Die „Menschen am Hellweg“ als Stars einer Porträt-Serie
Der Fotograf Josef Schulz wohnt über dem Nachbarschaftstreff „Helle“ im Düsseldorfer Stadtteil Lierenfeld und hat dessen Besucher fotografiert.
Düsseldorf. Ernst blicken viele drein, nachdenklich, nur wenige schmunzeln. Es sind Menschen mit Ecken und Kanten, keine Hochglanz-Models, die einen von den Wänden aus anblicken, wenn man den Nachbarschaftstreff „Helle“ betritt. 17 Portraits von „Menschen am Hellweg“ sind dort derzeit in einer Fotoausstellung zu sehen. Das Besondere: Der Fotograf der Schwarz-Weiß-Aufnahmen wohnt gleich über dem Treff.
Vergangenen Sommer verschlägt es Josef Schulz von Lierenfeld an den Hellweg. Sein neues Atelier ist direkt angesiedelt über dem ökumenischen Treffpunkt für Menschen aus der Gegend, einem „Raum der Begegnung“. Und schon kurz nach seinem Umzug begegnet der polnischstämmige Fotograf denen, die unter seinem Atelier fast täglich ein und aus gehen.
„In Lierenfeld habe ich in einem Haus mit vielen anderen Künstlern gearbeitet, doch die meisten waren zu sehr unterschiedlichen Zeiten in ihrem Atelier. Es war eine anonyme Atmosphäre“, erzählt der 49-jährige Fotograf.
In Flingern sei das anders. „Ich habe schnell gemerkt, dass eine Etage unter mir eine offene Gemeinschaft entstanden ist und man mit den Leuten leicht ins Gespräch kommt. Und dass dort viele interessante Charaktere zusammentreffen.“
Josef Schulz erzählt den Besuchern viel über seine bisherige künstlerische Laufbahn, die Anfang der 90er-Jahre mit einem Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Bernd Becher und Thomas Ruff beginnt. Aber er erfährt auch einiges über die Biografien der Menschen, die das „Helle“ prägen. „Die Lebens- und Leidensgeschichten vieler hat mich gleichzeitig beeindruck und inspiriert. So entstand die Idee zu einer Portrait-Serie.“
Ende vergangenen Jahres wird der Nachbarschaftstreff für mehrere Wochen in ein Fotostudio umgewandelt. „Viele waren sehr nervös, weil es ihr erstes professionelles Fotoshooting war. Allein von den großen Scheinwerfern waren viele erstmal eingeschüchtert. Auf diese Weise im Mittelpunkt zu stehen, waren sie nicht gewohnt“, erinnert sich Josef Schulz.
Doch auch für ihn selbst ist es eine aufregende Angelegenheit: „Portraitaufnahmen sind sehr weit weg von dem, was ich sonst mache.“ Alle Aufnahmen sind in Schwarz-Weiß gehalten. „Dadurch wird das Augenmerk viel stärker auf die Gesichtszüge und den Ausdruck gelenkt und nicht zum Beispiel auf die Farbe der Kleidung.“
Und in der Tat: Als Betrachter beginnt man automatisch, die einzelnen Gesichter zu deuten. Hilfestellung gibt es dabei nicht: Weder Namen noch Alter oder Beruf sind unter den Portraits vermerkt - die Gesichter sollen für sich sprechen.