Schüler werden zu Artisten Zirkus Urdello probt für großen Tag
Düsseldorf · Der „Circus ohne Grenzen“ macht Schüler innerhalb von ein paar Tagen zu Artisten, Jongleuren und Fakiren.
Auf dem Schulhof an der Urdenbacher Allee 91 ragt seit dem vergangenen Sonntag das rot-weiße Zirkuszelt hinter den Schulgebäuden hervor. Der „Zirkus Urdello“ ist nach 2016 zum zweiten Mal an der Schule. Statt im Unterricht zu sitzen, werden die Schüler zu Clowns, Seiltänzern, Fakiren, Akrobaten, Jongleuren, Zauberern oder präsentieren Kunststücke mit dem Hula Hoop. Die Proben finden im Klassenzimmer, in der Turnhalle und im Zirkuszelt statt. Im Zelt herrscht eine besondere Stimmung. Die Manege und die Zuschauerränge sind aufgebaut, hinter dem roten Samtvorhang werden am Freitag und Samstag die Schüler ihrem Auftritt entgegenfiebern.
Gerade proben die Fakire eine neue Nummer. Das Nagelbrett haben die Schüler bereits kennen gelernt und auch mit nackten Bäuchen auf Scherben gelegen. Heute zeigt Alexander Koplin, Leiter des „Circus ohne Grenzen“, wie sie eine brennende Fackel über ihre Hand ziehen können. In der Vorstellung soll das gleich drei Mal hintereinander geschehen. „Das wichtigste ist: Jeder kann, keiner muss“, sagt Koplin. „Wenn ihr merkt, es wird zu heiß, dann hört auf“, sagt er.
Dann dürfen die 20 Schüler ausprobieren, die 86,3 Grad heiße Flamme über ihre Hand zu ziehen. Alle trauen sich. „Die Flamme tat nicht weh“, sagt Lio Jorde aus der Klasse 4a. „Am Anfang hatte ich Angst, aber es ist alles gut.“ Jette Luckas aus der 3c ist begeistert. „Ich finde es cool, das ist mal was anderes als Clown oder Akrobatik. Das Feuer ist richtig gefährlich“, sagt sie. Damit es nicht richtig gefährlich wird, zeigt Alexander Koplin den Nachwuchs-Fakiren, wie sie die Fackel halten müssen, damit sie nicht aus Versehen ihre Haare oder ihren Pulli versengen.
„Die Arbeit mit Kindern liegt uns besonders am Herzen“, sagt Janina Koplin, die oft erlebt, dass Schüler im Zirkusprojekt eine ganz andere Seite von sich zeigen. „Kinder, die nie etwas sagen, sprechen als Clown laut und deutlich ihren Text und orientierungslos wirkende Schüler finden sich in den Jonglage-Nummern super zurecht“, sagt Janina Koplin. Aber auch Lehrer, Schüler und Eltern lernten sich noch einmal anders kennen. „Es sind sehr viele Eltern involviert, sonst würde das nicht funktionieren“, sagt Doris Kissmann, Rektorin der GGS Garather Straße. Gebucht wurde der „Circus ohne Grenzen“, der in NRW durch die Schulen tourt, vier Jahre im Voraus. Im Herbst vergangenen Jahres begann dann ein Kernteam aus Eltern und Lehrern mit der Organisation der Projektwoche, darunter die Suche nach lokalen Sponsoren sowie das Erstellen von zahlreichen Listen, wer wann was macht.
Allein für das Training werden 28 Eltern und zwölf Lehrer gebraucht. Manche haben sich sogar Urlaub für die Projektwoche genommen, so wie Christian Edlich-Muth, der zusammen mit Katrin Becker die Fakire betreut. „Ich wollte mich beteiligen“, sagt er. Das müssen die Helfer nicht nur während der Projektwoche als Trainer. In der Woche vor dem Zirkusprojekt studierten die Trainer eine eigene Vorstellung ein. Christian Edlich-Muth und Katrin Becker konnten sich selbst als Fakire davon überzeugen, wie es ist, über Scherben zu laufen oder auf einem Nagelbrett zu sitzen. „Es piekst mehr als gedacht“, sagt Becker, „aber das Training und die Aufführung waren echte Highlights.“ Janina Koplin findet wichtig, dass die Trainer merken, was sie von den Kindern verlangen können. „Sie erleben, wie es ist, vor einem fremden Publikum etwas zu präsentieren“, so Koplin.
„Es ist ein ganz tolles Gefühl“, schwärmt die Rektorin Doris Kissmann, die bei der Traineraufführung als Akrobatin dabei war. Insgesamt sei das Zirkusprojekt die Mühe wert. „Das ist Schule mal ganz anders“, sagt Kissmann. In dieser Woche würden Fähigkeiten wie Mut und Selbstvertrauen geschult. Außerdem lernten die Schüler beide Standorte der Schule und andere Lehrer kennen. „Das ist eine schöne gemeinsame Aktion, die die Schule zusammenschweißt“, sagt Kissmann.
Janina Koplin, die schon viele Zirkusprojekte erlebt hat, nimmt jede Woche etwas mit: „Es ist toll, wenn die Augen der Kinder strahlen, es am Ende Standing Ovations gibt und Vätern die Tränen über die Wangen rollen.“ Das gebe ihr mehr, als alleine auf der Bühne zu stehen.