Herbstgutachten Das Handwerk brummt: Aber das fehlende Personal trübt die gute Laune
Düsseldorf · Jeder dritte Betrieb hat offene Stellen. Trotzdem wird in diesem Jahr ein Wachstum von drei Prozent angepeilt. Große Sorgen macht sich das KFZ-Gewerbe.
In vielen Branchen wird die Digitalisierung in den nächsten Jahren Jobs kosten. Ein Dachdecker, der nach dem Sturm dafür sorgt, dass kein Wasser ins Wohnzimmer tröpfelt, oder ein Gas- und Wasser-Installateur, der die Nasszelle im Badezimmer repariert, werden sich auch in Zukunft keine Sorgen machen müssen, dass ihnen Kollege Computer die Arbeit wegnimmt., Trotzdem haben Handwerksbetriebe große Probleme, geeignetes Personal zu finden. „Jeder dritte Betrieb hat offene Stellen. Das gab es noch nie“, erklärte Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert am Dienstag bei der Vorstellung des Herbstgutachtens.
Vor allem bei der Besetzung von Lehrstellen sei es immer schwieriger, geeignete Bewerber zu finden. In Düsseldorf sind es inzwischen immerhin rund 30 Prozent, die nach dem Abitur eine handwerkliche Ausbildung machen. Und sieben Prozent der Lehrlinge haben einen Flüchtlingshintergrund. „Das funktioniert auch ziemlich gut“, stellte Ehlert fest.
Unter anderem, weil es Arbeitgeber wie Patrick Peters gibt. Seine Kälte-Technik-Firma KKL in Lohausen verlässt sich nicht auf das, was Lehrlinge in Schule oder zu Hause gelernt haben. Im Ausbildungszentrum an der Niederrheinstraße ist ein Schlafzimmer aufgebaut, in dem „Rollenspiele“ geübt werden. Allerdings ganz harmlos zwischen Kunde und Monteur. „Wer sich im Schlafzimmer bei der Arbeit benehmen kann, wird auch sonst mit den Kunden keine Probleme haben“, erklärte eine Ausbilderin, was hinter der ungewöhnlichen Idee steckt.
Wirtschaftliche Lage der
Betriebe ist herausragend
Doch noch tut der Personalmangel der guten Laune keinen Abbruch. Die wirtschaftliche Lage sei „herausragend“, stellte Ehlert fest. 63 Prozent der Firmen berichten über eine gute Geschäftslage. Der Geschäftsklima-Index, der auf Basis einer Umfrage unter fast 1300 Betrieben gemacht wurde., sei zwar leicht von 136 auf 130 Punkte gesunken: „Es ist aber immer noch der zweitbeste Wert, der je gemessen wurde.“ Erfreulich sei, dass die gute Stimmung aus dem gesamten Kammerbezirk gemeldet werde, zu dem auch der linke Niederrhein und das Bergische Land gehören.
Sorgenkind ist vor allem das Kfz-Gewerbe . Neben der anhaltenden Diskussion um Diesel-Fahrzeuge sorgen auch grundsätzliche Fragen der Marktentwicklung für Verunsicherung. Im Kfz_Gewerbe rechnen nur 26 Prozent der Betriebe mit Umsatzsteigerungen. Insgesamt erwartet der Handwerkskammer-Präsident eine weiter positive Entwicklung: „Ich rechne mit einem nominalen Wachstum von drei Prozent.“ Problem für die Kunden: Sie müssen wegen des Personalmangels wohl in Zukunft noch ein bisschen länger auf einen Handwerker warten.