Neue Ausstellung in Reisholz Wie man mit Kunst kulturelle Brücken bauen kann

Reisholz · Am Freitag wird in der Kunsthalle Werft 88 die neue Ausstellung eröffnet.

Fatima (v.l.), Roberto, Leiter Georg Schmidt, Gerda und Malgosia in der neuen Ausstellung.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Kunst gilt von jeher als ideales Baumaterial zum kulturellen Brückenbau. Wie dies mit Bildender Kunst funktionieren kann, demonstriert eindrucksvoll die Ausstellung „Ost:West Brücken bauen – nach innen wie außen“, die am Freitag, 7. Juni, um 18 Uhr in der Kunsthalle Werft 77 im Reisholzer Hafen eröffnet wird.

Damit die künstlerische Brücke sich präsentieren kann, wurden zum heimischem Künstler-Fundament Verbindungen zu zwei Künstlern aus Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen sowie Arbeiten von Künstlern mit russischen, israelischen wie syrischen Wurzeln in das Projekt integriert. Darüber hinaus sind im Café creativ der Diakonie künstlerisch tätige Menschen beteiligt, die als Wohnungslose selbst auf Brückenpfeiler einer Gesellschaft angewiesen sind.

Neben den Mitgliedern des café creativ sind an dem künstlerisch verbindenden Netzwerk weiter fünf Künstlerinnen und zehn Künstler aus den Bereichen Fotografie, Malerei, Installation, Skulptur, Streetart und Video-Performance beteiligt. Der Schriftsteller Jens Prüss wird am Sonntag, 16. Juni 2024, um 15 Uhr die Ausstellung literarisch mit einer Lesung aus Heinrich Heines „Katzenjammer“ bereichern. Co-Organisator Wilfred H.G. Neuse, als beteiligter Künstler im Spannungsfeld zwischen Fotografie und Malerei unterwegs, hatte die beiden Neubrandenburger Künstler Paul Raddatz und Tom Wollenberg eingeladen. Raddatz verbindet Elemente plakativer Street-Art mit Malerei, die sich über einen klaren Linienverlauf definiert. Mit seinem Bild vom Medienhafen, das Teil der Brückenbauen-Themenwand ist, unterstreicht der 37-jährige Künstler den Ost-West-Brückenschlag. Mit einem abstrakten, scharfkantigen Konstrukt, das an Eisschollen erinnert, illustriert Tom Wollenberg „Zerbrochene Brücken“. Der 34-jährige hat sechs Jahre als Graphik-Designer gearbeitet, ehe er beschloss, fortan Kunst zu machen. „Ich hatte keine Lust immer nur am Rechner zu sitzen, wollte mehr Freiheit, die mir mehr Lebensqualität bringt“, sagte Tom Wollenberg, der sich an der Kunstakademie bewerben will.

„Als gemeinsames Fundament für die künstlerischen Brückenpfeiler gilt das klare Bekenntnis zu Demokratie und Vielfalt“, sagte Georg H. Schmidt, Künstler und Leiter café creativ der Diakonie, der mit Ulrich Mennekes vom XU Kulturprojekt Düsseldorf die Ausstellung veranstaltet. Während Einrichtungen wie Shelter, Café Pur oder Horizont Wohnungslosen primär ein Basisangebot böten, können die Menschen im café creativ ein freies Angebot, sich künstlerisch auszudrücken, wahrnehmen.

Seit zehn Jahren existiert das café creativ, seit sechs Jahren in eigenen Räumen in dem früheren Gebäude der Albrecht-Dürer-Schule, wo mit zur Verfügung gestelltem Malerei künstlerische Arbeiten aus Fotos oder als Acrylmalerei entstehen. „Sechs bis acht Leute kommen regelmäßig und haben am Ende ein gutes Gefühl, wenn sie etwas geschafft haben“, so Schmidt. Die gerahmten Arbeiten sind durchaus präsentabel und können auch käuflich erworben werden. Was zum zwischenmenschlichen Brückenbau unbedingt erforderlich, das Nachdenken über die Ursachen von Aggression, zeigt Leonid Sokhranski, einst an der Düsseldorfer Kunstakademie Meisterschüler von Klaus Rinke. In den Händen, der in einer Art Fesselung aufgehängten Arme, befindet sich jeweils ein Stein. „Diese Steine sind das Symbol für die ersten Waffen der Menschheit, dazu kommen die goldenen Brote, die symbolisch für die Verknüpfung von einem Grundnahrungsmittel und Profitgier stehen“, erklärte Brückenbauer Leonid Sokhranski.