Gast-Kommentar Für Erzieher steht das Kind im Mittelpunkt ihrer Arbeit
Düsseldorf · Erzieherinnen und Erzieher möchten sich nicht in der Welt der Headhunter bewegen. Sie möchten auch keine Prämien, damit sie von einem zum nächsten Arbeitgeber wechseln. Sie haben ihren Beruf gewählt, um sich mit Kindern zu befassen, sie zu fördern, ihnen eine Umgebung zu schaffen, in der sie sich wohlfühlen und sich entfalten können.
Das Kind steht für Erzieherinnen und Erzieher im Mittelpunkt. Für Politik und Gesetzgeber steht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Mittelpunkt. Die Kita wird zum Standortfaktor der Wirtschaft. Öffnungszeiten der Kita haben sich den Erfordernissen der Wirtschaft anzupassen und auch unser aller Erwartung, dass uns Dienstleistungen und Geschäfte rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Wochenendöffnungen, sogar 24 Stunden Öffnungen wurden oder werden diskutiert.
Das geht weiter als das „Bunte-Bälle-Bad“ im schwedischen Möbelhaus. Um es gleich vorwegzunehmen: Eltern, die tatsächlich besondere Öffnungszeiten benötigen, müssen unterstützt werden. Dann gibt es da ja auch noch die guten Möglichkeiten der Kindertagespflege, nicht nur aber auch für besondere Bedarfe. Und: Wo ist eigentlich – umgekehrt – die Forderung nach familienfreundlichen Arbeitszeiten in Unternehmen und Betrieben?
Erzieherinnen und Erzieher möchten pädagogisch sinnvoll arbeiten können, Freude an ihrer Arbeit haben dürfen. Der gegenwärtige Mangel an Erzieherinnen und Erziehern bringt sie aber nur allzu oft in die Situation, gehetzt nicht vorhandene Kolleginnen und Kollegen vertreten zu müssen. Das ist bei allen Trägern so.
Zeitgleich werden ständig weitere Kitaplätze geschaffen, Öffnungszeiten „flexibilisiert“, konkret verlängert. Die Beteiligten wissen aber, dass das Personal schon jetzt mehr als knapp ist und sich das in absehbarer Zeit auch nicht ändern wird. Auch brauchen Kinder und Erzieherinnen und Erzieher kleinere Gruppengrößen.
Die Situation der Kita-Träger ist ebenfalls wenig erfreulich: Kitas sind so miserabel finanziert, dass die Politik finanzielle „Rettungspakete“ schickt um zu verhindern, dass Träger aufgeben. Statt Rettungspaketen braucht es aber vernünftige, stabile und einfache Finanzierungen. Mit dem Kibiz, der noch geltenden Gesetzesgrundlage, sollte im Übrigen eine Verwaltungsvereinfachung einhergehen. Das Gegenteil wurde Realität: Überbordende Bürokratie, unnötig komplizierte Verfahren führen zu immensem Verwaltungsaufwand. Das gehört wieder auf die Füße gestellt. Das packt aber keiner an.
Verdienen Erzieherinnen und Erzieher genug? Das Gehalt gibt ja in der Regel wieder, was der Politik und der Gesellschaft eine Arbeitsleistung wirklich wert ist. Das gilt für die Pflegeberufe ebenso wie für Erzieherinnen und Erzieher.
Politisch ist die Bedeutung der frühen Kindheit fast in aller Munde. Real aber nehmen die Gehälter ab, je jünger die Kinder sind, um die es geht. Das gilt für unser Schulsystem und eben auch für die sogenannte frühkindliche Bildung, die Kitas. Auch das steht auf dem Kopf.
Heinz-Werner Schnittker ist Vorstandsvorsitzender des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Düsseldorf