Der Hoppeditz kam mit dem Fahrrad

Erstmals stieg der jecke Schelm nicht aus seinem Senftöpfchen. Verbale Ohrfeigen aber verteilte er reichlich, vor allem gegen die CDU.

Foto: Judith Michaelis

Da staunten tausende Jecken nicht schlecht. Trotz des usselligen Wetters war der Marktplatz so voll wie selten. Die Blicke waren wie immer auf das Senftöpfchen gerichtet, aus dem der Hoppeditz in jedem Jahr pünktlich um 11.11 Uhr aufersteht. Doch in diesem Jahr kam Tom Bauer auf dem Fahrrad um die Ecke geschossen. „Ich bin der letzte Teilnehmer der Tour de France“, rief er in die Runde. Zumindest für die, die ihn verstanden. Denn der Sound der Mikrofone hätte wirklich besser sein können.

Dann ging es auch schon mit den verbalen Ohrfeigen los — und die schmerzten. In diesem Jahr nahm er nicht so sehr den Oberbürgermeister ins Visier. Dafür klatschte es heftig bei der CDU. Stur seien die Schwarzen, weil sie sich weigern, die offenen Rechnungen der Tour de France zu begleiche. „Ihr Stadträte solltet euch für diese Machtspielchen echt schämen“, rief der Hoppeditz.

Die nächste Ohrfeige gab es für die „Kirchen-Spionage-Affäre“. „Die CDU - ich hab gelacht, wohl jetzt auf Mata Hari macht.“ Und dem OB gab er den guten Rat mit auf dem Weg, doch besser mal sein Klo untersuchen zu lassen, nicht dass er dort auch ausspioniert wird. Der OB wurde abgewatscht, dass er sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit in der Öffentlichkeit präsentiert, sich aber zu wenig um den sozialen Wohnungsbau und die Sanierung der Schulen kümmere.

Bürgermeister Friedrich G. Conzen (CDU) nahm die Schelte gelassen hin: „Das muss man ertragen können.“ Zur Spionage-Affäre sagt er: „Die Sache wird überbewertet. Aber geschickt war es wirklich nicht.“

Andreas Rimkus, Bundestagsabgeordneter der SPD: „Eine tolle Rede, der Hoppeditz hatte es drauf. Und es hat sich gezeigt, dass der OB die Stadt liebt und die CDU der Dumme August ist. Diese Affäre ist hochgradig peinlich, unterste Sohle und einfach nur unwürdig. Aber wer unter der Klobrille sitzt und wartet, der muss sich nicht wundern, wenn er am Ende beschissen dabei herauskommt.“

„Ich bin ganz gut weggekommen. Dann hab ich wohl nicht so viel falsch gemacht“, kommentierte OB Geisel dies mit einem süffisanten Lächeln.

Die Grünen bekamen auch ihr Fett weg: „Haben gerade mal acht Prozent, stellen aber Forderungen aus dem Wolkenkuckucksheim.“ Stefan Engstfeld, Ex-Landtagsabgeordneter der Grünen, meinte mit einem Augenzwinkern: „Narrenfreiheit, die muss sein. Aber kann man eigentlich den Hoppeditz auch abwählen?“

„Alle Themen aufgegriffen und super aktuell“, lobte Bernd Kretzer von der Brauerei Frankenheim die launige Rede des Hoppeditz.