Karneval in Düsseldorf Die Bäckersitzung hat auch ihre Lieblingsfeinde

Düsseldorf · In der Rheinterrasse wurden vor allem die Industrie- und Großbäckereien aufs Korn genommen. Die Sitzung feierte ihr Närrisches Jubiläum.

Josef Hinkel, rechts im gelben Anzug, moderierte gemeinsam mit Thomas Puppe die Bäckersitzung. Hinkels Schwester Maria Beck glänzte auf der Bühne als Sängerin.

Foto: Sabine Hanna

Es gibt wohl kaum eine Sitzung, die einen solchen Kult-Status besitzt wie die Bäckersitzung in der Rheinterrasse. Aber das kann natürlich auch daran liegen, dass mit Josef Hinkel und Thomas Puppe zwei Bäcker bei der Programmgestaltung den Hut aufhaben, die in Düsseldorf ohne Probleme als große Spaßvögel durchgehen. Das erkennt man auch daran, dass beide schon Prinz Karneval waren. In diesem Jahr feierte die Sitzung ihr sechs mal elf Jahre Närrisches Jubiläum. Und da wurde natürlich noch einmal eine Schippe drauf gelegt beim Programm.

Den Eisbrecher machte die KG Regenbogen. Allerdings dauerte es ein paar Minuten, bis die Jecken so recht in Stimmung kamen. Kein Wunder, denn normalerweise liegen Bäcker um diese Zeit noch im Bett, bevor es gegen Mitternacht in die Backstube geht. Aber wie ein guter alter Hefeteig, der etwas länger gehen muss, kam die Party dann auch richtig in Schwung.

Vor allem natürlich beim „Selbstgemachtem“. Aber deswegen sind die meisten Jecken ja auch da. Und Puppe und Co. haben ja auch bei den Texten keine Hemmungen. So wurde aus „Vincent“ von Sarah Connor „Kevin“. Und beim Refrain kamen die Jecken aus dem Lachen nicht mehr raus: „Mama, ich kann nicht genießen, muss immer nur drießen, ich glaube ich will das nicht. Die Brötchen von Aldi und Lidl, mir schrumpft schon der Schniedel auch das will ich sicher nicht.“ Oder auch die Zeile: „Chantale wohnt in Kölle kauft bei Penny ein, doch die Brötchen dort machen die Brüste klein. Samstag geht Chantale dann zum FC danach tut ihr auch der Rest noch weh“ sorgte für Beifallsstürme.

Schwer hatten es aber die Redner, denn das Publikum war auf Party und nicht auf zuhören eingestellt. Und so musste Achnes Kasulke ständig gegen einen hohen Lärmpegel ankämpfen.

In den 90er Jahren verkam die Sitzung langsam aber sicher zu einer Kümmersitzung. Das Programm wurde immer schlechter, und die Gäste blieben auch weg. Dann übernahmen die damaligen Jungmeister und Nachwuchs-Chefs von Puppe, Hinkel, Pass, Tiggelkamp und der Stadtbäckerei die Verantwortung für die Sitzung. Sie veränderten das Konzept radikal. Viele der Programmpunkte denken sie sich in stundenlangen Proben aus und werden mit vielen Flaschen Wein erarbeitet. „Es müssen viele Flaschen Wein sein, denn wenn ich die leeren am nächsten Morgen in den Container werfe, ist der immer voll“, lacht Thomas Puppe, bei dem die Proben stattfinden. Inzwischen ist auch der Nachwuchs der damaligen Jungmeister bei den Proben dabei.

„Wir haben natürlich klare Feindbilder entwickelt. Das sind die Großbäckereien, die Massen-Industrie und die Discounter“, sagt Puppe. Und ganz oben auf der Liste der Lieblingsfeinde steht die Großbäckerei Kamps, die bei jeder Sitzung ihr Fett abbekommt. Eines der Leiblingslieder der vergangenen Jahre ist: „Wir backen frisch, wir backen toll, wir haben von Kamps die Schnauze voll. Bist Du erstmal ne AG, tun Verluste nicht mehr weh und der Kurs der fällt und fällt und fällt.“