Hubertus Meyer-Burckhardt in Düsseldorf Wie man das Leichte im Schwierigen entdeckt

Düsseldorf · Talkmaster Hubertus Meyer-Burckhardt wagt sich mit seinem neuem Programm nach Düsseldorf. Hier hat er viele Jahre gelebt und gearbeitet. Warum sich der Talkmaster ungern mit vielen Menschen umgibt.

„Da ich vom Wesen her zum Eigenbrötler neige, bin ich nicht sehr begabt in der Pflege von Freundschaften“, sagt Hubertus Meyer-Burckhardt.

Foto: Uli Glockmann/dpa

Schon der Titel der Lesung verrät, wohin die Reise geht: „Aus der Luft gegriffen…mit Hubertus Meyer-Burckhardt auf der Suche nach dem Leichten im Schweren und dem Schweren im Leichten.“ Der TV-Produzent, Autor und Gastgeber der NDR-Talkshow (67) hegt den ausdrücklichen Wunsch, sich mit seinem Publikum zu verbünden. Deshalb ist sein Auftritt im Robert-Schumann-Saal am 5. November auch keine reine Lesung, obwohl er reichlich Stoff aus etlichen eigenen Büchern schöpfen könnte.

„Ich treffe in Düsseldorf auf Menschen, die ein Ticket gekauft haben“, sagt er. „Trotzdem haben wir ein Date miteinander. Mal schauen, was dabei so passiert, ich lasse mich gern überraschen. Vor allem möchte auch ich meinen Spaß dabei haben und mich nicht mit mir selber langweilen.“ Die Abende, die er gestaltet, hätten eine schleichende Entwicklung genommen, erzählt er. „Zuerst waren es Lesungen mit ein bisschen Improvisation. Dieser Anteil nahm dann immer weiter zu, bis das Improvisieren die Oberhand bekam.“ Ihm macht das einen Heidenspaß – weil er die lässige Kunst des Unterhaltens beherrscht und sich wohlfühlt auf diesem Parkett, das anderen den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Drei Mal trat er mit Ina Müller im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater auf, lustvoll improvisierten beide drauflos.

Hubertus Meyer-Burckhardt, das verdeutlicht auch seine Talkshow mit Barbara Schöneberger, ist ein vergnügter, tiefsinniger und geschätzter Plauderer. Was also haben wir von ihm zu erwarten? Um seine eigenen Bücher gehe es diesmal nicht, wirft er ein. Eckart Schulze-Neuhoff, dem Leiter des Schumann-Saals und Organisator der musikalischen und literarischen Programme, habe er einige Titel durchgegeben, mit denen er zu spielen gedenke. Er gibt sie auch preis: „Aus dem Leben eines Taugenichts“ von Eichendorff, „Das Pariser Bistro“, eine Liebeserklärung von Mark Auge, „Düssel. Dorf. Stadt. Geschichte“ von Michael Osche und den Band „Kleine Düsseldorfer Stadtgeschichte“ von Fritz Dross. „Ein zauberhaftes Buch, humorvoll und tiefsinnig zugleich. Ich möchte es der Leserschaft wärmstens ans Herz legen.“

Der Stadt, in der er gastiert, will Hubertus Meyer-Burckhardt möglichst nahekommen. Daher fahndet er zur Vorbereitung nach passender Lektüre. „Für mich ist das eine Frage der Höflichkeit“, sagt er. Anfang November ist er innerhalb einer Woche mit Bernhard Hoecker in Göttingen und mit Iris Berben in Passau auf der Bühne. Düsseldorf ist jedoch mehr als eine Stadt, in der er liest. Hier hat er von Mitte der 80er- bis Mitte der 90-er-Jahre zwei Mal gelebt und in Werbeagenturen gearbeitet, zuletzt beim damaligen Marktführer BBDO. „An Düsseldorf habe ich viele schöne Erinnerungen, zumal eines meiner zwei Kinder hier geboren ist“, berichtet er und schwärmt von der architektonischen Entwicklung, die er aufmerksam verfolgt. „Fantastisch, ein städtebauliches Vorbild. Und dann gibt es noch diese herzerfrischende rheinische Mentalität, die ich bei jedem Besuch erlebe. Ich freue mich, wenn ich auf der Straße erkannt und derart nett begrüßt werde. Diese unkomplizierte Zugewandtheit kenne ich aus dem eher zurückhaltenden Hamburg so nicht. Dass ich gerne hier bin, ist keine Floskel, sondern eine tiefe Empfindung.“

Er gibt allerdings auch zu, dass viele Verbindungen nach drei Jahrzehnten abgebrochen sind: „Da ich vom Wesen her zum Eigenbrötler neige, bin ich nicht sehr begabt in der Pflege von Freundschaften.“ Obwohl äußerst kommunikativ, brauche er den Rückzug und mache sich Karl Lagerfelds Spruch zu eigen: „Ich habe ein erotisches Verhältnis zum Alleinsein.“ Hubertus Meyer-Burckhardt betont, er gehöre keinem einzigen Club oder Verein an, fahre lieber nach Irland als nach Ibiza und hungere nicht nach Gesellschaft. „Meine Frau natürlich ausgenommen“, fügt er hinzu, „sie ist ein Glück für mich, ein Geschenk.“ Die Journalistin Dorothee Röhrig hat sich mit dem Buch „Du wirst noch an mich denken“ (2023) über ihre komplizierte Familiengeschichte auch als Autorin einen Namen gemacht.

Häufig, erzählt Hubertus Meyer-Burckhardt, werde er gefragt, wie er das alles unter einen Hut bringe – das Produzieren, das Moderieren, das Schreiben und das Lesen. „Ich antworte dann, ich hätte ein nicht vorhandenes Talent zur Muße. In einem gewissen Alter das alles noch machen zu können, erfüllt mich nicht mit Stolz, aber mit großer Dankbarkeit. Ein Bedürfnis nach Ausgleich kommt mir dabei nicht in den Sinn.“

Was seine Lesung betrifft: Wie schwierig ist es für ihn, das Leichte im Schweren zu entdecken? Zumal in diesen düsteren Zeiten? Einen Moment überlegt er. „Kommen wir mal zum jüdischen Witz, dem ich meine Reverenz erweise“, sagt er dann. „Er hat sich über Jahrhunderte im Angesicht von Tragödien entwickelt, davor habe ich größten Respekt.“ Natürlich könne auch er die augenblickliche Flut furchtbarer Bilder nicht verdrängen.