Ergebnis einer aktuellen Zählung Mehr als 700 obdachlose Menschen leben in Düsseldorf

Düsseldorf · Im Vergleich zu 2021 stieg die Zahl obdachloser Menschen deutlich, wie eine Zählung ergab.

437 obdachlose Menschen wurden gezählt, weitere 292 Personen befanden sich in Krankenhäusern, Polizeigewahrsam oder Notschlafstellen.

Foto: dpa/Martin Gerten

(sime) Mehr als 700 Menschen sind in Düsseldorf obdachlos. Das ist das Ergebnis der aktuellen Nachtzählung der Arbeitsgemeinschaft der Träger der Wohnungslosenhilfe. Diese machten sich bei der Zählung im Oktober 2023 ein Bild von der Lage obdachloser Menschen in der Stadt. Jetzt wurden die Zahlen vorgestellt.

Die Nachtzählung gebe es alle zwei Jahre, erklärte Jürgen Plitt von der Organisation Franzfreunde. Das Ergebnis der aktuellen Zählung sei erschreckend. Die Erhebung am Stichtag ergab: 437 obdachlose Menschen wurden gezählt. Im Jahr 2021 waren es noch 239 Menschen gewesen. „Die Zahl stieg also um mehr als 80 Prozent“, so die Träger der Wohnungslosenhilfe.

Am Abend der Nachtzählung waren außerdem weitere 292 obdachlose Menschen in Krankenhäusern und Polizeigewahrsam oder übernachteten in Notschlafstellen. Damit kam die Zählung auf insgesamt 729 obdachlose Menschen in Düsseldorf. Diese Zahl entspricht einer Steigerung von fast 60 Prozent – und der bundesweiten Entwicklung.

An der Aktion in Düsseldorf beteiligten sich 90 Zählende der verschiedenen Träger, insbesondere der Caritas, Diakonie, Sozialdienst katholischer Männer (SKM), „Axept!“ und der Franzfreunde. Gezählt wurde am 19. Oktober 2023 zwischen 22.30 und 1 Uhr morgens. „Es erfolgte keine Ansprache der Menschen, es ist deren Privatsphäre und wir haben keine exakten Ortsangaben gesammelt“, sagte Stephanie Ferlings von den Franzfreunden. Die Zählenden wurden auf ihre Aufgabe mit einer kurzen Schulung vorbereitet.

Hauptproblem für den Anstieg sehen die Träger der Wohnungslosenhilfe im knappen, bezahlbaren Wohnraum. „Wir erleben auch, dass wohnungslose Menschen bei der Wohnungssuche diskriminiert werden“, so Jürgen Plitt. Die Träger fordern Konsequenzen für das Düsseldorfer Hilfesystem in Zusammenarbeit mit der Stadt. Sorge bereite die gesundheitliche Situation der Obdachlosen. „Da brauchen wir dringend mehr medizinische Hilfe und Mitarbeitende aus der Pflege“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Für Streetworker Marvin Wirringa wird die Lage jeden Tag deutlich. „Ich muss sagen, dass mehr Menschen draußen schlafen und ein großer Anstieg da ist. Wir haben jeden Tag viel zu tun“, sagte er. Probleme bereiten seinen Angaben zufolge Suchtkrankheiten und eine wachsende Zahl an Crack-Konsumenten in Düsseldorf.

Der Bedarf an den bestehenden Angeboten nimmt aus Sicht der Fachleute zu. „Die Weiterentwicklung der Notschlafstellen mit einem Ausbau der Tagesaufenthalte ist ein richtiger Schritt“, so Plitt. Ziel der Akteure sei es, die Zunahme der Verelendung auf der Straße aufzuhalten. „Die Menschen sind in einem schlechteren gesundheitlichen und psychischen Zustand“, so Oliver Targas von der Diakonie Düsseldorf.