Düsseldorf – Deutschlands Beraterhauptstadt
Seit mehr als 40 Jahren nutzen Unternehmensberaterdie Landeshauptstadt als Firmensitz. Infrastruktur und Kundennähe sind den Beratern wichtig.
Düsseldorf. "Fünf Berater haben 1964 angefangen", erzählt Werner Kreuz von A.T. Kearney, "jetzt sind es mehrere Hundert im gesamten Büronetzwerk." Der 59-Jährige kam vor 30 Jahren zur amerikanischen Unternehmensberatung, die ihren ersten europäischen Sitz 1964 in Düsseldorf einrichtete. Inzwischen ist der promovierte Betriebswirt Vice President und allein das Büro in der Landeshauptstadt mit mehr als 180 Mitarbeitern besetzt.
Düsseldorf hat dem Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) zufolge die höchste Dichte an Beraterfirmen in Deutschland. Auf 1000 Einwohner kommt ein Unternehmen - das macht rund 585 Firmen, von denen vier zu den 15 Größten in Deutschland gehören.
Damit liegt Düsseldorf noch vor den Berater-Hochburgen Frankfurt, München, Hamburg und Stuttgart. "Düsseldorf bietet alle Vorzüge, die für Beraterfirmen von Bedeutung sind", erklärt BDU-Sprecher Klaus Reiners. "Viele Klienten sitzen in direkter Umgebung und es lässt sich hier auch gut leben."
Diese Vorteile führten die Unternehmen an den Rhein. 1964 ließ sich auch der jetzige Marktführer McKinsey in Düsseldorf nieder. Dort arbeiten inzwischen mehr als 400 Beschäftigte. "Die Mitarbeiter fühlen sich hier wohl, da die Wege durch die besonders breite Klientenbasis kurz sind", sagt Jürgen Schröder, Büroleiter von McKinsey. "Außerdem sind es von unserem Büro am Kennedydamm aus nur sieben Minuten bis zum Flughafen, von dem täglich Ziele in Europa und Übersee angeflogen werden." Dazu seien Absolventen der Wirtschaftswissenschaften, Jura und Ingenieursstudiengänge der nahe gelegenen Universitäten Aachen, Köln, Koblenz und Münster willkommener Nachwuchs der immer noch wachsenden Branche.
Absolventen der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität finden dagegen seltener den Weg in die Beraterfirmen. "Wir stellen weit weniger Heine-Studenten ein, weil der Ruf der gewünschten Fachrichtungen an anderen Hochschulen besser ist", erklärt Werner Kreuz. Die Auslese unter den vielen Bewerbern sei sehr hart. "Die Abschlussnoten müssen generell zwischen eins und zwei liegen." Dafür erwartet die künftigen Berater eine sichere berufliche Zukunft.
Im Vordergrund steht jedoch die Nähe zu den Klienten. "Ein Großteil der international agierenden Unternehmen aus Industrie, Versicherungs- und Bankenbranche haben hier ihren Sitz, da muss man da sein", meint Peter von Hochberg. Der Büroleiter der zweitgrößten Düsseldorfer Consulting-Firma Booz sieht aber auch noch Entwicklungspotenzial. "Das Rhein-Ruhr-Gebiet sollte stärker zusammenwachsen", meint er, "da gibt es noch zu viele lokale Interessen, die die Vernetzung der Städte verhindern."