Die drei ??? live: Vertraute Stimmen aus der Kindheit

Die Fans zwischen zehn und 50 Jahren sorgten für eine ausverkaufte Halle.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Wenn ein einziger Satz tosenden Jubel auslöst, muss es sich um einen besonderen Satz handeln. Oder um einen besonderen Sprecher. Oft genug geht beides Hand in Hand — so wie am Freitagabend in der ausverkauften Halle an der Siegburger Straße. Gut 40 Minuten hat es gedauert, bis Oliver Rohrbeck endlich die Frage stellt, auf die die 5200 Fans gewartet hatten: „Darf ich Ihnen unsere Karte überreichen?“

Jene Karte ist die der drei ???. Darauf stehen die Namen der drei Detektive aus dem kalifornischen Rocky Beach: Justus Jonas, Peter Shaw, Bob Andrews. Und: „Wir übernehmen jeden Fall“. Der Fall an diesem Abend in der aufgeheizten Mehrzweckhalle heißt „Phonophobia. Sinfonie der Angst“.

Eigentlich handelt es sich bei den drei ??? um eine Jugendbuchreihe aus den USA. Das erste Buch ist 1964 erschienen, 1968 schwappte die Begeisterung nach Deutschland über. Und übertraf alle amerikanischen Dimensionen. 16 Millionen Bücher wurden bisher etwa verkauft — noch viel erfolgreicher sind jedoch die Hörspiele, die seit 1979 in Deutschland erscheinen. Von ihnen wurden 45 Millionen Tonträger verkauft.

Aber weshalb sind Hörspiele, die für Acht- bis 14-Jährige ausgewiesen sind, so ungemein erfolgreich? Und warum sind die Zuhörer am Freitag zwischen zehn und 50 Jahren, aus welchem Grund tragen Erwachsene T-Shirts bedruckt mit den weiß-rot-blauen Fragezeichen? All diese Fans sind mit den Bühnen-Akteuren auf- und mitgewachsen. Sie haben die Hörspiele als Schulkinder in ihren Kassettenrecorder geschoben und als Erwachsene wiederentdeckt — und lassen sich heute von den Detektiven in den Schlaf ermitteln. Die drei ??? sind kultige Kindheitserinnerung.

Diesen ideellen Wert machen sich die Produzenten zunutze und produzieren eine Bühnenshow höchster Qualität. Das Herzstück sind natürlich die Stimmen von Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews), alle um die 50 und seit der ersten Folge dabei.

Um dieses Trio herum wurde eine Riesenshow inszeniert. Mit Band, gigantischer Videoleinwand und Jörg Klinkenberg, der als großartiger Geräuschemacher live für das nötige Knistern, Rascheln, Scheppern oder Quietschen sorgt. „Phonophobia“ handelt von einem mysteriösen Institut, einem Orchester, das mit Klängen die Illusion von Farben, Gerüchen und Geschmäckern erzeugt, und einem spinnerten Musikwissenschaftler, der seine Musiker gegen ihren Willen festhält.

Die drei Sprecher präsentieren sich in ihren schwarzen Anzügen derweil als patente Schauspieler und echte Rampensäue mit feinem Gefühl für Timing und Humor. Oft genug schlüpfen sie aus ihrer Rolle als Detektive und bemühen die Außenperspektive. Zum Beispiel als Peter die Handlung unterbricht, nachdem gerade ein Bösewicht von herabstürzendem Geröll getötet wurde: „Bei den drei ??? gibt es keine Toten. Das gefällt mir nicht“, sagt Peter. Was tut man da bei einem Hörspiel? Das Geräusch einer zurückspulenden Kassette einspielen und die Handlung beim zweiten Durchgang korrigieren. Wie soll man schließlich auch einschlafen, wenn jetzt auch noch bei den drei ??? Menschen sterben?