Musikhochschule in Düsseldorf Um sieben Grad gedrehte Wände

Golzheim. · Im neuen Erweiterungsbau der Robert-Schumann-Hochschule wird es nicht nur mehr Platz geben. Es eröffnen sich auch völlig neue Lern- und Lehrmethoden, dank moderner Technik und eines außergewöhnlichen Steinway-Flügels.

51 Steinways wurden bestellt. Dieses Modell im Ensembleraum kann dank digitaler Technik selber spielen und aufzeichnen.

Foto: Susanne Diesner/SUSANNE DIESNER

Auf dem Campus der Robert-Schumann-Hochschule (RSH) an der Fischerstraße ist es wegen des harten Lockdowns wieder sehr ruhig geworden. Lehrveranstaltungen werden nun wieder online durchgeführt. Wenige hundert Meter weiter, auf dem neuen Campus der RSH, sieht es allerdings anders aus. Seit der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW der Hochschule den Erweiterungsbau übergeben hat, wird dort fleißig gewerkelt. Der Komplex ist verheißungsvoll – die wichtigsten Fakten und Besonderheiten.

Welche Arbeiten werden vor Ort ausgeführt?

So sieht das Erweiterungsgebäude der Robert-Schumann-Hochschule aus der Vogelperspektive aus.

Foto: Susanne Diesner

Ende Oktober hat der BLB NRW der Hochschule das Gebäude übergeben, das früher zur Hochschule Düsseldorf gehörte. Es sei dem BLB gelungen, „aus einem primär technisch ausgerichteten Gebäude durch eine sehr aufwändige Herrichtungsmaßnahme ein Gebäude mit einem komplett anderen Erscheinungsbild und einer komplett anderen Atmosphäre zu machen“, sagt RSH-Rektor Raimund Wippermann. Nun „füllt“ die RSH das Gebäude mit Technik, Möbeln und Regalen. So wird die Bibliothek auf zwei Geschossen mit Regalen und Möbeln ausgestattet (einschließlich einer Kompaktus-Anlage), IT und Medientechnik werden installiert. Alle Seminarräume werden mit Dozentenpulten ausgestattet, an die man sich mit Laptop, Tablet, Handy, CD- oder Bluray-Gerät anschließen kann. Über ein Display im Pult können die Lehrenden die Geräte bedienen. Die Projektion der Display-Oberfläche erfolgt über Monitore in den kleinen Seminarräumen und über Beamer in den großen Lehrräumen. Musik wird in den großen Räumen über ein 7.1-Surround-System wiedergegeben, in den kleinen Räumen über Stereo.

Die Bibliothek auf zwei Obergeschossen wurde bereits mit Regalen bestückt.

Foto: Susanne Diesner/SUSANNE DIESNER

Wann kommen die Instrumente?

51 Steinway-Flügel wurden für jeden einzelnen Raum im Übezentrum bestellt, die vor Ort allerdings erst dann aufgestellt werden sollen, wenn das Gebäude komplett bezogen wird. Das soll zu Beginn des Sommersemesters (1. April 2021) sein.

Wie wird das neue Gebäude Lehre und Studium verbessern?

Die RSH hat bereits seit vielen Jahren einen akuten Raumbedarf. Auf dem ehemaligen Gelände der Hochschule Düsseldorf erhalten Studierende und Lehrende nun den dringend benötigten Platz für Bibliothek, Übezentrum und Seminarräume. Ein Höhepunkt ist das Übezentrum, das den Studierenden deutlich bessere Lernbedingungen verschafft: Bislang gibt es keine vergleichbaren Räume in dieser Menge oder Qualität.

So wurden etwa die Wände der einzelnen Räume um sieben Grad gedreht, um ein Flatterecho zu vermeiden, und Diffusoren und Absorber verbessern die Akustik. Die Lehre wird zudem eben viel digitaler als jetzt, Tafeln, Overheadprojektoren und Flipcharts wird es nicht mehr geben. Die Hochschule mache „Ernst mit der Digitalisierung in der Lehre“, sagt Wippermann.

Was macht einen Steinway so besonders?

Im Ensembleraum, dort, wo es auch Konzerte geben soll, steht bereits das Modell Spirio r mit besonderer Digitaltechnik. Es ermöglicht ein neues Lehren und Lernen. Prorektor Thomas Leander sieht eine Reihe an Vorteilen: „Zum einen kann das Instrument die Konzerte von Weltstars, die in einer besonderen Mediathek vorliegen, so wiedergeben, als wenn der Pianist oder die Pianistin selbst am Flügel sitzen würde.“ So könnten Studierende die unterschiedlichen Interpretationen und Spieltechniken der Pianisten-Stars kennenlernen. Zum anderen, was noch wichtiger sei, könnte der Musiker-Nachwuchs sein eigenes Klavierspiel aufnehmen. Im Konzertsaal könnten sie das Stück überall im Saal auf dem Modell hören und überprüfen, „in welchem Maße ihre Absichten, also Tempi, Klangfarben und Dynamiken, realisiert wurden“. Zudem könne der Pianist auf der grafischen Oberfläche eines Tablets experimentieren: „Dieser kann alle Parameter wie Lautstärke, Tondauer, Qualität des Anschlags oder die Pedalisierung anzeigen.“ Fehlerquellen seien so leichter festzustellen und zu korrigieren. Auch angehende Toningenieure könnten von den digitalen Besonderheiten des Instruments profitieren.