Chor Wenn zukünftige Ärzte gemeinsam singen

Düsseldorf · Der Medizinerchor an der Heine-Uni wurde auch durch „Der beste Chor im Westen“ bekannt. Am Samstag geben sie ein Konzert.

Der Medizinerchor an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Uni bei einem seiner Konzerte.

Foto: Stefan Krakau

Alles fing mit Tod an. Das ist überhaupt nicht pietätlos oder in irgendeiner Weise reißerisch gemeint; denn schließlich trifft es den Kern. Der Medizinerchor (Studierendenchor der Medizinischen Fakultät Düsseldorf e.V.) hat seine Ursprünge in Gedenkfeiern für Angehörige von Körperspendern. Bei diesen besonderen Veranstaltungen wird jener Menschen gedacht, die verfügt haben, dass ihr Körper nach ihrem Tode den Studierenden zur universitären Ausbildung am Institut für Anatomie zu Verfügung stehen soll. In diesem Rahmen formten und formen sich immer wieder kleinere Chöre aus einem Jahrgang an der Fakultät, um der würdigen Gedenkfeier einen musikalischen Rahmen zu geben.

Seit 2016 ist der Medizinerchor ein eingetragener Verein

Doch irgendwann entspross der Wunsch bei mehreren Studenten, auch jenseits dieses Rahmens weiter gemeinsam als Chor zu singen. Der Chor, der einmalig im Jahr 2012 auftrat, wurde so zu einer Keimzelle, aus der sich schließlich ein stattlicher Chor entwickelte, der unabhängig von diesen Gedenkveranstaltungen nun nicht mehr aus dem kulturellen und sozialen Leben an der Fakultät wegzudenken ist. Wenngleich man seit 2016 ein eigenständiger Verein ist, ist der Chor dem Institut für Anatomie nach wie vor eng verbunden. Man wird aber inzwischen auch zu Erstsemester-Einführungen eingeladen, wird gebucht für Konzerte rund um die Sphäre der Uniklinik und Medizinischen Fakultät. Zudem besteht eine Verbindung zur Katholischen Hochschulgemeinde, die Räumlichkeiten bereitstellt und die Chorarbeit so unterstützt.

Wie die erste Vorsitzende des Vereins Subanki Raveendranathan uns anschaulich erklärt, geht es bei dieser Chor-Gemeinschaft, die übrigens von einem engagierten Team geleitet wird, natürlich neben dem gemeinsamen Singen auch um die schönen Nebeneffekte. Menschen kennenzulernen, im Uni-Alltag Anschluss zu finden. Gemeinsames Singen macht Freude, kann entspannen, nach schweren Tagen voller Konzentration, stiftet aber auch, wie in diesem Fall, eine gemeinsame Identität. Wenngleich der Chor studentisch ist und in erster Linie aus Studierenden der Medizin besteht, ist man aber für alle Interessierten offen, erklärt Raveendranathan. Inzwischen ist der Chor derart angewachsen, dass man weit über 100 Mitglieder hat, die sich donnerstags ab 18 Uhr zu Proben treffen, gemeinsame Chorfahrten veranstalten und einer regen Konzerttätigkeit nachgehen. Zwei Konzerte pro Semester, eines immer zu einem bestimmten Motto, das andere mit aus Programmwünschen der Mitglieder zusammengestellten Stücken.

Der Chor, unter dem musikalischen Leitungs-Team Maurus Hagemeister, Otto Bo-Shao Lin, Franziska Lehmann und – neu dabei – Severin Strerath, ist für eine große Bandbreite an Stilen und Genres offen. Manche der Stücke arrangiert man selbst, es gibt eine kleine Begleitband aus Percussion, Piano und E-Bass und auch solistische Auftritte einzelner Sängerinnen und Sänger. Übrigens: 2016 hat der Chor bei der WDR-Show „Der beste Chor im Westen“ teilgenommen und kam bis ins Halbfinale. Doch an dieser Flirt mit der medialen Vermarktung sei eher etwas zwiespältig in Erinnerung geblieben, sagt uns Raveendranathan. Umso mehr konzentriere man sich auf die großen Konzerte im Hörsaal 3A.

Das nächste Konzert findet am Samstag, 20. Juli, um 19.30 Uhr  statt und steht diesmal unter dem Motto „Klangkörper – eine musikalische Reise durch den menschlichen Körper“. Und was könnte bei Medizinern näherliegen, als sich auf musikalische Weise mit dem menschlichen Körper zu befassen. Hierzu haben sie thematisch passende Werke von Anton Bruckner bis hin zu Ed Sheeran ausgewählt. So etwa „Shape of you“ von letzterem. Dazu gesellen sich etwa „You´re the voice“, „Heartland“ oder etwa „Hips don´t lie“.

Der Eintritt ist frei, doch sollen die Einnahmen aus Spenden der Obdachlosen-Praxis Düsseldorf zu Gute kommen. Diese kümmert sich um die dringend nötige medizinische Grundversorgung von Wohnungslosen in der Stadt – viele von diesen Menschen haben keine Krankenversicherung.

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