Die Ratinger Straße reicht jetzt bis zur Kunstakademie
Die Erweiterung der Brauerei Füchschen und der Erfolg der Eiskellerbar haben die Ausgehmeile vergrößert. Und das ist nicht der einzige Wandel in der Altstadt.
Das vertraute Bild erscheint in diesem Sommer verändert. Wenn mittwochs, freitags oder samstags gutes Wetter ist, dann verschwindet die Ratinger Straße immer noch Kopfsteinpflaster für Kopfsteinpflaster unter den Füßen seiner Besucher. Doch die Stehzone von der einen zur anderen Seite endet inzwischen nicht mehr an der Ecke zu „Ratinger Mauer“ beziehungsweise Mühlengasse. Die Ausgeh-Meile reicht inzwischen bis zur Kunstakademie.
Das Füchschen hat seine Terrasse ausgedehnt und baut das Eckgebäude aus. Die Tische stehen jetzt bis weit in die Mühlengasse hinein und sind an den beschriebenen Abenden ebenfalls sehr gut umzingelt sowie mit Altgläsern und anderen rheinischen Spezialitäten drapiert. Wenige Meter weiter beginnt schon die Terrasse der Eiskellerbar. Die hat sich innerhalb weniger Jahre einen sehr guten Ruf für ihre Weinauswahl erworben — und das genießen die Freunde des Hauses nicht nur im Gewölbe, sondern auch draußen auf der bunten Möbel-Mischung. Und so hat sich die Ratinger bis zur Akademie verlängert.
Füchschen-Chef Peter König bestätigt die Entwicklung: „Das hat sich für mich schon gelohnt. Aber auch bei den anderen Gastronomie-Betrieben in der Straße ist immer sehr viel los.“ Der Mittwoch sei als dritter Ausgehtag stabil wie immer. Das zeige sich jetzt noch mehr, weil es nicht mehr ganz so heiß ist, sagt König.
Das „Goldene Einhorn“ liegt in der anderen Hälfte der Ratinger Straße. Deren „Wachstum um die Ecke“ hat aus Sicht von Betreiber Anvari Farshad, keine negativen Folgen. „Das Einhorn, Ohme Jupp und die Uel bilden ein spezielles Bermuda-Dreieck mit eigenem Publikum. Das Füchschen hat ein ganz anderes und überschneidet sich nicht wirklich mit unserem.“ Thorsten te Paß, Betreiber des Schlösser Quartiers, freut sich sogar über die Erweiterung der Füchschen-Terrasse: „Dadurch ist noch mehr Verkehr auf der Ratinger Straße und davon profitieren auch die anderen Gastronomie-Betriebe.“
Mit der beschriebenen Entwicklung ist eine Befürchtung mindestens vorerst nicht Wirklichkeit geworden. Die Eröffnung des Andreas-Quartiers war mit der Frage verbunden, wie das noblere Umfeld die Altstadt verändert. Kenner des Viertels sorgten sich, dass sich die Laufwege ändern, dass Düsseldorf-Besucher sich zwischen Kö-Bogen, Hofgarten und Andreas-Quartier bewegen — und nicht mehr bis zur Ratinger Straße laufen. Zehn Monate nach der Eröffnung des Andreas-Quartiers ist festzustellen, dass dessen Restaurants ebenso wie die Brasserie im gegenüber gelegenen Stadthaus zwar ein anderes Publikum anziehen. Doch damit wächst das Spektrum der Altstadt und ihrer Besucher, ohne dass es bisher Leidtragende gibt.
Neben dem Andreas-Quartier hat es noch eine zweite, leisere Veränderung in der Altstadt gegeben. Die kleine Neustraße, bisher vor allem als Verbindung für den fußläufigen Wechsel von Bolker- zu Ratinger Straße genutzt, hat sich gastronomisch entwickelt. Jetzt im Sommer sind gleich mehrere Terrassen zu sehen, die an den Ausgeh-Abenden gut besucht sind. Neben dem etablierten „Bouillabaisse“ haben auch ein französisches Bistro und ein Vietnamese ihr Publikum gefunden — und das Viertel noch ein bisschen wachsen lassen.