Schulserie Die Don-Bosco-Grundschule: Eine Schule, in der die Schüler mitbestimmen
Düsseldorf · In der Don-Bosco-Montessori-Schule ist ein Boxerrüde der heimliche Star: Schulhund Ito, der sogar Rechenaufgaben würfelt. Doch die Grundschule hat durch ihr besonderes Konzept noch viel mehr zu bieten, sogar Schul-Omis.
“Fröhlich sein. Gutes tun. Die Spatzen pfeifen lassen“: Das war das Motto des Turiner Pfarrers Don Bosco. Ein Motto voller Heiterkeit, Hilfsbereitschaft und viel Optimismus. Der Spruch des Namensgebers ist in der Don-Bosco-Montessori-Schule überall prominent platziert. Ein bunter, zwitschernder Vogel prägt das fröhliche Logo der städtischen Gemeinschaftsgrundschule im Stadtteil Oberkassel. Und wer das Gebäude betritt, der merkt sofort: Hier ist es alles andere als grau in grau. Spielen trifft auf Lernen, Lernen trifft auf Spielen. „Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen. Sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen“: Das Zitat der anderen Namensgeberin Maria Montessori passt hier ganz genau.
Eine große Wimpelkette mit der Aufschrift „Herzlich Willkommen“ spannt sich über die Treppe, die in den ersten Stock führt. Die Wände bedecken Bilder der Schüler und auf einer großen Tafel stehen die Werte der Schule: Fairness, Ehrlichkeit, Höflichkeit, Mut, Fleiss, Hilfsbereitschaft, Aufmerksamkeit, Sorgsamkeit, Respekt, Pünktlichkeit und Ordnung.
Wer aufmerksam schaut, der entdeckt schnell noch ein ganz anderes Bild. Das Foto zeigt einen Boxer und um sein Konterfei herum stehen ganz besondere Verhaltensregeln. „Nicht füttern“ oder „Hände waschen“ zum Beispiel. Der Boxer heißt Ito und er ist der Schulhund an der Don-Bosco-Montessori-Schule. Wobei man auch sagen könnte: Ito ist nicht nur der Schulhund, er ist der Star und Liebling der Kinder. Der 5-jährige Boxer hat seinen Platz bei Schulleiterin Nanette Weidelt und begleitet sie in den Freiarbeitsstunden in die Klasse. Vor kurzem hat Ito mit seiner Besitzerin die Schulhunde-Ausbildung bestanden.
Rüde Ito kann aktiv in den Unterricht eingebunden werden
„Den Kindern gefällt besonders gut, wenn Ito in der Stunde Aufgaben mit dem Schaumstoffwürfel würfelt. Zum Beispiel Rechenaufgaben in Mathematik“, verrät Schulleiterin Nanette Weidelt und fügt hinzu: „Wenn Ito im Unterricht ist, geben sich die Kinder auch Mühe, leise zu sein, denn er legt sich am liebsten unter einen ruhigen Tisch.“ In der Hunde-AG lernen die Kinder, wie man mit Ito, der eigentlich „Mojito vom weiten Land“ heißt, trainiert, spielerisch umgeht, aber auch, wie er sich mit anderen Hunden verhält. „Dafür gehen wir am Rhein spazieren“, sagt Nanette Weidelt, die seit drei Jahren Leiterin der Montessori-Grundschule ist.
210 Kinder besuchen die Schule, die von einem 12-köpfigen Kollegium in acht jahrgangsübergreifenden Klassen unterrichtet werden. Zum Team gehören auch die Schul-Omas. In der Grundschule hat jede Klasse eine eigene Oma. Sie unterstützen die Klassenlehrer an einigen Tagen während der Freiarbeitszeit und üben mit allen Kindern einzeln, flüssig zu lesen oder nach Diktat zu schreiben.
In den Klassenverbänden lernen die Schüler nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik. Zwei wichtige Leitsätze sind: „Hilf mir, es selbst zu tun“ und „Lass mir Zeit“. Von ihren Klassenlehrern unterstützt und angeleitet, arbeiten die Kinder selbstständig und in ihrem individuellen Tempo.
Nanette Weidelt erklärt: „Nach dem offenen Unterrichtsbeginn zwischen 8 und 8.15 Uhr findet die Freiarbeit in den ersten drei Stunden in den altersgemischten Klassenverbänden statt. Jedes Kind kann frei wählen, welche Arbeiten es erledigt. Auch das Tempo und der Platz wird selbstbestimmt. Neben dem eigenen Platz kann das auch ein Teppich sein.“
Noemi (6) bevorzugt beim Lernen den Teppich und macht gerade eine Übung mit goldenen Perlen. Auch das ist eine Montessori-Besonderheit: Sie fallen durch die Materialien und Farben besonders auf. Ava (9) und Anna (8) haben sich zusammen an einen Tisch gesetzt. Die Freundinnen machen verschiedene Aufgaben, helfen sich aber gegenseitig. Die Freiarbeit finden sie sehr wichtig. „Ich finde es gut, dass ich selbst entscheiden kann, woran ich arbeiten möchte. Das klappt dann einfach viel besser“, sagt Anna und Ava nickt zustimmend. Einige Tische weiter sitzen Jannes (9) und Henryk (9). Sie arbeiten gerade an ihrem Zeitungsprojekt. Die Schüler analysieren über mehrere Wochen hinweg Zeitungsartikel und nehmen sie kritisch unter die Lupe. Ihr erstes Resümee: „Ein paar Sachen sind sehr langweilig, aber der Rest ist ganz gut.“ Was sie nach dem Zeitungsprojekt machen möchten, wissen die beiden jetzt noch nicht. Aber zu entdecken gibt es an dieser außergewöhnlichen Schule ja genug.