Psychologe Leon Windscheid kommt nach Düsseldorf „Wer Mensch sein will, muss fühlen“

Düsseldorf · Leon Windscheid kommt mit seiner „Gute Gefühle“-Tour nach Düsseldorf. Der Psychologe hatte seinen ersten Auftritt vor fünf Jahren im Zakk, die Show kommende Woche wird für ihn ein ganz besonderer Abend.

Psychologe Leon Windscheid tritt kommende Woche mit seiner „Gute Gefühle“-Tour in der Mitsubishi Electric Halle auf. Die Show hat für ihn eine besondere Bedeutung.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Heute steht der Psychologe Leon Windscheid vor Tausenden Zuschauern auf der Bühne und ist seit zwei Jahren mit seiner fast ausverkauften „Gute Gefühle“-Tour unterwegs. An seinen allerersten Auftritt vor Publikum erinnert er sich mit einem Lachen zurück. „Das war 2019 in Düsseldorf im Zakk vor etwa 100 Leuten und nicht meine Idee. Ein handelsüblicher Windscheid steht nicht auf der Bühne.“

Die Tickets für die Lesereise zu seinem ersten Buch waren aber schon verkauft. Also bestellte er sich einen weißen Kittel wie ein Professor und bastelte aus einem Skateboard-Helm mit Alufolie und Kabeln einen Hirn-Scanner, den er live auf der Bühne ausprobieren wollte. „Das kann eigentlich alles nur ganz furchtbar gewesen sein“, erinnert er sich lachend zurück. Die Reaktion des Publikums sorgte aber dafür, dass er die Psychologie weiter auf die Bühne bringen wollte. „Am Anfang von meinen Shows bedanke ich mich auch immer bei den Zuschauern dafür, dass sie da sind und sich für das Thema interessieren. Das macht mir Hoffnung.“

Heute sind es keine hundert Menschen mehr, die im Publikum sitzen, sondern Tausende, die Leon Windscheid auf der Bühne sehen wollen. Die Show am 25. April in Düsseldorf wird eine ganz besondere – sowohl für ihn als auch für das Publikum. „Es ist für mich das große Tour-Finale. Nach rund zwei Jahren ‚Gute Gefühle‘ mit mehr als 100 000 Zuschauern ist das ein sehr emotionaler und besonderer Abend.“

Dass er heute nicht mehr im Zakk oder Savoy Theater auftritt, sondern
in der Mitsubishi Electric Halle, ist für den Psychologen ebenfalls etwas ganz besonderes: „Ich bin früher immer mit der S1 von Solingen nach Düsseldorf an der Halle vorbei gefahren. Als Jugendlicher wusste ich damals schon: Da sind die großen Konzerte und da geht man hin, wenn etwas in Düsseldorf ist.“ Dass er Jahre später nun selbst dort auftritt, sei eine große Ehre, sagt Windscheid, der in Solingen aufgewachsen ist. Sein Vater und ein Großteil seiner Familie kommen aus Düsseldorf und werden auch im Publikum sitzen, das mache den Abend zu etwas noch besonderem. „Das ist ein bisschen wie nach Hause kommen.“

Die Tour habe sich im Verlauf der Zeit verändert, kein Termin sei wie der andere gewesen. So sei die Show auch immer besser geworden: „Die Show ist am Ende am allerbesten. In Köln im vergangenen Jahr war noch Generalprobe, die Leute in Düsseldorf werden die beste Show sehen, die ich auf dieser Tour machen konnte.“ Dabei wird er ausnahmsweise nicht alleine auftreten, sondern Unterstützung bekommen. Mehr als eine Anspielung auf seinen Podcast „Betreutes Fühlen“ verrät er bei dem Gespräch mit der Redaktion allerdings nicht.

Bei all den Terminen und Projekten, die der 35-Jährige parallel macht, spielt das Thema Work-Life-Balance wie bei vielen anderen auch bei ihm eine große Rolle. „Ich gehe meiner absoluten Leidenschaft nach und das gibt einem erst einmal ganz viel Energie.“ Immer funktionieren wollen und sich selbst Druck machen, kennt auch der Psychologe. Der Ausgleich sei dabei jedoch sehr wichtig – auch mal Langeweile zu fühlen und diese zuzulassen. Mal durchatmen und den Kopf freibekommen, sei für ein ausgeglichenes Leben mit sich selbst elementar. Gerade negative Gefühle haben eine Funktion. Diese als Impuls zu nehmen, mal in sich reinzuhören und sich zu fragen, was der Körper einem sagen möchte, helfe bei der Weiterentwicklung.

Während bei der Show – wie schon der Name verrät – gute Gefühle im Vordergrund stehen, geht es auch um solche Aspekte. Er verspricht einen Abend, an dem gemeinsam gelacht wird, es aber auch nachdenkliche und emotionale Momente gibt. „Es wird eine Achterbahnfahrt der Gefühle.“ Windscheid gibt dabei Einblicke in die neueste Forschung und liefert wissenschaftliche Impulse. Er zeigt, wie sehr die toxisch positive Gesellschaft unsere Gefühle unter Druck setzt, wie man sich davon befreien kann und ob es überhaupt möglich ist, ein Leben nur mit guten Gefühlen zu führen.

Der Umgang mit Gefühlen sei gerade im Umbruch. Sprichwörter wie „Hart sein wie Kruppstahl“ oder „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ seien glücklicherweise nicht mehr so präsent in den Köpfen, wie sie in früheren Generationen noch waren. Dass sich immer mehr mit Emotionen und Gefühlen beschäftigt wird, sei eine wichtige Entwicklung: „Wer Mensch sein will, muss fühlen. Weinen ist nicht weiblich oder männlich, sondern menschlich.“

Mit dem Ende der Tour soll lange noch nicht Schluss sein: Anfang Mai startet der Vorverkauf für die nächste Tour: „Ich habe schon lange neue Themen recherchiert, für eine Show brauche ich ungefähr zwei Jahre bis sie vorbereitet und recherchiert ist. Ich sammle die ganze Zeit neues Material dafür.“ Bevor es jedoch dazu kommt, steht kommende Woche erst einmal noch die besondere Show in Düsseldorf vor der Tür.