Düsseldorfer Studierende zeigen Abschlussarbeiten Neues Design am traditionsreichen Ort
Düsseldorf · Premiere für Nachwuchsdesigner der Hochschule Düsseldorf: Erstmals präsentieren sie ihre Abschlussarbeiten nicht in einer Werkschau in der Hochschule, sondern zeigen sie öffentlich in der Kunsthalle am Grabbeplatz.
Den „Master in Ausstellungsdesign“ haben Lia Bach und Lea Meister bereits in der Tasche. Doch bevor sie ihren ersten Job antreten, bespielen sie mit ihren 13 pinkfarben angestrichenen Holzsockeln die öffentliche Bühne vor der Kunsthalle. Die „Falling Monuments“ genannte Installation ist eine Reaktion auf die weltweiten Denkmalstürze im Jahr 2020 und die damals entfachten Diskussionen zwischen Denkmalschützern und jenen, die die Abschaffung der Denkmäler fordern. Auf jedem „leeren“ Sockel und den darauf eingefrästen Zitaten wie „Nur wenn Denkmäler da sind, wird über ihren Kontext diskutiert“ ist ein QR-Code angebracht, der mehr Infos online enthält.
Die beiden Absolventinnen sind Teil der Ausstellung „New Design from Düsseldorf“, die Abschlussarbeiten aus den Studiengängen New Craft Object Design, Kommunikationsdesign, Retail Design und Exhibition Design des Fachbereichs Design der Peter Behrens School of Arts (PSBA) der Hochschule Düsseldorf zeigt. Was bislang stets im Rahmen einer Werkschau in der Hochschule zu sehen war, soll bei dieser Pop-up-Veranstaltung erstmals ein breites Publikum in den Räumen der Kunsthalle Düsseldorf begeistern.
„Wir wollen raus aus unserem Elfenbeinturm, sichtbarer und präsenter in der Stadt und über Düsseldorfs Grenzen hinaus werden“, sagt Ulrich Wegenast, seit einem Jahr Dekan an der PSBA, und freut sich über die „unkomplizierte“ Kooperation mit dem Direktor der Kunsthalle, Gregor Jansen. Die von einer Jury ausgewählten „Best ofs“ seien die Visitenkarten der Absolventen und zeigten zudem die Bandbreite der Design-Positionen, die in Düsseldorf an der Hochschule möglich ist.
Von Buchgestaltung bis
Schmuck aus dem 3D-Drucker
Die Arbeiten sind sowohl Retro- als auch Avantgarde. Sie reichen von klassischer Buchgestaltung wie der von Anna Maria Walesch zusammengestellte Porträt-Band „Heimatopie“ über Sammler von Kettensägen bis zum Teddybär. Während Eva Marie Sänger anhand von Schmuckstücken aus dem 3D-Drucker die Wegwerfgesellschaft thematisiert, illustriert der Kommunikationsdesigner Shiwen Sven Wang den Berliner Alexanderplatz in unterschiedlichen Prozessen wie ein Wimmelbild und versieht ihn mit dem Kommentar: „Denn willst du mal von A nach B, der Weg nicht selten übern Alex geht“.
Khalil Döring fängt mittels analoger Großbildfotografie den Weg der Kohle ein. Justin Janssen mag den Mix aus Kunst und Design. Er hat ein Objekt aus Metall konstruiert, das den Betrachter einlädt, die Apparatur in Gang zu setzen und zu erleben, wie Sand als Antrieb, aber auch als gestalterisches Element funktioniert und dabei stets nicht wiederholbare visuelle Blüten treibt.
Virtual Reality, Textilkunst, dokumentarische Videoessays, Animationen oder modularer Synthesizerbau – das gezeigte Spektrum ist breit. Räumliche Installationen verbinden sich in der Sonderschau des Fachbereichs Design mit großformatigen Illustrationen und kleinteiligen Objekten.
„New Design from Düsseldorf steht für Vielfalt und Diversität und verdeutlicht, was die neue Gestalter-Generation umtreibt: der Umgang mit der eigenen Identität und den gegenwärtigen Krisen, der Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf Design und Kreativität, der Wunsch nach Nachhaltigkeit, aber auch die (feministische) Erforschung der Vergangenheit durch visuelle und gestalterische Methoden“, betont Prodekan Eric Fritsch. Weil die in Düsseldorf so gepflegte Büdchen-Kultur der gebürtigen Schwäbin Sarah Tribula fremd war, machte sie das Büdchen zu ihrem Thema und gibt jedem – solange der Vorrat reicht – eine „gemischte Tüte“ mit. Alle möglichen Slogans hat die Nachwuchs-Kreative gesammelt, darunter „Zum Lachen in die Bude gehen“ oder „Budenfunk“. Die wurden in unterschiedlichen Typografien, Formaten und Farben auf Pappe produziert und daraus entstand ein Büdchen – dank der Unterstützung von Guido Mamczur. Der Alumni der PSBA und heute Chef der D’Art Design Gruppe am Zollhafen in Neuss hat nicht nur die gelben Gerüste für unterschiedliche Inszenierungen bereitgestellt. Er macht auch die drei Design-Award-Förderpreise möglich, die am heutigen Samstag von einer externen Jury ausgelobt und vergeben werden.
Workshops für Kinder und Familien sowie Kurzvorträge runden die sehenswerte Schau ab. Denn die Abschlussarbeiten sind ernsthaft, spielerisch, parodistisch, subversiv und mitunter surreal.