Neues Angebot am Bertha-von-Suttner-Platz Neuer Schließfachschrank soll Obdachlosen Sicherheit geben
Oberbilk · Neun Fächer können sie nun monatsweise am Bertha-von-Suttner-Platz für eine sichere Verwahrung ihrer Habseligkeiten nutzen.
Jeden Tag stellt sich für Ingo Becker aufs Neue die Frage: Wohin mit seinem Hab und Gut? Zwar hat der 50-Jährige einen Wagen, auf dem sich das Meiste transportieren lässt. Für Amts- oder Arzttermine, Wohnungsbesichtigungen oder Bewerbungsgespräche aber möchte Becker den Wagen verständlicherweise nicht mitschleppen. Zwar könnte er ihn auch in der Notschlafstelle lassen, in der er täglich übernachtet. „Aber da komme ich dann tagsüber nicht ran, wenn ich etwas brauche.“
Für solche Fälle gibt es vor dem Atrium am Bertha-von-Suttner-Platz nun ein Angebot, welches von der Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ eingerichtet und von den Franzfreunden betreut wird. Ein geräumiger Schließfachschrank mit neun Fächern, der jederzeit für wohnungslose Menschen zugänglich ist, um ihre Sachen verstauen zu können. Becker ist der erste Interessent, der am Freitag von Franzfreunde-Geschäftsbereichsleiter Jürgen Plitt und den Streetworkern Stephanie Ferlings und Fabian Dicks einen Schlüssel für sein Fach erhielt. Dieses kann kostenlos genutzt werden, muss aber einmal pro Monat in der Notschlafstelle an der Harkortstraße bei den Streetworkern verlängert werden. Gebaut wurde der massive Stahlschrank von Häftlingen der JVA Castrop-Rauxel, das Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat ihn finanziert.
Zwar gibt es auch in den Notschlafstellen Spinde für Obdachlose. Die sind aber nur zu den Öffnungszeiten zugänglich. Ferlings: „Wir möchten mit dem Schrank vor allem die Menschen ansprechen, die aus individuellen Gründen eine Notschlafstelle nicht aufsuchen wollen.“ Gerade die würden sich sorgen, dass ihre Habe weggeräumt oder gestohlen wird, wenn sie tagsüber ihren Platz verlassen. „Daher sind wir froh, dass die Stadt uns einen so zentralen Platz in der Innenstadt überlässt“, sagt Plitt.
Der Bedarf ist groß, denn die Obdachlosigkeit nimmt zu, nicht nur in Düsseldorf. Das habe die jüngste Nachtzählung ergeben, sagt Plitt. „Im Vergleich zu 2021 haben wir eine Steigerung von 80 Prozent.“ Vor allem an bezahlbaren Wohnraum fehle es. Die Drogenproblematik verschärfe die Situation.
Zu ein wenig Entspannung würde die neue städtische Obdachlosenunterkunft an der Moskauer Straße beitragen, durch die etwa weniger Menschen auf der Werdener Straße nächtigen, berichten die Streetworker. Die franzfreunde selber betreuen mehrere Einrichtungen mit insgesamt 450 Plätzen. Für Becker seien die Angebote eine große Chance, schnell wieder auf eigenen Füßen stehen zu können und zu wollen. „So viele Hilfsangebote wie in Düsseldorf habe ich in noch keiner Stadt erlebt.“