Ausstellung mit Promi-Bonus Die Schuhe von Sportlegenden
Düsseldorf · Ein Kölner Mediziner ließ sich von Beckenbauer und Thränhardt inspirieren. Die Schau „ARTletics“ ist im Landtag zu sehen.
Schuhe, die Sportlegenden trugen, wurden zu Kunstwerken. Jens Enneper hat sie gesammelt, fotografiert und mit der Acryl-Flow-Technik bearbeitet. Jetzt sind die Bilder des Kölner Mediziners und Künstlers in der Ausstellung ARTletics-NRW im Landtag zu bestaunen. Wie kam er auf die Idee?
„Kleider machen Leute, Schuhe erzählen Geschichten“, antwortet er. „Das Foto eines Sportschuhs wirkt auf der Leinwand wie ein Stillleben. Ich versuche, es in Bewegung zu versetzen und mit Dynamik anzureichern. In der Hoffnung, es möge auch den Betrachter bewegen.“ So könnten Erinnerungen wach werden – an besondere Ereignisse und Rekorde, vielleicht auch an den Sport, den man selbst einmal betrieben hat. „Die meisten von uns haben bestimmte Bilder im Kopf, sei es von Beckenbauers eleganten Auftritten oder von Joachim Deckarms tragischem Unfall 1979, ein Jahr, nachdem er mit seiner Mannschaft Handball-Weltmeister wurde.“ Der ehemalige Sportler sitzt seitdem im Rollstuhl. Deckarm war Ehrengast bei der Vernissage im Landtag.
Schuhwerk aus Boxsport, Hochsprung oder Formel 1
Ebenso wie Sandra Kiriasis, mit vielen Medaillen dekorierte Pilotin im Zweier-Bob, die einst mit 148,8 Kilometern durch den Eiskanal raste und 2006 in Turin Olympisches Gold gewann. Das Schuh-Werk von Kickbox-Weltmeisterin Hanna Hauser ist noch nicht vollendet, umso neugieriger war sie bei der Eröffnung auf die Kunst. Den Boxring musste sie nach einer Verletzung am Auge verlassen. Heute berichtet sie in den Medien über ihre Passion und möchte Mädchen ermuntern, ihr nachzueifern. „Boxen ist so viel mehr als Schlagen“, versichert Hanna Hauser, „es ist mentale Power und Stärke.“
Auch Heide Ecker-Rosendahl muss sich noch etwas gedulden, bis ihre Schuhe zum Kunstobjekt werden. Bei der Fünfkämpferin, Olympiasiegerin von 1972, sind die Querelen um die richtigen Schuhe zur richtigen Zeit noch präsent. „Ich war in der problematischen Zeit aktiv, als der Belag von Asche zu Kunststoff wechselte“, erzählt sie. „Man wusste vorher nie, wie er in der jeweiligen Sportstätte aussah. Also schleppte ich immer eine dicke Tasche voller Schuhe mit, um flexibel zu sein.“ Jens Enneper bat vorwiegend Sportler, mit denen er persönlich etwas verbindet, um einen ihrer Schuhe. Fast immer stieß er auf Zustimmung. In die Ausstellung in den Räumen der CDU-Landtagsfraktion gelangten mit „Goldsprung I“ und „Goldsprung II“ die Schuhe von Heike Henkel, mit denen sie beim Hochsprung-Finale der Olympischen Spiele in Barcelona 1992 mit 2,02 Metern siegte. Ebenfalls Gold errang bei den Olympischen Spielen 2008 in China die Degenfechterin Britta Heidemann. Daran erinnern „Goldschuhe I“ und „Goldschuhe II“. Auch Carlo Thränhardt bewahrte die Schuhe seines 2,42-Meter-Hochsprungs von 1988 auf. Sein Hallen-Europa-Rekord wurde bisher nie überboten.
Einige Kunstwerke sind Collagen, etwa „Matthäus & Pele“ oder „Die schnellsten Schuhe der Welt“ mit Exemplaren der vier Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Hübsch arrangiert an einer Wand: „Oben der Kaiser“ und „Unten der Prinz“: Franz Beckenbauers Schuh Adidas Cosmo von 1970 und der Adidas F50 Adizero von Lukas Podolski. Während dessen England-Zeit zierte den Schuh das Kölner Stadtwappen. Auch die durch Moderationen in TV und Radio bekannte Birgit Lechtermann hatte Prominenz aus ihrem Netzwerk zur Vernissage eingeladen. Deren Gastgeber, der Landtags-Abgeordnete Jens-Peter Nettekoven, ist selbst passionierter Sportler. Als Präsident des Deutschen Ringerverbands freut es ihn, dass mit „Frank Stäbler Abschied“ auch ein Ringer vertreten ist. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Deutschen Sport & Olympia Museum Köln.
Direktor Andreas Höfer schätzt die Schuh-Werke und meint: „Eine originelle Herangehensweise mit persönlicher Note.“ Im Gespräch mit dem Arzt und Unfallchirurgen Jens Enneper entlockte ihm Moderator Wolfram Kons einige Bekenntnisse. Was liebt er mehr, Sport oder Kunst oder seinen Beruf? „Die Symbiose. Ich schlüpfe einfach gern in unterschiedliche Rollen.“ Die Schau endet am 15. Oktober.