstelle Updates, die ständig notwendig sind, zentral aufspielen kann. Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit bei der Umstellung, betont Engels: Der Analogfunk in Düsseldorf funktioniere gut. Es gebe in der Stadt zum Beispiel 170 Gebäudefunkanlagen, die der Wehr die Arbeit erleichtern — so viele wie sonst kaum irgendwo in Deutschland. Auch sie müssen umgerüstet werden.
Dennoch: Wenn die Krankenwagen allesamt mit den Digitalfunkgeräten ausgestattet sind, erhofft sich die Wehr 2014 flächendeckende Erkenntnisse über mögliche Funklöcher — weil diese Fahrzeuge im kompletten Stadtgebiet unterwegs sind. Dann folgt die Umstellung beim Rettungsdienst und schließlich in den Löschzügen.
Weit ist schon die Wache an der Flughafenstraße. Denn der Airport, mit dem diese Wache eng zusammenarbeitet, hat bereits umgestellt: „Wir sind schon seit Januar am Digitalfunk“, erklärt Sprecher Thomas Kötter. 180 Antennen und 25 Verstärker seien auf dem Gelände dafür installiert worden, die Kosten lagen bei einer Million Euro. „Aber alle sind sehr zufrieden“, berichtet Kötter. „Der Digitalfunk ist störungsfrei und abhörsicher.“
Auch bei der Polizei könne man „die flächendeckende Einführung schon absehen“, sagt Joachim Wawrzeniewski vom NRW-Innenministerium. Im kommenden Jahr solle jeder Düsseldorfer Polizeiwagen mit Digitalfunkgerät ausgestattet sein. „Man ist schon sehr weit.“ Aber so ganz genau möchte niemand mehr prognostizieren, wann der Digitalfunk endgültig übernimmt und es für den analogen Vorgänger heißt: „Over and out.“