Die Buchhändlerinnen von Grafenberg
Zwei Frauen sind vor fünf Jahren ein Wagnis eingegangen. Sie eröffneten ihre eigene Buchhandlung. Eine Erfolgsgeschichte.
Düsseldorf. Wer sich einen Lebenstraum erfüllen will, muss pragmatisch sein. Das zumindest verkörpern Verena Kähmer und Eva Bonsmann.
Vor fünf Jahren fangen die beiden Buchhändlerinnen, die seit mehr als 20 Jahren im Geschäft sind, noch einmal bei Null an und eröffnen ihren eigenen Buchladen in einer Seitenstraße der Grafenberger Allee.
Dass dieses Vorhaben in Zeiten, in denen immer mehr Bücher bei Händlern im Internet geordert werden, riskant ist, wissen die beiden Frauen genau. Abgeschreckt hat sie das nicht.
Kähmer arbeitet bis dahin in einer traditionellen Buchhandlung in der Innenstadt, als die schließt, holt sie Eva Bonsmann, die sie noch aus der Ausbildung kennt, mit ins Boot. „Wir haben die Chance genutzt und unsere berufliche Zukunft selbst in die Hand genommen“, sagt Bonsmann.
Es sei schwierig in Buchhandlungen vom alten Schlag einen Job zu finden. „Die kleinen Läden können sich nicht viel Personal leisten“, sagt Kähmer. Um die Branche zu wechseln, seien sie einfach viel zu gerne Buchhändler.
Ihr Wagnis hat sich gelohnt. Auch nach fünf Jahren stehen sie noch glücklich hinter dem Verkaufstresen. Dass der ausgerechnet an der Geibelstraße steht, ist Zufall. „Wir haben eine Karte aufgeschlagen und uns angeguckt, wo in Düsseldorf und Umgebung noch keine Buchläden sind — und wo Kaufkraft vorhanden ist. Grafenberg erfüllt ihre Kriterien.
In der ehemaligen Post finden sie passende Räume. „Das hat vielen bei der Verortung geholfen. Auch heute fragen viele Kunden, die zum ersten Mal in den Laden kommen, ob hier früher nicht die Post war“, sagt Bonsmann.
Um sich zu etablieren, habe sie eine simple Strategie gewählt — die offenbar aufgeht. „Wir verteilen den Namen möglichst oft im Viertel“, sagt Bonsmann. „Wenn etwas los ist, dann sind wir auch vor Ort mit einem Stand. Das muss man auch“, sagt die 41 Jahre alte Kähmer. „Dann gucken die Leute auch mal um die Ecke.“
Auch im Geschäft selbst organisieren sie regelmäßig Lesungen, Ausstellungen oder auch Weinproben. Eine Veranstaltung im Monat ist das Ziel. Auch wenn sie ein Zuschussgeschäft seien. „Es bringt uns trotzdem was, wir werden wahrgenommen“, sagt eine der Buchhändlerinnen.
Außerdem sei es einfach schön, im Viertel etwas Kultur anzubieten. „Das Angebot ist ja nicht so groß hier.“ Gerade ältere Kunden seien froh, nicht abends noch in die Innenstadt fahren zu müssen.
Und mittlerweile haben die beiden Frauen auch viele Stammkunden, die die persönliche Beratung zu schätzen wissen. „Hier ist jedes Buch von Hand ausgewählt. Wenn wir die Kataloge durchblättern, gucken wir immer, was dem Kunden XY gefallen könnte und bestellen es. Meistens passt das auch“, sagt Bonsmann.
In großen Buchhandlungen ist das gar nicht möglich. Und auch die Art der Bücher, die über den Verkaufstresen gehen, ist in Grafenberg anders als in der Innenstadt, hat Verena Kähmer festgestellt. „In der City gingen Bücher zu Fernsehserien oder von TV-Köchen stapelweise weg. Hier will die kaum jemand haben.“ Die Grafenberger mögen lieber klassische Unterhaltungsliteratur.