Die Jecken bleiben den Tunten treu
900 Närrinnen und Narren feiern im ausverkauften Henkel-Saal die Wiederauferstehung des Tuntenlaufs.
Düsseldorf. Miss Petronella Bellevue stöckelt auf Sieben-Zentimeter-Absätzen den Laufsteg rauf und runter. Zum opulenten schwarzen Kleid mit goldenen Ärmel trägt sie einen extravaganten Hut mit schwarzen Federn. Miss Petronella Bellevue ist aber kein Topmodel, und erst recht keine Frau. Sie/Er ist einer von 25 Teilnehmern des Tuntenlaufs und stellt sich zu den Klängen von „I Am What I Am“ Jury und Publikum.
Dass Totgesagte länger leben, hat der Tuntenlauf am Samstag eindrucksvoll bewiesen. Das schrill-bunte Spektakel bekam auf der Kö die Rote Karte, aus Kostengründen strich das Carnevals Comitee die Veranstaltung aus dem Terminkalender. Doch die KG Regenbogen raffte die Röcke und nahm sich des Tuntenlaufs an, mit dem Henkel-Saal im Quartier Bohème wurde eine neue Heimat für die Veranstaltung gefunden. „Der Tuntenlauf muss in Düsseldorf bleiben und wer, wenn nicht wir, kann das machen“, sagt Lothar Hörning, Präsident der KG Regenbogen.
Den Ortswechsel hat der Tuntenlauf gut überstanden. Vermutlich hätten Tausende von Eintrittskarten verkauft werden können — aber bei 900 ist im Henkel-Saal Schluss. Über den großen Andrang kann sich auch die Düsseldorfer Aidshilfe freuen. Sämtliche Eintrittsgelder spendet die KG Regenbogen an die Einrichtung.
„Tunte, lauf!“ schallte es durch den Saal und die Männer versuchen, auf ihren hohen Absätzen das Gleichgewicht zu behalten. Warum sich die Teilnehmer diesen Gang durch den Hexenkessel antun? „Es ist das Schönste, sich auf der Bühne auszuleben“, sagt Miss Aroma, die mit bisher vier Teilnahmen schon wettkampferfahren ist. Unter den kritischen Augen der Jury — bestehend aus Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Künstlerin Käthe Köstlich und Hoppeditz Thomas Bauer — gaben die Teilnehmer des Tuntenlaufs alles und begeisterten das Publikum mit schrillen Kostümen, einzigartiger Performance und manch tiefen Einblicken.
Neben der ebenso harten wie witzigen Kritik von der Jury — vorneweg Käthe Köstlich, die kein Blatt vor den Mund nahm (O-Ton: „Du läufst ja wie eine Brustschwimmerin“) — mussten sich die Tunten auch vom Publikum viel gefallen lassen. Wer nicht gut ankam, wurde gnadenlos ausgebuht. Trotz des ein oder anderen misslungenen Auftritts gefiel den Zuschauern das neue Konzept der Veranstaltung: „Es ist eine super Stimmung hier, und da es draußen kalt ist, passt es einfach“, sagt Petra Gatzmaga.
Ein wichtiger Aspekt des Tuntenlaufs ist mit dem Umzug allerdings verloren gegangen: „Auf der Kö hat uns jeder wahrgenommen, hier ist’s ein geschlossener Raum und beinahe nur die schwule Welt bekommt die Veranstaltung mit“, sagt Marcel Winzer.