Düsseldorf Der Sturm auf die preiswerten Bilder

Der Malkasten eröffnete „Das kleine Format“ mit niedrigen Preisen und löste ein großes Echo aus.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. So einen Sturm auf die Ausstellung „Das kleine Format“ im Malkasten hat es noch nie gegeben. Auch die Düsseldorfer schätzen die Kunst fürs kleine Geld. Seitdem die Galerien fast nur noch einige handverlesene Sammler als Zielgruppe haben und an der hochpreislichen Ware einfach mehr verdienen, fühlen sich die normalen Menschen unter den Kunstfreunden im Stich gelassen. Malkastenchef Robert Hartmann hatte seinen Mitgliedern ausdrücklich erklärt, dass sie nicht durch teure Werke ihre Wichtigkeit demonstrieren sollten. Die meisten der 133 Teilnehmer hielten sich daran und bieten bis Ende Januar ihre Arbeiten zwischen 200 und 500 Euro an. Wer will, kann Kunst schon ab 50 Euro erwerben.

Im Advent pflegen Kunstverein, Kunstmuseum und Kunstsammlung in der Regel Editionen in meistens recht hoher Auflage anzubieten, neuerdings vor allem edle Drucke. Deren Wert ist jedoch nicht mit einem Original zu vergleichen, das ein Unikat ist.

Robert Hartmann gab diesmal zugleich ein Motto für die Ausstellung aus, das die Kreativen zum Mitmachen geradezu antrieb: „Geheime Heimat“ heißt die Verkaufsausstellung. Die ersten Arbeiten, die offensichtlich exakt den Geschmack des Publikums trafen, waren noch vor Hartmanns Eröffnungsrede verkauft. Darunter befanden sich geschredderte DM-Scheine, die Joachim Wagner in einen Plexiglaskasten gesteckt hat und für bloße 200 Euro feilbot.

„Eine halbe Million Deutsche Mark stecken in dem Kasten“, erklärte der Künstler. Käuferin Alessa W. war beglückt. Die Scheine hatte der Künstler über die Bundesbank erworben, und zwar ausschließlich für den Zweck, Kunst daraus zu machen. Und der neune Besitzerin gefiel, wie die Markierungen wie silberne Sterne zwischen den Schnipseln leuchten. „Alte Heimat’“ heißt der Titel, hängen doch immer noch viele Menschen an den alten Markscheinen.

Bei jüngeren Leuten schlägt das Herz eher für die Fortuna, weshalb Frank Simon den berühmten Fortuna-Kiosk am Rheinufer fotografiert hat, wenn auch ohne Biertrinker. „Heimat 2“ bezeichnet er sein Foto, das er sogar aufgezogen hat. Das Bild hängt unweit von Claudia van Koolwijks Aufnahme. Die mehrfache Mutter hat ihren jüngsten Spross vor zehn Jahren auf ein farbenfrohes Sofa im Ensor-Museum gesetzt, um ihn abzulichten. Für Eltern ist die Heimat meistens dort, wo die Kinder leben.

Nun heißt die Schau nicht Heimat, sondern „Geheime Heimat“. Bei seiner Eröffnungsrede erklärte Robert Hartmann, wie er zum Titel gekommen sei. „Was in anderen Ländern selbstverständlich ist und außer Frage steht, sind Identität, Geschichte und Nation. Diese Begriffe sind bei uns nicht immer selbstverständlich. Wer von deutscher Heimat, deutschen Liedern, deutscher Kunst spricht, steht angesichts der jüngsten deutschen Geschichte unter Generalverdacht.“ Wer heute von Heimat spreche, müsse das schon im Geheimen tun.

Schließlich sei der deutsche Nationalstaat das Werk Napoleons, die Teilung Deutschlands sei eine Erfindung der Alliierten und das Land NRW eine Erfindung der Engländer.