Der Nicht-Winter und seine Folgen
Die Heizungen laufen auf Sparflamme und die Awista hat erst 130 Tonnen Salz streuen müssen.
Düsseldorf. Die letzte Woche des meteorologischen Winters ist angebrochen, doch ungemütliche Temperaturen und eisige Winde gab es nicht — und wird es vermutlich nicht mehr geben, sagen die Experten. Die Awista hortet die Salzvorräte, die Stadtwerke verkaufen deutlich weniger Erdgas und die Natur legt schon mal los.
Vergangenes Jahr zur selben Zeit schneite es in Düsseldorf. Die Temperaturen lagen zwischen minus 2,5 und vier Grad plus. Von derartigen Temperaturen über einen längeren Zeitraum dieses Jahr keine Spur.
Die diesjährige kälteste Jahreszeit gehört zu den mildesten Wintern seit Beginn der Messungen. „Der Mittelwert dieses Winters liegt bei 5,7 Grad. Das sind 2,6 Grad zu warm“, sagt Franz Josef Molé vom Deutschen Wetterdienst. Der durchschnittliche Wert der Düsseldorfer Winter, der aus den vergangenen dreißig Jahren errechnet wird, liegt bei 3,1 Grad. Damit war es im Dezember, Januar und Februar im Durchschnitt deutlich zu warm.
Nur dreimal fiel Schnee. Frost hat die Wetterstation am Flughafen Düsseldorf nur an elf Tagen gemessen. In der geschützten Innenstadt wurde davon aber nichts gespürt: Kratzen mussten die Autofahrer eigentlich gar nicht.
Die Awista meldet aufgrund der Temperaturen über dem Gefrierpunkt volle Streusalz-Speicher: „Von 3 500 Tonnen wurden diesen Winter nur 130 Tonnen verbraucht“, sagt Sprecher Ralph Böhme. Der Winterdienst sei eine zusätzliche Aufgabe für das Straßenreinigungspersonal. Durch den seltenen Frost hätten sie diese Saison wenige Überstunden und Sonderschichten wegen Straßen-Streuungen machen müssen.
Die Stadtwerke haben durch die milden Temperaturen in diesem Jahr bisher weniger Gewinn gemacht. „Im Januar sind geringere Mengen an Heizenergie in Form von Erdgas verbraucht worden“, sagt der Sprecher der Stadtwerke, Michael Pützhofen. Der Verbraucher habe an dieser Stelle bisher gespart, doch die Heizperiode gehe noch bis Ende März.
Nicht nur auf den Straßen passen sich die Menschen den milden Temperaturen an. Auch die Tierwelt lässt sich auf die Frühlingsgefühle ein: „Die Krötenwanderung wird dieses Jahr etwa zwei Wochen früher erwartet als sonst“, sagt Volker Paulat vom Amt für Kommunikation in Düsseldorf. „Sie wird in unmittelbarer Zukunft stattfinden. Normalerweise rechnet niemand vor März mit der Wanderung der Amphibien.
Während im vergangenen Jahr noch tiefster Winter war und Primeln, Veilchen und Co. noch wegen des Dauerfrosts auf ihre Einpflanzung in die Beete warten mussten, haben die städtischen Gärtner mit der Frühjahrsbepflanzung im Schlosspark Benrath schon jetzt begonnen. Krokusse sind bereits im Nord- und Rheinpark zu sehen und kündigen das Ende des Winters an.
Die Frühblüher haben dieses Jahr schon zeitiger angefangen, Allergiker zu plagen. Hasel und Erle sind die ersten, die zweieinhalb Wochen früher die Pollen zum fliegen bringen.
Die Landschaftsbehörde ruft dazu auf, ab dem 28. Februar keine Hecken und Gehölze mehr zurückzuschneiden. Während der Brutzeit ist es verboten, ihre Niststätten zu beschädigen.