Verkehrswende Anwohner sauer: Düsseldorf ersetzt Parkplätze durch Fahrradständer

Düsseldorf · 400 neue Stellplätze für Räder hat die Stadt Düsseldorf geschaffen, die Hälfte davon auf Autoparkplätzen. Auch an der Feldstraße in Pempelfort.

Fahrradständer statt Parkplätze für Autos an der Feldstraße.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Ulrike van Hees ist stocksauer. Der Grund sind die neuen Fahrradständer, die die Stadt an der Feldstraße in Pempelfort mitten auf — nun ehemaligen — Parkplätzen für Autos gestellt hat. „Wir Anwohner müssen hier abends schon 20 bis 30 Minuten nach Parkplätzen suchen, da es zu wenige gibt. Jetzt werden es noch weniger“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.

Zunächst sei nur ein einzelner Parkplatz betroffen gewesen. Auf ihre Nachfrage bei der Stadt habe sie die Antwort bekommen, dass sie sich noch wundern werde, weil noch mehr Ständern folgen würden. Und tatsächlich seien mittlerweile zwei weitere Buchten mit Platz für zwei bis drei Autos mit Fahrradständern zugebaut worden. Hintergrund: Die Stadt hatte im Sommer angekündigt, 1200 Fahrradstellplätze bis Ende des Jahres zu installieren. Jetzt wird klar, auch auf Auto-Parkplätzen.

Schlagabtausch zwischen Anwohnern

Bei Facebook ist in einer Pempelfort-Gruppe bereits ein Schlagabtausch zwischen Anwohnern der Feldstraße und anderen Düsseldorfern entbrannt. Kevin Hülsmann sagt zum Beispiel: „Den ohnehin schon knappen Parkraum noch weiter zu verknappen, ist eine Respektlosigkeit all denjenigen gegenüber, die täglich zur Arbeit pendeln müssen.“ Fahrräder könnten dagegen an vielen anderen Stellen abgestellt werden. Zum Beispiel auf Gehsteigen, wie Enrico Palazzo ergänzt: „Für mich ist es ganz klar das Ziel der Politik: Man will den Autofahrern das Leben massiv erschweren, damit diese auf ÖPNV und Fahrräder umschwenken.“

Allerdings melden sich auch Befürworter zu Wort. Sascha Alexander Hallen etwa sagt: „Es gibt zu viele Autos und zu wenig Fahrrad-Ständer in Düsseldorf.“ Und Fabian Pramel fügt hinzu: „Ein paar Parkplätze können die Autofahrer schon abtreten.“ Differenzierter betrachtet Patrick Ernst das Thema: „Weit über 50 Prozent aller Fahrten im Stadtgebiet sind kürzer als fünf Kilometer. Darüber sollte man mit Blick auf unsere Luft und Zukunft nachdenken.“ Zudem wachse der Anteil der Radfahrer beachtlich. „Da ist es nur recht, Radfahrern einen Teil am städtischen Raum einzuräumen.“ Aber er sagt auch: „Auf weniger Flächen hätte man mit anderem Konzept (Holland) mehr Fahrräder unterbringen können.“

„Konzept nicht zu Ende gedacht“

Auch für Anwohnerin Van Hees ist das Ganze „nicht zu Ende gedacht“. Die Ständer könnten besser auf schraffierten Flächen angebracht werden, wo Autos nicht stehen dürfen, da sie die Sicht auf die Kreuzung versperren. „Durch die Fahrräder kann man ja durchgucken“. Hinzu käme, dass ihre Nachbarn die Fahrräder weiter im Hausflur abstellten, da die Diebstahlgefahr draußen zu groß sei. Die Ständer würden also nicht genutzt, während Autofahrern der Kollaps drohe. Sie selbst könne zudem nicht aufs Auto verzichten, da sie beruflich große Gegenstände transportieren müsse. „Wir können nicht alle plötzlich unser Auto abschaffen, zumal mein Diesel angesichts drohender Fahrverbote kaum zu verkaufen ist.“ Quartiersgaragen seien keine Alternative, da man sich nur ganz hinten auf langen Wartelisten eintragen könne.

Die Stadt sagt am Dienstag nach Anfrage unserer Redaktion, dass man die Reaktionen ernst nehmen wolle und „die Nutzung der mobilen Abstellanlagen prüfen und wenn möglich modifizieren“ werde. Sie weist aber darauf hin, dass für einen wegfallenden Auto-Stellplatz acht bis zehn Fahrrad-Stellplätze entstünden. So seien in diesem Jahr für bislang 400 neue Stellplätze für Radler 20 bis 25 Pkw-Parkbuchten weggefallen. Umgerechnet heißt das, mindestens die Hälfte der Stellplätze steht auf ehemaligen Autoparkplätzen. Zunächst werde laut Stadt aber immer im umgebenden öffentlichen Raum nach geeigneten Standorten gesucht. „Fahrrad-Abstellanlagen gehören zur Düsseldorfer Fahrradoffensive und sollen ein deutliches Zeichen für Düsseldorf als fahrradfreundliche Stadt sein.“ Neu entstanden sind sie hier: Karolinger-., Aders-., Gerresheimer, Cranach-., Gladbacher-, Rethel-, Stephanien-., Schützen-, Cantador-, Kölner, Münster-, Nord-, Feld-, Fauna- und Mulvanystraße.