Nach Freibad-Tumulten Interview: „Früher war das Wort eines Bademeisters Gesetz“
Düsseldorf · In den letzten Monaten ist es mehrfach in deutschen Freibädern zu Tumulten und Polizeieinsätzen gekommen - zuletzt im Düsseldorfer Rheinbad. Laut Peter Harzheim, Präsident des Bundesverbandes deutscher Schwimmmeister, hat die Aggressivität erheblich zugenommen. Im Gespräch mit unserer Redaktion fordert Harzheim eine konsequentere Bestrafung.
Herr Harzheim, steigt einigen Freibadbesuchern die Hitze zu Kopf?
Das weiß ich nicht. Jedenfalls hört es nicht auf.
Was hört nicht auf?
Die Aggressivität. Sie nimmt immer weiter zu. In dem Ausmaß, wie wir das derzeit erleben, hat es das noch nicht gegeben. Und das können die Schwimmmeister allein nicht mehr bewältigen.
Wer sorgt vor allem für Ärger in den Bädern?
Auch früher kam es im Freibad zu Streitereien. Jugendliche, gerade männliche, haben immer mal ausprobiert, wie weit sie gehen können. Aber: Früher war das Wort eines Bademeisters Gesetz. Neben dem Bürgermeister, dem Dorf-Sheriff und dem Pastor war er die vierte Person in einem Ort, die etwas zu sagen hatte und die respektiert wurde.
Und wie ist es heute?
Heute sind Rücksicht und Respekt verlorengegangen. Die Hemmschwellen sind niedriger. Die Bademeister müssen sich einiges an Bedrohungen anhören und vieles aushalten. Wir reden hier aber nicht nur von einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung.
Sondern?
Das Problem hat sich in den letzten Jahren durch andere kulturelle Gruppen erheblich verschärft. Es gibt zum Beispiel nordafrikanische Cliquen, die sich mit unseren Werten nicht identifizieren. Das zeigt sich auch deutlich in den Bädern. Da werden aus meiner Sicht unsere Regeln mit Füßen getreten. Und ich frage mich dann schon, was diese Menschen hier noch wollen.
Machen Ausweiskontrollen - wie jetzt in Düsseldorf - Schwimmbäder sicherer?
Das ist ein Anfang. Es gibt überdies kaum noch ein Bad ohne zusätzlichen Security-Dienst. Ich bin eigentlich ein Gegner davon. Denn Bäder sind doch Orte des Miteinanders und der Erholung. Wenn ich heute bewaffnete Leute im Bad herumlaufen sehe, frage ich mich schon, wo wir angekommen sind.
Was muss aus ihrer Sicht noch getan werden?
Wenn wir von innerer Sicherheit reden, dann muss sie umgesetzt werden. Es muss konsequenter durchgegriffen werden. Wer sich in einem Freibad daneben benimmt, wer bedroht oder sich prügelt, muss bestraft werden. Bis hin zu Abschiebungen derjenigen, die es betrifft. Alles andere versteht doch kein Mensch mehr.
Will eigentlich noch jemand Schwimmmeister werden?
Im Moment haben wir ein Nachwuchsproblem. Der Beruf ist eigentlich ein schöner. Er ist vielseitig und man hat mit Menschen zu tun. Nicht nur mit bösen, sondern auch mit vielen lieben und netten. Aber dafür müssen auch die Voraussetzungen stimmen. Es kann nicht sein, dass Leute, die Schwimmmeister als Traumberuf ansehen, ihn aus Angst nicht ergreifen wollen. Ich kenne so einen Fall.