Zum Tod von Detlef Muthmann Der Mann, der Musik verschenkte

Detlef Muthmann, der große Wuppertaler, Musikmäzen, Liebhaber der Kammermusik wie seines eigenen Cellos, ist tot. Er starb im Alter von 81 Jahren. Bereits als Jugendlicher lernte Detlef Muthmann in der Stadthalle Wuppertal Kammermusik, ihre großen internationalen Ensembles kennen.

Detlev Muthmann in seinem Garten.

Foto: ja/Johannes Vesper

Sein Leben lang waren ihm Konzerte und Opern in der Stadthalle vor dem Wiederaufbau der Barmer Oper unter Hans Weisbach, Martin Stephani und Georg Ratjen mit seiner eleganten Stabführung vor Augen und Ohren. Für diese Musikerlebnisse vor vielen Jahrzehnten wollte er der Stadt etwas zurückgeben.

Namen jüdischer Musiker an der Stadthalle wieder angebracht

So rief der Mäzen, nicht Sponsor, der sein Geld als Unternehmer für Transportkühlanlagen verdient hatte, 2009 die Kammermusikreihe „Saitenspiel“ ins Leben und finanzierte rund 150 Konzerte vorzüglicher und bekannter Ensembles. Er ließ das Publikum an seinen Vorlieben teilhaben, führte sachkundig und engagiert in die Konzertprogramme ein. In der Historischen Stadthalle förderte er auch selten gespielte Literatur – er sprach von seiner „musica rara“. Zu hören waren u.a. Ligetis 1. , Alfred Schnittkes 3. Streichquartett oder das Notturno für Bass-Bariton und Streichquartett von Otmar Schoeck. Er engagierte weltbekannte Ensembles, wie z.B. das Schumann-Quartett, das Rolston-Quartett, das Novus String-Quartett das Auryn-Quartett für diese Kammermusikreihe. 2016/17 sorgte er dafür, dass das Uriel-Quartett sämtliche Streichquartette Ludwig van Beethovens an drei Abenden aufführte.

Natürlich wurden alle engagierten Musiker immer zusätzlich zu Schulkonzerten verpflichtet, die auch in der Stadthalle stattfanden. Muthmann wollte den musikalischen Funken der Kammermusik bei den jungen Leuten wecken, wenn er die jeweils bis zu 150 Schüler auf seine Kosten dazu einlud. Demenzkranke lud er ebenso wie Menschen mit geringem Einkommen (Kulturloge) in seine Konzerte ein. Und er finanzierte Studierenden der Musikhochschule einen Kammermusikkurs beim international bekannten Minguet-Quartett.

In seiner Begeisterung für die Musik

ließ er auch die während der NS-Zeit an der Stadthallenfassade abgeschlagenen Namen jüdischer Musiker (Mendelssohn, Offenbach, Meyerbeer) wieder anbringen. In der  Spielzeit 2019/20 widmete er seine Konzerte „In Liebe und Verehrung“ der Kammermusik NS-Verfolgter Komponisten: Erwin Schulhoff, Gideon Klein, Viktor Ullmann, Pavel Haas und Hans Krása, die nach ihrer Diskriminierung (Ausstellung „Entartete Musik“ in Düsseldorf 1937) in KZs erst musizierten bevor sie umgebracht wurden. Unvergesslich bleibt das 2. Streichquartett des erst 20-jährigen Gideon Kleins. Mit der Musik der aktuellen Spielzeit sollte ein Fest für Pablo Casals gefeiert werden. In Folge von Corona war das 1. Konzert am 27. September auch das letzte.