Die Bahn verteidigt neue S-Bahnen

Obwohl der WZ-Test Probleme mit der Stufe beim Einstieg offenbarte: Bahn sagt, alle Fahrer seien geschult zu helfen.

Foto: David Young

Düsseldorf. Ratlose Rollstuhlfahrer, überfordertes Bahnpersonal — doch die Deutsche Bahn ist zufrieden. Der Einsatz neuer Züge verhindert an Düsseldorfer S-Bahnhöfen aufgrund eines Höhenunterschieds zwischen Bahnhof und Zug, dass behinderte Menschen problemlos einsteigen können. Wie die WZ Montag berichtete, sind die Einstiege der neuen Bahnen auf einer Höhe von 76 Zentimetern, während die Bahnsteige ganze 20 Zentimeter höher liegen.

Bei Bahn und Verkehrsverbund verteidigt man die Neuerung jedoch. „In den neuen Zügen sind Toiletten vorhanden, auf langen Strecken ist das ein großer Vorteil“, sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann. An vielen Bahnhöfen sei der Einstieg jetzt zudem leichter als vorher.

Tatsächlich passen in der Mehrheit der insgesamt 38 Bahnhöfe auf der Strecke der S8 zwischen Hagen und Mönchengladbach Bahn und Bahnsteigkante nun zusammen. Aber eben nicht in Düsseldorf, alle sieben Haltestellen liegen zu hoch. „Hier hat man tatsächlich das Pech, dass alle Bahnhöfe zu hoch für die neuen Bahnen sind“, räumt auch Pohlmann ein. Man habe das Bahnpersonal jedoch geschult, um hilfsbedürftigen Fahrgästen den Einstieg zu erleichtern. „Die Fahrer mussten für die neuen Fahrzeuge eine Prüfung ablegen.“ Warum das aber, wie der WZ-Test am Montag zeigte, nicht reibungslos zu funktionieren scheint und Lokführer teilweise nicht verfügbar oder nicht eingearbeitet sind, kann er nicht erklären.

Beim Verkehrverband Rhein-Ruhr (VRR) sieht man keine großen Probleme, die Situation habe sich nicht verschlimmert, sondern lediglich verlagert: „Es gibt jetzt eben an anderen Bahnhöfen als vorher einen Höhenunterschied“, sagt Sprecherin Sabine Tkatzik. Ungeschultes Personal sei natürlich nicht tragbar, jedoch Sache der Bahn. „Man hat uns versichert, die Mitarbeiter seien entsprechend eingearbeitet.“

Perspektivisch stehe man in Verhandlungen, um dauerhaft alle Bahnsteige auf eine Höhe von 76 Zentimetern zu bringen. „Aber das geht nicht von jetzt auf gleich“, sagt Tkatzik. So sieht es auch Pohlmann: „Man wird noch eine ganze Weile mit Kompromissen leben müssen.“

Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn verweist darauf, dass es zu den betroffenen Linien Alternativen gibt. „Man kann zum Beispiel auf die S28 umsteigen, dort fahren weiter die alten Züge.“ Für Fahrgäste, die dies tun, bedeutet der Umstieg allerdings eine Einschränkung der Mobilität. Sie können nur noch jede zweite Bahn auf der Strecke nutzen und müssen so längere Wartezeiten in Kauf nehmen.