Düsseldorf Die Radstation hat 350 Dauerparker

Seit sechs Jahren gibt es die Radstation am Hauptbahnhof — sie ist Rad-Parkplatz, Werkstatt und fördert Arbeitslose.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Etwas versteckt, am Südeingang des Hauptbahnhofs, residiert seit 2009 die Radstation der Zukunftswerkstatt Düsseldorf (ZWD). Neben Reparaturen und Wartungsarbeiten bietet die Einrichtung eine breite Palette an Leihfahrrädern und Stellplätzen sowie eine günstige Auswahl an gebrauchten Bikes zum Verkauf. Zugleich dient die Radstation als Arbeitsfeld, um Langzeitarbeitslose zu qualifizieren und ihnen so eine neue berufliche Perspektive zu geben.

„Manche Fahrradhändler schicken ihre Kunden direkt zu uns, wenn sie merken, dass der Reparaturaufwand sehr hoch ist. Deshalb haben wir uns mittlerweile auf die Reparatur solcher hoffnungslosen Fälle spezialisiert“, sagt Raffaele Mancuso-Berger, Leiter der Radstation, voller Stolz. In der Regel sind es gewöhnliche Alltagsräder, die seine Mitarbeiter mit viel Aufwand wieder instand setzen.

Dabei kann eine einzelne Reparatur schon mal zwei bis drei Stunden in Anspruch nehmen. „Oft hängen die Besitzer sehr an ihrem Rad, weil sie sich kein neues leisten können oder alte Erinnerungen damit verbinden“, erzählt Mancuso-Berger. Im Durchschnitt bringt sein Team pro Tag 20 bis 30 Räder wieder auf Vordermann. Dabei ist die Auftragslage immer wetterabhängig: „Durch den sehr wechselhaften Sommer haben wir in diesem Jahr knapp 20 Prozent weniger Reparaturen und Fahrradvermietungen als 2014.“

Prachtstück der Radstation ist das hauseigene Parkhaus, in dem bis zu 500 Fahrräder Platz finden. „Für Düsseldorf ist das schon einmalig“, schwärmt Mancuso-Berger und fügt hinzu: „In den ersten Jahren war das Kundeninteresse eher überschaubar. Mittlerweile sind jedoch 350 Stellplätze dauerhaft belegt.“ Hauptsächlich Pendler nutzen das Angebot für ihren Weg zur Arbeit. Viele von ihnen haben dafür Jahresverträge abgeschlossen.

Drei Fachkräfte im Stammpersonal sind für den reibungslosen Betrieb der Radstation verantwortlich und übernehmen die Anleitung der Belegschaft, die aus insgesamt 22 Langzeitarbeitslosen besteht. Einer von ihnen ist der 49-jährige Thomas-Peter Otto. Seit März ist der gelernte Dreher im Rahmen einer geförderten Maßnahme in der Fahrradstation beschäftigt.

„Ich habe früher als Schreiner gearbeitet, war dann aber lange Zeit arbeitslos. Durch die Beschäftigung in der Radstation konnte ich mein Hobby nun zum Beruf machen“, freut sich Otto, der hofft, später eine feste Stelle in der Zweirad-Branche zu finden.

Zwischen sechs Monaten und zwei Jahren werden die Teilnehmer der Arbeitsmaßnahme in der Radstation beschäftigt. Nach Meinung von Mancuso-Berger ist das aber zu kurz. „Viele der Teilnehmer haben nur eine geringe Schulbildung genossen. Da reichen sechs Monate nicht, um fit für den Arbeitsmarkt zu werden. Diejenigen, die für zwei Jahre hier bleiben, haben zumindest ein Minimum an Berufsqualifizierung.“ Deshalb wünscht sich Mancuso-Berger eine längere Förderungsdauer.