Schon weit im voraus wird Geld gesammelt Das ist den Abiturienten ihr Ball wert

Düsseldorf · Für die meisten Schüler steht fest: Nach der ganzen Büffelei soll der letzte Abend der Schullaufbahn etwas Besonderes sein. Beim Budget setzen die Jahrgänge aber unterschiedliche Akzente. Bis zu 20.000 Euro werden ausgegeben.

Kwadwo Gyebi-Buaben, Anna Neubauer und Jonathan Moritz (v. l.) vom Abi-Komitee des Benrather Schloß-Gymnasiums.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Abiturienten der Landeshauptstadt befinden sich auf der Zielgerade. Die meisten Klausuren sind geschrieben und die Vorfreude auf einen Schlusspunkt, der möglichst lange im Gedächtnis bleiben soll, steigt. Doch was ist eigentlich der richtige Rahmen und was darf er kosten? Fragen, die von den Abiturienten in Düsseldorf durchaus unterschiedlich beantwortet werden.

„Tatsächlich war die Diskussion in unserem Jahrgang nicht so einfach, mal war der Raum irgendwie doof, mal zu klein, mal zu groß“, sagt Artur Manucharyan, Stufensprecher der Jahrgangsstufe Q2 am Görres-Gymnasium in der City. Am Ende einigten sich die Schüler aus dem zehn- bis 15-köpfigen Komitee auf einen Klassiker, der zu den meist gebuchten Event-Locations für Düsseldorfer Abi-Bälle gehört: das Theater der Träume. „Einzelheiten stehen noch aus, aber wir rechnen damit, dass uns der Schlusspunkt unter unser Schüler-Dasein alles in allem bis zu 20.000 Euro kosten wird“, sagt der 18-Jährige, der am Dienstag in Mathematik seine letzte Klausur schreiben wird.

In der gleichen Location werden im Juni auch die Schüler des Niederkasseler Cecilien-Gymnasiums feiern. „Wie hoch die Kosten werden, kann man beeinflussen, es gibt Varianten mit Lasershow, Feuerwerk und Sternenhimmel, aber auch deutlich einfacher ausgestattete Abende, wir haben uns für einen Mittelweg entschieden“, sagt Anabel Chanteaux, die sich im Abiball-Komitee gemeinsam mit anderen um die Vorbereitungen kümmert. „Nach dem Abi geht man auseinander, viele Mitschüler wird man erst einmal nicht wiedersehen. Da ist ein schön gestalteter Abschluss einfach wichtig“, sagt die 18-Jährige. Hinzu komme das Gefühl, ein Ziel erreicht zu haben, auf das man lange hingearbeitet habe. Auch das wolle man mit Familie und Freunden in ansprechendem Rahmen feiern.

Um sich das Event leisten zu können, haben die Schüler in beiden Gymnasien schon lange vorher angefangen, Geld zu sammeln. „Wir haben unter anderem Kuchen und andere Sachen beim Infoabend zur Berufswahl und beim Weihnachtsbasar verkauft“, sagt Manucharyan.

„Budgets von 50 000 Euro sind
für mich komplett übertrieben“

Ganz ähnlich war es bei Chanteaux: „Auch wir haben Sachen verkauft, unter anderem bei unserem ,Duell‘ mit der Nachbarschule, dem Comenius-Gymnasium.“ Hinzu kämen Spenden von einigen Eltern und vor allem die Ansparbeträge der angehenden Abiturienten. „Seit Beginn der Oberstufe haben die meisten 50 Euro pro Halbjahr eingezahlt, sodass jetzt 200 Euro verfügbar sind“, erläutert Chanteaux. Tickets für den Ball müssen meist nur noch die zusätzlichen Gäste zahlen, die die Abiturienten zum großen Fest mitbringen. „Ich schätze, dass dafür dann zwischen 20 und 40 Euro fällig werden“, sagt Manucharyan.

Den Trend, Abi-Bälle teuer und aufwendig zu gestalten, sieht Raimund Millard, Leiter des Schloß-Gymnasiums in Benrath, mit durchaus gemischten Gefühlen. „Aus anderen Städten im Rheinland habe ich gehört, dass Budgets von 50 000 Euro aufgerufen werden oder gleich ein ganzer Rheindampfer angemietet wird. So etwas ist für mich komplett übertrieben“, sagt der erfahrende Pädagoge. Tatsächlich habe die Fraktion „American Dream“, die einen solchen Abend eher glamourös gestalten wolle, in den letzten 15 Jahren an Boden gewonnen. „An unserer Schule bewegt sich das aber alles noch in einem wirklich moderaten Rahmen“, meint Millard.

Das sieht Anna Neubauer vom Abi-Komitee des Schloß-Gymnasiums genauso. „Wir hatten die Chance, in der Schule zu feiern, dann aber doch mehrere Locations angefragt und mit den Betreibern gesprochen“, sagt sie. In einem ersten Schritt habe man von Angeboten, die sich in Richtung von 20 000 Euro bewegt hätten, Abstand genommen. Die Mehrheit der Stufe mit gut 80 Schülern habe sich schließlich für die Liya Eventlocation in Eller entschieden. „Das ist nicht so pompös, dafür sehr solide. Um die Deko werden wir uns selbst kümmern, aber Büffet, Getränke, Bar und After-Party sind im Preis mit drin.“ Das Budget, das man für den Abend kalkuliere, liege so um die 14 000 Euro. „Da wir seit längerem 50 Euro pro Halbjahr gesammelt und Einnahmen aus Verkäufen angespart haben, kommen wir damit gut zurecht“, sagt Neubauer.

Die Möglichkeit, in der Schule selbst zu feiern, haben auch die Abiturienten der Dieter-Forte-Gesamtschule angeboten bekommen. „Und wir werden sie tatsächlich nutzen“, sagt Betül Sayan, die zum Abi-Komitee gehört. Auch ihre Stufe habe mit dem Liya-Saal, in dem unter anderem große Hochzeiten stattfinden, sowie mit einer ähnlichen Location im benachbarten Ratingen geliebäugelt. „Aber die Entscheidung wurde immer wieder verschoben und am Ende hatten wir immer noch keinen Vertrag unterschrieben“, sagt die 18-Jährige. Außerdem habe „auch noch einiges Geld gefehlt“. Jetzt zahle die Stufe keine Miete und feiere in der Schule. Für das Catering zahlt die Stufe 2300 Euro, hinzu kommen 600 Euro für den DJ, 500 Euro für eine Foto-Box und noch einmal 250 Euro für einen Teil der Deko. „Wir werden uns das richtig nett machen. Und es wird auch mit weniger Budget ein toller Abend werden“, sagt Sayan.

(jj)