Düsseldorfer Unternehmerin „Die griechischen Eliten verlassen in Scharen das Land“
Viele hochqualifizierte Griechen bewerben sich beim Düsseldorfer Personal-Dienstleister „Synnous“.
Düsseldorf. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Martha Giannakoudi auf Griechenland. Die griechischstämmige Düsseldorferin ist Managerin des Personal-Dienstleistungsunternehmen „Synnous“ und kann sich vor dem Ansturm von hoch qualifizierten Griechen, die dem eigenen Land den Rücken kehren, kaum retten. „Für unser Unternehmen ist das super“, sagt Giannakoudi. „Aber mir blutet auch das Herz, wenn ich mit ansehen muss, dass gute ausgebildete junge Leute in Griechenland keine Perspektive mehr sehen.“ Seit etwa anderthalb Jahren würden die Eliten in Scharen das Land verlassen.
Im Tagesgeschäft der Personalbeschaffung bemerkt die Unternehmerin unmittelbar die brisante wirtschaftspolitische Lage. Das schlage sich beispielsweise im Bereich der Arzt- und Heilberufe nieder.
Entsprechende Bewerber mit guten Deutschkenntnissen aus Griechenland werden erfolgreich an passende Betriebe vermittelt. „In Griechenland liegt das Potenzial brach — das tut mir in der Seele weh.“ Junge Zahnärzte hätten meist nur die Möglichkeit, für ihre notwendige Praxiserfahrung in Aushilfspositionen beim Militär unterzukommen.
Und es scheine, dass sich der Exodus der besten Kräfte aus Griechenland nun auf unbestimmte Zeit fortsetze. „Ich baue gerne eine Brücke, um qualifizierte Kandidaten an deutsche Arbeitgeber zu vermitteln“, sagt Martha Giannakoudi.
Ihr Unternehmen helfe den jungen Griechen nun bei allen möglichen Dingen, auch beim Verfertigen der Bewerbungsunterlagen. „Das Potenzial der griechischen Bewerber ist sehr interessant für deutsche Unternehmen.“ Die negative Haltung mancher Deutschen gegenüber den Griechen könne sie überhaupt nicht verstehen. Denn Deutschland habe zweimal hintereinander profitiert: zuerst durch den Export von Gütern nach Griechenland und jetzt durch die Behebung des hiesigen Fachkräftemangels.
Gleichzeitig würden aber auch Düsseldorfer Büros in Griechenland Dependancen einrichten, etwa in Form von deutschsprachigen Call-Centern. Der Grund: die niedrigen Löhne selbst qualifizierter und fremdsprachlich gut ausgebildeter Menschen in Griechenland. „Davon war ich selber überrascht“, sagt Giannakoudi. „Die Griechen haben viel Geld für die Ausbildung ihrer Kinder ausgegeben.“ Daraus würden auch gute Deutschkenntnisse resultieren.
Die niedrigen Löhne in ihrer Heimat hätten allerdings hauptsächlich Schattenseiten, sagt die Unternehmerin. Gerade sei eine Familie mit zwei Kindern bei ihr gewesen. „Dem Familienvater wurde der Lohn von 1300 auf 800 Euro gesenkt.“ Der versuche nun, aus reiner Existenznot in Deutschland beruflich Fuß zu fassen. Solche Beispiele seien Zeichen für ein Scheitern der von Spardiktaten geprägten Europa-Politik. „Ich kann nicht nachvollziehen, was das bringen soll.“