Automaten werden an Schulen geliefert 39 Schulen bieten nun Hygieneartikel-Spender an
Düsseldorf · Das Angebot der Stadt nehmen 39 Schulen wahr. Auch in Museen und Büchereien soll es bald kostenlose Menstruationsartikel geben.
Mehr als ein Jahr lang hatte die Frage, ob Düsseldorfer Schulen kostenfreie Tampons und Binden von der Stadt erhalten sollen, für eine teils emotionsgeladene politische Debatte gesorgt. Nach dem positiven Beschluss im August werden aktuell Hygieneartikel-Spender an Schulen, die dies wünschen, versendet. Von den insgesamt 63 städtischen weiterführenden Schulen nehmen 39 das Angebot wahr. Darüber, wie sinnvoll eine solche Bereitstellung durch die Landeshauptstadt ist, sind die Ansichten in den befragten Bildungseinrichtungen geteilt. Am Donnerstag hat zudem der Kulturausschuss beschlossen, dass bald in städtischen Museen und Büchereien Menstruationsartikel für Besucher kostenfrei zur Verfügung stehen sollen.
Im Leibniz-Montessori-Gymnasium in Pempelfort hängt bereits seit einiger Zeit ein Spender, aus dem Schüler jederzeit Tampons und Binden entnehmen können. „Wir haben uns schon am Pilotprojekt der Stadt beteiligt“, erklärt Beratungslehrerin Stephanie Groß. An diesem Pilotprojekt hatten seit November 2021 elf Schulen teilgenommen und Spender für Menstruationsartikel sowie finanzielle Mittel erhalten. Die Ausgabe über den Spender werde gut angenommen, so Groß. Zwar gebe es immer wieder Schüler, die Unfug mit den Hygieneprodukten treiben und beispielsweise Tampons umherwerfen würden, der Nutzen überwiege aber eindeutig. Groß überlege, demnächst mit Schülern durch die Klasse zu ziehen, um Themen wie Periodenarmut – damit ist eine große finanzielle Belastung für einige Frauen gemeint – anzusprechen. Die Schule hat vor einigen Monaten eine Unisex-Toilette eingerichtet. In den Räumen hängt auch der Hygieneartikel-Spender. Zukünftig soll es weitere „Toiletten für alle“ und mehr Menstruationsartikel-Spender am Leibniz-Montessori-Gymnasium geben.
Für Oliver Wiehn, Schulleiter der städtischen katholische Hauptschule Itterstraße war es ebenfalls ein Anliegen, sich an dem Pilotprojekt zu beteiligen. Ein Spender hängt im Sekretariat der Schule. Alle elf Schulen, die bis zum Ende beim Pilotprojekt dabei waren, hätten sich zur Weiterführung des Angebots entschieden, teilt die Stadt mit. Weitere 28 Schulen haben sich demnach nach der Tesphase zur Teilnahme angemeldet. In der Pilotphase hatten allerdings auch Schulen die Teilnahme am Projekt beendet. Sie bemängelten den Mehraufwand durch die Beschaffung oder Bereitstellung der Hygieneartikel bei schulischem Personal und die übermäßige Entnahme der Menstruationsartikel. Die laufenden Kosten lagen in der Pilotphase bei durchschnittlich 180 Euro pro Schule. Für einen Automaten fallen etwa 150 Euro an.
Eingesetzt hatten sich für die Hygieneartikel-Spender an Schulen unter anderem Vertreter des Jugendrates. „Wir sind sehr, sehr froh, dass es nun geklappt hat“, so Erik Stephan aus dem Führungstrio. Zwar gibt es an vielen Schulen bereits seit Jahren eine Ausgabe von Tampons und Binden, danach müssen Schüler aber oftmals im Sekretariat oder Lehrerkollegium fragen. Die Hemmungen dies zu tun, sei vor allem bei jüngeren Schülern hoch, so Stephan. Er findet: „Es sollte normal sein, dass die Hygieneprodukte jederzeit zur Verfügung stehen – ohne dass man nachfragen muss.“ Das sei schließlich bei Toilettenpapier auch so.
2023 gibt es die Spender auch in städtischen Kulturinstitutionen
Keinen Bedarf für das städtische Angebot sehen 24 weiterführende Schulen. Es gebe kistenweise Menstruationsartikel in den Schränken der Gemeinschaftshauptschule Graf-Recke-Straße, beschreibt Rektor Jürgen Hilger. Die Schule erhalte viele Spenden von Herstellern. Es komme geschätzt etwa dreimal im Monat vor, dass Schüler im Sekretariat nach den Produkten fragen würden. Auch die Theodor-Litt-Realschule beteiligt sich nicht. „Wir haben schon seit Jahren eine andere Lösung, die für uns gut funktioniert“, heißt es. Schüler können sich dort ebenfalls Menstruationsartikel beim Kollegium abholen.
Aus einem anderen Grund nimmt unter anderem das evangelische Theodor-Fliedner-Gymnasium aus Kaiserswerth nicht an der Aktion teil. Das Projekt sei trägergebunden, so Schulleiterin Ulrike Wilmsmeier-Miele, und die Bereitstellung der Hygieneartikel inklusive der Automaten richte sich ausschließlich an Schulen in städtischer Trägerschaft. Im Sekretariat des Gymnasiums, dessen Träger die evangelische Kirche im Rheinland ist, gebe es aber einen Schrank mit kostenfreien Tampons und Binden. Insgesamt sei es eine „super Sache“, dass die Stadt dieses Projekt durchführe, so die Schulleiterin. Auch Lehrer Lennart Andres vom St.-Ursula-Gymnasium in der Altstadt – Träger ist das Erzbistum Köln – teilt mit, die Schule überlege, Spender in Eigeninitiative zu beschaffen. Fest steht bereits, dass ab Januar 2023 auch in städtischen Kulturinstituten kostenlose Menstruationsartikel bereitgestellt werden.