Xi Jinping auf Blitzbesuch an der Kö
Chinas Chef war da — und fast keiner hat es gemerkt. Protokoll eines Blitzbesuchs.
Düsseldorf. So wichtigen Besuch hat Düsseldorf selten — und doch hat fast keiner etwas mitbekommen: Von der breiten Öffentlichkeit nahezu unbemerkt ist am Samstag Chinas Staatspräsident in Düsseldorf zu Gast gewesen.
Der Chef von rund 1,3 Milliarden Chinesen landete am Samstagmorgen mit seiner Frau am Flughafen, wo ihn Ministerpräsidentin Hannelore Kraft empfing. Von dort ging es ins Interconti-Hotel an der südlichen Kö zu einem Treffen mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel.
Das Hotel ist weiträumig abgesperrt, Schaulustige werden auf Abstand gehalten. Es herrscht höchste Sicherheitsstufe, ein Hubschrauber kreist über der Kö.
Als Jinping am Nachmittag aus einem Besuch in Duisburg zurückkehrt, kommt doch noch einmal Stimmung auf: Der Konvoi, stets begleitet von Polizei, fährt vorbei — und mehrere Dutzend chinesische Zaungäste schwenken begeistert Fähnchen. „Wir lieben ihn“, erklärt etwa Katara Yao. „Seine Frau natürlich auch.“ Katara Yao stimmt mit ihren Freunden die Melodie an, die 2008 die Olympischen Spiele in Peking begleitete. „Sicher konnte er keine einzelnen Personen sehen. Aber vielleicht hat er uns beim Aussteigen gehört“, hofft die gebürtige Chinesin, die seit vier Jahren bei Duisburg wohnt.
Eine noch weitere Anreise hatten Kim Ts’ao und Freundin Lin Chiu. Beide leben seit acht Jahren in Frankfurt. „Es ist die pure Neugierde“, sagen sie. „So nah wie hier sind wir Xi Jinping noch nie gekommen.“ Eigentlich kennen sie ihn nur aus dem TV. „Das ist jetzt die Gelegenheit.“
Weniger beeindruckt zeigen sich Düsseldorfer Passanten. „Wir hatten mal bei einem Berlinbesuch zufällig den Vorgänger erlebt“, sagt Arno Jensen über eine „unspektakuläre Nicht-Begegnung“ mit Hu Jintao. „Jetzt wollen wir unserem Sohn zeigen, was los ist, wenn ein Staatsoberhaupt vorfährt.“
Vor allem aber wundern er und seine Frau sich, dass es keine Proteste gibt. „Da gäbe es einiges in Sachen Menschenrechte zu sagen.“ Mahnwachen und andere Aktionen gibt es indes sehr wohl, „aber in direkter Nähe der Kö haben wir keine Genehmigung bekommen“, erklärt Ursula Cullmann von einer Kölner Falun-Gong-Gruppe. Die steht daher am Rathaus und am Heinrich-Heine-Platz. Orte, die nicht auf Xi Jinpings Route liegen.
Im Interconti werden derweil bei einem Abendbankett mit 500 Gästen Artigkeiten ausgetauscht. Kraft beginnt ihre Ansprache auf Chinesisch: „Wenn Freunde aus der Ferne kommen, wie kann man da nicht froh sein?“ Jinping revanchiert sich höflich mit Heinrich Heine. Der habe seine Sehnsucht nach einem glücklichen und erfüllten Leben zum Ausdruck gebracht. „Ich bin überzeugt, dass Chinesen und Deutsche durch aufrichtige Zusammenarbeit, wie Heine es sich gewünscht hat, diesen schönen Traum Wirklichkeit werden lassen können“, sagt Xi. Ansonsten geht es in den Tischreden um Wirtschaftsfragen.
Gestern Morgen ist der Blitzbesuch schon wieder vorbei: Erst geht’s per Konvoi zum Flughafen, dann hebt Jinping ab Richtung Brüssel.