Mehr als 300 Wohnungen könnten entstehen Kritik und Lob für Neubau-Pläne über der Münchener Straße

Wersten/Reisholz · Mehr als 300 Wohnungen könnten über der Münchener Straße entstehen. In Reisholz fand jetzt eine frühzeitige Bürgerinformation zu dem Projekt statt. Die Reaktionen der Düsseldorfer waren gemischt.

Architekt Jürgen Schubert (v.l.) Dezernentin Cornelia Zuschke, Projektmanager Marco Witte Jens Reich (Anteon) und Frank M.Schmid in Reisholz.

Foto: RP/Tino Hermanns

Noch ist das Bauleitverfahren nicht eröffnet, Baubeschlüsse sind noch nicht gefasst. Und doch stecken schon sieben Jahre Arbeit in dem Projekt, das vorsieht, die Münchener Straße hinter der Uni-Brücke in Richtung Innenstand auf 330 Meter Länge zu überbauen. Dadurch sollen mehr als 300 neue Wohnungen geschaffen werden. „In Düsseldorf gab es Überlegungen, Rheinbrücken zu überbauen. Aber ich habe gesagt, lasst den Rhein in Ruhe, er ist so schön“, sagte Planungsdezernentin Cornelia Zuschke am Dienstagabend. Sie ergänzte: „Lasst uns lieber nach Straßen und Schienen gucken, die man mit Wohnungen überbauen kann.“ Im Bürgerhaus Reisholz fand zu diesem Zeitpunkt eine frühzeitige Bürgerinformation statt.

Was in einer so dicht besiedelten Stadt wie Düsseldorf eine scheinbar unlösbare Aufgabe ist, ließ Frank M. Schmid keine Ruhe. Der unabhängige Berater in allen Bereichen der Mobilität, Infrastruktur und des Verkehrs suchte ganz Düsseldorf ab und meldete an Zuschke: „Ich habe eine Stelle gefunden, die passt ganz gut.“ Die Stelle war eben die Münchner Straße und auch die Planungsdezernentin befand die Stelle für passend. Also machte sich Schmid an die Arbeit. „Manchmal lässt einem eine Vision keine Ruhe“, sagte er. „Die Vision ist eine neue Antwort für den Wohnungsbau.“ Die Planung sieht ein komplett neues Wohngebiet vor, das in acht Metern Höhe über der Bundesstraße schwebt.

Anders als in Berlin-Wilmersdorf, als dort in den 1970er Jahren eine stark frequentierte Autobahn eingetunnelt und auf dem Tunneldach eine Wohnanlage erbaut wurde, wird der Neubau über der Münchener Straße an den Seiten offen sein. Auf dem Mittelstreifen soll ein tragfähiger Sockel gebaut werden, auf dem das neue Wohnquartier thront.

Im Erdgeschoss sollen auch Gemeinschaftsräume entstehen

Das Erdgeschoss soll dem sozialen Leben (Gemeinschaftsräume, Nahversorgung und eventuell eine Kita) vorbehalten sein. Darüber sollen vier weitere Geschosse in modularer Leichtbauweise fürs Wohnen entstehen. „So schaffen wir es mit einem Quadratmeter zusätzlicher Flächenversiegelung, 100 Quadratmeter Wohnfläche zu schaffen“, erklärte Schmid.

Die Reaktionen auf die Vorstellung der bisherigen Pläne im Reisholzer Bürgersaal reichte von einem knappen, aber dafür umso deutlicheren „Unfug“, bis zu wohlwollenden Kommentaren. „Schön, dass in Düsseldorf die dritte Dimension entdeckt wird. Das wünscht man sich öfter“, meinte eine Teilnehmerin. Ein Düsseldorfer lobte die Urbanität des Projektes, die vielfältige Nutzung auf kleinem Raum und, dass wenig Fläche neu versiegelt werden müsse. „Uns war klar, dass die Reaktionen auf dieses Projekt von ‚ja, sind die denn völlig bekloppt‘, bis zu ‚endlich mal was Neues‘, reichen“, sagte Zuschke. Sie selbst ist von dem Projekt jedenfalls sehr angetan und unterstützt, wo es nötig ist.

So hat die Stadt bereits mit dem Bund und dem Land, die auf Bundesstraßen wie der Münchener Straße Mitspracherecht haben, Gespräche geführt. „Land und Bund sind mit im Boot. Sie haben Interesse daran, dass so ein Projekt möglich ist“, so die Planungsdezernentin. „Wir hätten uns auch gar nicht getraut, eine frühzeitige Bürgerinformation durchzuführen, wenn Bund und Land nicht dabei gewesen wären.“

Jetzt aber wurden in Reisholz der Zugang zum höher gelegten Bau, die Anbindung an die umliegenden Quartiere, die Parkplatzsituation, Behinderung von Frischluftschneisen durch den Neubau und vieles mehr thematisiert. Beispielsweise Verkehrsgutachten zu erstellen, auf Umwelt und Frischluft zu achten, gehört zum Bauleitverfahren. „Die Vernetzung mit der bestehenden Infrastruktur ist für uns Verpflichtung“, erläuterte Schmid. Und auch die Stadt hat das Vorhaben noch nicht endgültig abgenickt. „Wir haben noch so einige Fragen. Wenn die beantwortet sind, erarbeiten wird das Fahrtenbuch für das Projekt und übergeben es“, so Zuschke.

Der Zeitplan ist noch nicht abschließend definiert. „Wir starten jetzt mit der Ämterabfrage, um das Projekt von unserer Seite aus zu definieren“, verdeutlichte Planungsamt-Mitarbeiter Kai Fischer. „Dann leiten wir das Bauleitverfahren ein. Bis dahin müssen alle Fragen zum Verkehr, zur Frischluft zum Klima und zur Energie geklärt sein. Dann entscheidet der Rat, ob gebaut wird.“ Im Bauleitverfahren, so Fischer, ist eine zweimalige Bürgerbeteiligung verpflichtend festgeschrieben. „Es ist eben wie im richtigen Leben; man sieht sich mindestens zweimal“, scherzte Zuschke.